Schulpartnerschaft: Gemeinsam zum Quali

25.5.2016, 11:00 Uhr
Schulpartnerschaft: Gemeinsam zum Quali

© Foto: Schalk

Angefangen hat alles im Dezember 2015: Bei einigen Lehrern des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums war angesichts des Flüchtlingsdramas der Wunsch gewachsen, mitanzupacken und etwas für die Familien zu tun, die nach Fürth gekommen waren, wie Musiklehrerin Christine Rothascher erzählt. Wo genau Hilfe benötigt wird, erfuhren sie und ihre Kollegen über das Sozialrathaus. So stießen sie auf die Kiderlinschule.

Dort nämlich gibt es sogenannte Übergangsklassen, in denen Kinder und Jugendliche unterrichtet werden, die noch nicht lange in Deutschland sind. Vor allem die deutsche Sprache wird hier vermittelt. Sobald die Schüler dafür bereit sind, wechseln sie in Regelklassen. Die erste Begegnung mit den Kiderlinschülern fand noch im Dezember statt: Mit rund 100 Geschenken, die eigentlich für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ vorgesehen waren, machten sich die HSG-Schüler und -Lehrer auf den Weg dorthin. Bei diesem einen Treffen sollte es aber nicht bleiben. Es folgte ein Aktionsnachmittag mit vielen Spielen für die jüngeren Kiderlin-Schüler.

Startschuss des „Paten-Projekts“ war dann im April, kurz nach den Osterferien: Erneut ging es für die Neunt- und Zehntklässler des HSG zur Kiderlinschule – diesmal zum gemeinsamen Lernen. An einem Nachmittag pro Woche, etwa ein bis zwei Stunden lang, helfen sie seitdem den Mittelschülern bei den Hausaufgaben. Aber nicht nur: „Manchmal spielen wir auch zusammen Kicker“, erzählt die 16-jährige Sabrina Thurn, die die zehnte Klasse besucht. Oft tauchen bei den Begegnungen Fragen auf, die die Paten den Übergangsschülern beantworten können, „zum Beispiel, wie das Schulsystem hier funktioniert“, sagt sie.

Die Nachhilfe wird in zwei Übergangsklassen und in einer Regelklasse gegeben. Yasemin Tyler, Klassenleiterin der 9gü, merkt, dass „ihre Schüler das gerne machen“. Es tue ihnen gut, mit anderen jungen Menschen in Kontakt zu treten und Deutsch zu sprechen, sagt Tyler. Denn: Sind sie unter sich, sind Übergangsschüler, die aus den gleichen Ländern kommen, natürlich versucht, miteinander in der Muttersprache zu reden.

Musiklehrerin Rothascher war zunächst skeptisch, ob sie und ihre Kollegen genug Schüler finden würden, die Nachhilfe geben wollen, aber inzwischen sind es etwa 20 Paten. Ihr Engagement sei beeindruckend.

Beim 16-jährigen Julius Mehl weckt das Projekt vor allem Neugierde: „Man bekommt vieles über die Flüchtlingssituation nur aus den Medien mit“, erzählt er, „so kann ich mir selbst ein Bild davon machen.“ Auch Marlene Hammer (15) macht mit. Sie war erst kürzlich wieder bei den Jugendlichen: „Wir haben Deutsch-Hausaufgaben gemacht und ich hatte den Eindruck, dass sie es jetzt besser verstehen.“

Nummern ausgetauscht

Bis der Quali, also der Qualifizierende Abschluss, ansteht, wird es die Lern-Nachmittage geben. Danach könnte es ja vielleicht auch privat klappen: „Wir haben schon Handynummern ausgetauscht, aber noch haben wir in unserer Freizeit nichts unternommen“, sagt Sabrina. Diese sei allerdings auch knapp, sie sei „schulisch gut gefordert“. Die Zeit für das Projekt nehme sie sich aber gerne.

Weitere Ideen, um die „Schulpartnerschaft“ wachsen zu lassen, gibt es auch schon. Vor den Ferien waren die Kiderlin-Schüler zum Gegenbesuch da. Ein gemeinsames Musikprojekt ist das nächste Ziel.

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