Schwere Entscheidung

13.3.2010, 00:00 Uhr
Schwere Entscheidung

© Thomas Scherer

»Beim Strom liegen wir relativ gut und sind auch konkurrenzfähig; beim Gas sieht die Sache komplizierter aus», erklärt Rainer Ott, Marketingleiter der Fürther infra. Wer das Internet-Vergleichsportal »verivox.de» benutzt, findet in dessen Tabellen diverse Angebote, welche die Gas- und Strompreise der infra teilweise sehr deutlich unterbieten.

Dazu genügen dem Preisvergleichsrechner Grundangaben wie die Postleitzahl, der Durchschnittsverbrauch in Kilowattstunden (Strom) beziehungsweise Kubikmetern (Gas) und die gewünschten Tarifrahmenbedingungen. Hier beginnen allerdings gemäß Rainer Ott bereits die Probleme hinsichtlich der Vergleichbarkeit. So verschleiern etwa manche Anbieter die tatsächlichen Endpreise, indem sie schwer durchschaubare Vorauskasse-Regeln, Kautionen oder einmalige Boni in ihre Verträge »einbauen», die so nur im ersten Jahr wirklich günstig sind.

Gerade die Vorauskasse sei laut Rainer Ott gefährlich, denn bei einer Insolvenz des alternativen Anbieters zahle der geprellte Kunde im Extremfall doppelt. Die infra unterliegt als kommunaler Versorger der gesetzlich geregelten Versorgungspflicht: Jeder Kunde muss beliefert werden. Andererseits verhindert genau diese Versorgungsgarantie, dass die infra bei den Gas-Dumpingpreisen der Konkurrenz mithalten kann. »Unternehmen wie Vattenfall bedienen sich unter anderem auf dem so genannten Spotmarkt, auf dem günstige Tagespreise für frei verfügbare Gasmengen gezahlt werden», erklärt Ott. Die infra müsse sich dagegen auf Vorrat eindecken, um ihrem Versorgungsauftrag jederzeit zuverlässig nachgehen zu können.

Dafür arbeitet die infra laut Auskunft von Abrechnungsleiter Günther Weigel ausschließlich mit »sauberem» Ökostrom aus einem norwegischen Wasserkraftwerk - und hat die Preise zum Jahresanfang um drei Prozent gesenkt. Grenzt man im »Verivox»-Verbrauchsrechner die Angebote auf Ökostrom mit Preisgarantie oder Preisfixierung ein - wie es der bis zum 31. März von der infra angebotene Tarif »kombi fix plus» bietet -, dann bringt das beste Angebot in der Ergebnisliste nur noch einen Preisvorteil zwischen 20 und 30 Euro im Jahr. Bei Strom aus konventionellen Quellen ist das Sparpotenzial zwar größer, die Umweltbilanz aber schlechter.

Deutlich schwieriger wird die Entscheidung beim Gas. Das von der infra geschnürte Festpreispaket kann die zum Teil heftige Preisdifferenz zu den Billig-Providern auf Grund des genannten Wettbewerbsnachteils nur sehr bedingt abfedern - es bleiben manchmal Unterschiede im dreistelligen Eurobereich pro Jahr.

Ein Problem für die infra, dessen sich auch Rainer Ott bewusst ist. Er empfiehlt Wechselwilligen, verlockend billige Angebote vor einem Umstieg genau durchzurechnen und dabei auch zu bedenken, dass der infra-Strom mehr kostet, wenn er gesondert vom Gas bezogen wird - Stichwort doppelte Grundgebühr.

Außerdem verweist Ott auf Zusatzleistungen, die freie Anbieter nur selten im Portfolio haben, etwa kostenlose Energieberatung für infra-Kunden mit Spartipps und technischen Analysen zu Wärmedämmung oder Heizungsleistung. »Da muss jeder selber entscheiden, wie viel ihr oder ihm ein guter Service wert ist», sagt Ott.

Den Hebesatz der so genannten Grundsteuer B (für Baugrundstücke) hat die Stadt Fürth von 480 auf 555 Prozent angehoben. Dabei orientierte sich die Kommune laut Stadtkämmerin Stefanie Ammon am Vergleichsspiegel bayerischer Städte mit einer Einwohnerzahl zwischen 100 000 und 200 000. »Es ging darum, welche Grundsteuer-Einnahmen Fürth pro Einwohner hat - und da lagen wir weit unter Erlangen, Ingolstadt oder Regensburg», so Ammon.

Niedrigeres Mietniveau

Grund sei das deutlich niedrigere Niveau für Grundstücks- und Mietpreise in Fürth. Wie sich der als Multiplikator eingesetzte Hebesatz auf die Höhe der Steuer auswirkt, rechnet Ammon an drei Objekten vor. Sie schränkt aber ein, dass diese Berechnungen sich nicht einfach auf jedes gleich große Objekt umsetzen lassen, weil die Grundsteuer vom Einheitswert abhängig ist, der sich an der Grundstücksart, dem Alter und der Ausstattung der Immobilie bemisst.

Eine Eigentumswohnung mit 90 Quadratmeter kostet künftig 56,24 Euro mehr Grundsteuer im Jahr. Bei einem Reihenhaus mit 130 Quadratmetern sind es 47,96 Euro, bei einem Mietwohnhaus mit acht Wohnungen zu je 80 Quadratmeter 167,90 Euro.

Preisvergleichsrechner für Strom und Gas unter www.verivox.de und www.energieverbraucherportal.de