Schülertriathlon: Kinder bekommen frei, um zu schwitzen

17.7.2014, 16:00 Uhr
Schülertriathlon: Kinder bekommen frei, um zu schwitzen

© Thomas Scherer

Mittwochvormittag, 11 Uhr, 26 Grad, die Sonne strahlt. Jetzt im Freibad liegen, statt in der Schule Vokabeln abgefragt zu werden? Rund 600 Kinder und Jugendliche aus 24 Schulen dürfen den Tag zumindest im Freibad am Scherbsgraben verbringen, allerdings: Faulenzen ist nicht drin. Denn hier findet zum zwölften Mal der Schülertriathlon statt. Über 130 Helfer haben Brote geschmiert und Melonen geschnitten, am Streckenrand stehen Schüler und reichen Getränke oder notieren Runden.


Die Teilnahme ist freiwillig. Traurig ist deshalb niemand darüber, sich heute anstrengen zu müssen, statt bequem auf einem Handtuch in der Sonne zu liegen. „Ich mache das nicht, um frei zu haben, ich wollte mal schauen, wie ich auf der Strecke bin“, sagt Jakob, 13 Jahre alt und Schüler am Schliemann-Gymnasium. Die Antwort lautet: ziemlich gut, in seiner Altersklasse belegt er den vierten Platz. Und das bei seinem ersten Triathlon überhaupt – einfach war das nicht, auch wenn Jakob Leichtathletik im Verein trainiert. „Einzeln sind die Disziplinen leicht, aber hintereinander sind sie ziemlich anspruchsvoll“, findet er.


Nicht ganz die Ironman-Distanz


300 Meter Schwimmen, 7,2 Kilometer Radfahren und 2,6 Kilometer Laufen musste er in seinem Jahrgang (1999/2000). Die Ältesten, die 17- bis 18-Jährigen, müssen noch mehr schuften: 500 Meter Schwimmen, 10,8 Kilometer Radfahren und 3,9 Kilometer Laufen. Nicht ganz die Ironman-Distanz, doch trotzdem anspruchsvoll. „Und bei uns werden gute Zeiten gelaufen“, sagt Mitorganisatorin Birgit Bayer-Tersch. In der höchsten Altersklasse schaffte Marc Meyer-Pries vom Hardenberg-Gymnasium den Triathlon in 54:41 Minuten, bei den Frauen war Julia Zugenmaier von der Ullstein-Realschule in 1:00:25 Minuten am schnellsten.


Bei den 17- bis 18-Jährigen dünnt sich das Feld allerdings extrem aus, bei den Männern traten zwei, bei den Frauen drei an. Zum Vergleich: Bei den Jüngsten waren es allein bei den Jungs über 100 Teilnehmer.


Ein Helm für die Gewinnerin


Die geringe Beteiligung der Oberstufe zeigt aber: Nur um nicht in der Schule sitzen zu müssen, lohnt sich der Schülertriathlon nicht. „Dazu ist das viel zu anstrengend“, sagt Matthias Kamm, Sportlehrer am Schliemann-Gymnasium: „Die, die freinehmen, machen das wegen des Sportes. Hier gibt es keine Spaziergänger.“


Spazieren gegangen ist Pia Scharnagl auch nicht, im Gegenteil, die 14-Jährige vom Schliemann ist Erste geworden, zum zweiten Mal, bei ihrer zweiten Teilnahme. Dafür gewinnt sie, auch zum zweiten Mal: einen Fahrradhelm. Was sie damit machen will? „Das weiß ich auch noch nicht“, sagt sie und lacht. Daheim hängen die Helme schon in einer schönen Reihe, erzählt ihr Vater Jens Scharnagl. Der ist stolz und freut sich, dass „der Trainingsaufwand, den sie reinsteckt, belohnt wird“. Aber: „Wegen mir hätte sie auch Letzte werden können.“
So locker können das nicht alle Eltern sehen, sagt Peter Robens, Sportlehrer an der FOS und heute am Schwimmbecken als Helfer im Einsatz: „Manche überschätzen ihre Kinder einfach.“ Dann müsse er, sagt Robens, schon mal eingreifen und dafür sorgen, dass die Kinder sich nicht überanstrengen.


Dennoch: „Die Atmosphäre ist sehr freundlich und nicht so stark auf Leistungssport ausgerichtet“, sagt Frauke Hoffmanns, Sportlehrerin am Schliemann: „Das ist eine tolle Veranstaltung, die den Schülern Appetit auf Sport macht.“ Von ihrer Schule sind 14 Jungen und Mädchen dabei — alle sind sportbegeistert. Freimachen hätte sich auch nicht gelohnt: Das Schliemann hat Wandertag — und das ist sicher entspannter als ein Triathlon.


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