Señor Bernabéu zeigte sein Stadion

23.4.2014, 21:00 Uhr
Señor Bernabéu zeigte sein Stadion

© Hans-Joachim Winckler

1956 wurde er als Jugendnationalspieler für das UEFA-Turnier in Spanien, ein Vorläufer der Junioren-EM, nominiert. In Madrid trat er gegen die Gastgeber an, mit späteren Berühmtheiten wie Karl-Heinz Schnellinger und Peter Grosser. Im Tor stand Rolf Bierhoff, der Vater des heutigen DFB-Managers Oliver Bierhoff. Trainer war kein Geringerer als Helmut Schön.

Herr Schneider, kribbelt’s noch bei der Erinnerung an jene Partie vor 58 Jahren?

Werner Schneider: Wir spielten damals in einer Gruppe mit Polen, Ungarn und Spanien, wurden ungeschlagen Zweite. Beim 1:1 gegen die Spanier war im Bernabéu die Hölle los. 110000 Zuschauer, darunter nur eine Hand voll Deutsche. Als wir in diesem Riesenstadion eingelaufen sind, das war gewaltig, eine sagenhafte Atmosphäre. Aber: Während des Spiels war ich so abgelenkt, da habe ich kaum was mitbekommen.

Was ist denn besonders in Erinnerung geblieben?

Schneider: Das größte Erlebnis war neben dem Stadion und der Kulisse die Begegnung mit Señor Santiago Bernabéu, dem Präsidenten von Real. Er hat uns durch sein Stadion geführt und alles gezeigt, dann sind wir mit ihm in den Bus gestiegen und nach Escorial gefahren, zu den Königsgräbern.

Sie haben gegen viele berühmte Fußballer gespielt. Hatten Sie auch ein Idol?

Schneider: Ja, das war der Max Morlock vom FCN.  Sein Kopfballspiel war für meine Zukunft entscheidend, auch ich wurde später ein guter Kopfballspieler. Der Max ist stets vorausgegangen, der war eben ein Vorbild, ein außergewöhnlicher Mensch.

Stichwort Bayern. Können Sie sich noch an Ihr Debüt bei der ersten Mannschaft der SpVgg erinnern?

Schneider: Ja natürlich, gegen den FC Bayern im Ronhof. Wir haben 4:2 gewonnen, ich war erst 18 und habe ein Tor geschossen. Ich habe übrigens alle meine Spiele aufgeschrieben. Da weiß ich heute noch gut Bescheid mit meinem kleinen Privatarchiv.

Sie haben sogar unter Sepp Herberger trainiert...

Schneider: Ja, das war vor der WM 1958 in Schweden. Die Jungnationalspieler sind damals eingeladen worden, da war ich mit dabei beim Lehrgang. Leider habe ich mich kurz darauf im Länderspiel gegen England böse verletzt. Meinen Gegenspieler Jimmy Greaves hatte ich 85 Minuten abgemeldet, der machte keinen Stich. Da sind ihm die Nerven durchgebrannt und er hat mir kurz vor Schluss frustriert ins Knie getreten. Ich wurde mit der Trage vom Platz getragen.  Der kaputte Meniskus wurde fälschlicherweise mit Wärme behandelt statt mit Kälte, meine internationale Karriere war damit vorbei.

Gab’s je eine Entschuldigung?

Schneider: Leider nicht.

Ihr Tipp fürs heutige Spiel?

Schneider: Ich habe gerade das 2:1 im Pokalfinale Real – Barca gesehen, da war Madrid sehr stark. Es wird für die Bayern sehr schwer, weiterzukommen. Mein Tipp: Real gewinnt heute knapp, im Rückspiel wird es dann ganz eng.
 

Keine Kommentare