Seit 40 Jahren: Burgfarrnbachs Doc kommt mit dem Rad

9.7.2018, 06:00 Uhr
Seit 40 Jahren: Burgfarrnbachs Doc kommt mit dem Rad

© Hans-Joachim Winckler

"Als kleiner Bub bin ich schon gern mit dem Großvater gefahren, wenn der Kranke besucht hat." Hartmut Neuner erinnert sich gut an die Touren im DKW, einem Automobil, das längst als historisch gilt. Für ihn war es nie eine Frage, was er denn mal werden will: "Arzt natürlich." Abgesehen von einem "einschneidenden Erlebnis" kurz vor dem Abitur, blieb er seinem Berufswunsch treu: "In der zehnten Klasse bin ich durchgefallen, ich dachte: Jetzt scheitern alle deine Pläne."

Ins kalte Wasser gesprungen

Dem war freilich nicht so. Nach dem Studium kam es allerdings noch einmal anders als geplant. Sein Vater, der die Praxis des Großvaters weitergeführt hatte, starb 1977 überraschend und so übernahm der Sohn bereits kurz darauf: "Ich bin regelrecht ins kalte Wasser gesprungen." Heute erstaunt Hartmut Neuner daran vor allem eines: "Dass seither schon 40 Jahre vergangen sind."

Nachvollziehen lässt sich die vergangene Zeit vielleicht am ehesten am Wandel, den Burgfarrnbach mitgemacht hat: "Früher war das hier fast so wie auf dem Land, viel gemütlicher als heute." Schmunzelnd erinnert sich der Arzt: "Da haben sich die Bauern auch schon mal mit Naturalien bedankt, und es gab ein paar Eier, Salat oder Kartoffeln." Unpersönlicher sei mittlerweile vieles geworden: "Aber die Leute sind trotzdem sehr nett."

Ein Kompliment, das auf Gegenseitigkeit beruht. Wer im Internet in den diversen Foren nachschaut, in denen Patienten ihre Ärzte beurteilen, findet dort viele ausnahmslos sehr zufriedene und anerkennende Beiträge. Immer wieder ist es die Nähe zu den Menschen und das persönliche Gespräch, die gelobt werden. Punkte, die Hartmut Neuner wichtig sind. Nicht zuletzt deshalb kann jeder seine persönliche Handynummer ausfindig machen und ihn auch am Wochenende erreichen: "So klärt man doch vieles gut ab und erspart gar nicht so selten den Weg in die Notaufnahme oder eine Krankenhauseinweisung."

Eigentlich kein Wunder, dass der Arzt in den Praxisräumen in der Lehenstraße auch zur Welt kam: "Wo heute das Wartezimmer ist, war früher nämlich das Schlafzimmer meiner Eltern und dort bin ich geboren worden." Selbstverständlich kennt er ganze Generationen von Burgfarrnbachern persönlich: "Die Mädels, die heute so um die 50 sind, die saßen damals im Kindergarten bei mir auf den Knien", verrät er. Damals half er nämlich in den Semesterferien gerne in der Einrichtung der Diakonieschwestern mit und dachte darüber nach, sich als Kinderarzt zu spezialisieren. Es kam anders. "Aber ich habe dann ja gut 20 Jahre die Mütterberatung für die Stadt hier gemacht."

Bewegung und maßvolles Essen

Hat der Mediziner eigentlich einen Tipp, wie man lange fit und gesund bleibt? "Nie aufhören, sich zu bewegen. Das ist sehr wichtig. Und in Maßen essen." Doch auch die perfekteste Lebensführung könne manchmal nicht verhindern, dass ein Mensch krank wird: "Das ist ein bisschen auch Bestimmung", überlegt Neuner. Ihm helfe auch sein Glaube, mit dieser Erkenntnis umzugehen.

Das Stichwort Bewegung ist eines, das der 70-Jährige ("Eigentlich bin ich 50 plus 20") mit Begeisterung in die Tat umsetzt. Beim TSV Burgfarrnbach hat er bis vergangenes Jahr Fußball gespielt, bis zu seinem 40. Geburtstag gehörte er zur ersten Mannschaft. Heute joggt er gerne abends seine Runden. Für viele ist er aber vor allem als Radler ein vertrauter Anblick. Neuner nennt mehrere Fahrräder vom Mountain- bis zum E-Bike sein Eigen. Ein leichtes Damenrad nutzt er für einen besonderen Zweck: "Damit bringe ich Rechnungen rum, weil ich ein sparsamer Mensch bin, außerdem ist es ein bisschen Sport."

Seit Anfang Juni gibt es einen jungen Kollegen in der Praxis: "Er soll mein Nachfolger werden." Was nicht etwa heißt, dass Hartmut Neuner seinen Abschied plant: "Ich bin zu jung, um einfach nichts mehr zu machen."

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