Schnabuliermarkt: Debatte nimmt Fahrt auf

5.4.2014, 05:03 Uhr
Schnabuliermarkt: Debatte nimmt Fahrt auf

© Hans-Joachim Winckler

Die Innenstadtplanung und auch die Grünflächen fallen im Rathaus in den Aufgabenbereich von Baureferent Joachim Krauße – und der nimmt eindeutig Stellung gegen das Projekt. Für ihn steht fest: Das Zentrum profitiert „in erheblichem Maß“ von der Adenaueranlage als Erholungszone. Im Umkreis gebe es genügend Gastronomie und Einkaufsgelegenheiten, da dürfe man diesen „Ort der Ruhe“ nicht auch noch opfern.

Schon das Vorhaben, den Markt im Fontänenhof zu platzieren, sei „hochproblematisch“. Die Grünfläche dürfe aber keinesfalls angetastet werden. Es sei ja schön, sagt Krauße, wenn Bürger Ideen einbringen. „Aber wenn es nicht passt, muss man das auch in aller Deutlichkeit sagen.“

Auf barsche Ablehnung stößt Schreiers Vorstoß auch beim Fürther Bund Naturschutz. „Mit bunten Bildern“ werde für das Konzept geworben – und damit der nach BN-Ansicht irrige Eindruck erweckt, „die Grünanlage könnte mehr oder weniger bleiben wie sie ist“.

Dem jedoch sei nicht so: Die Naturschützer gehen davon aus, dass die Rasenflächen nicht erhalten werden können und stattdessen „die großflächige Pflasterung und teilweise Bebauung von mehr als der Hälfte der Adenaueranlage“ nötig wäre.

Die Bäume würden „durch die entsprechenden Eingriffe in ihren Wurzelraum sowie durch Bodenverdichtung dauerhaft geschädigt“, so Fürths BN-Vorsitzender Reinhard Scheuerlein. Grundsätzlich sei ein „ständiges intensives Marktgeschehen mit einer über viele Jahrzehnte gewachsenen Grünanlage nicht zu vereinbaren“.

Schon jetzt seien „echte Grünflächen in der Innenstadt absolute Mangelware“, beklagt Scheuerlein; deshalb dürfe man nicht bestehende Substanz aufs Spiel setzen – gerade im Hinblick auf länger andauernde Hitzeperioden, die im Zuge des Klimawandels prognostiziert werden. Der BN geht deshalb mit einem eigenen Vorschlag in die Gegenoffensive: Er plädiert dafür, eine bisher zugepflasterte Fläche im Bereich der Freiheit mit Bäumen zu bepflanzen und dort den „Schnabuliermarkt“ zu schaffen.

Ob das realistisch ist, bleibt offen – dessen ungeachtet spricht sich Klaus Hunneshagen, Vorsitzender des städtischen Wirtschaftsbeirats, der die Kommune berät, ausdrücklich dafür aus, den BN in die weitere Planung einzubeziehen. Seiner Ansicht nach nimmt Schreiers Ausarbeitung aber bereits viel Rücksicht auf die Belange des Baumschutzes. Hunneshagen, der ebenso wie Ideengeber Jochen Schreier Gründungsmitglied der Fürther Bürgerstiftung ist, war früh über seine Pläne informiert und findet das Engagement „einfach klasse“.

Der „Schnabuliermarkt“ wäre in den Augen des Flessabank-Chefs, dessen Büro vis-à-vis der Adenaueranlage liegt, eine eminente Aufwertung für die Neue Mitte, eine ernsthafte Diskussion darüber sei deshalb angeraten. Hunneshagen hält zudem den Mittelteil der Anlage für den wesentlich besseren Markt-Standort als den Fontänenhof, den Oberbürgermeister Thomas Jung favorisiert. Die dort installierte Brunnenanlage sei „ein Stück typisches Fürth“, das Hunneshagen nicht missen möchte.

Anders als in Schreiers Konzept würde er zunächst allerdings nur eine Hälfte der rund 5000 Quadratmeter umfassenden Fläche nutzen. Für den gesamten Bereich, fürchtet der Banker, fehlen die Beschicker. Mehr von ihnen könne man erst nach und nach ködern. Eine Einschätzung übrigens, die der Geschäftsführer der Fürther IHK, Gerhard Fuchs, teilt. Auch er spricht sich für den Standort Adenaueranlage aus – „und wenn der Gesamteindruck passt, wird das auch andere Händler locken“, ist Fuchs sicher.

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