Seukendorf fehlt noch ein Arzt

5.12.2016, 06:00 Uhr
Seukendorf fehlt noch ein Arzt

© Foto: dpa/Monique Wüstenhagen

Seit die zuletzt ansässige Ärztin ihre Kassenzulassung zurückgegeben hat, müssen die Seukendorfer und Hiltmannsdorfer weitere Wege zurücklegen, um in die Sprechstunde zu gehen. Im Feuerwehrhaus erläuterten Hans-Dieter Moritz, Präsenzberater der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB), SPD-Landtagsabgeordneter Harry Scheuenstuhl und Dr. Sebastian Zucker, ein Arzt aus Nürnberg, die Lage aus ihrer Sicht.

Ein Arzt pro 1671 Einwohner — so steht es im Gesetz, erklärte Moritz. Ist die Versorgung höher, darf sich kein Arzt mehr niederlassen. Für Seukendorf, das zur Stadt Fürth gerechnet wird, bedeutet das, dass erst an anderer Stelle eine Praxis geschlossen werden muss, bevor sich ein Arzt in dem Ort niederlassen kann. Moritz konnte dies genau vorrechnen und kam am Ende auf einen Versorgungsgrad von 108 Prozent, also leicht über dem Bedarf. Zwischenzeitlich habe es zweieinhalb Planstellen in dem Gebiet gegeben, doch diese seien wieder besetzt, allerdings eben nicht in Seukendorf.

Im kommenden Jahr aber deutet sich eine Änderung an. Dann soll die Stadt Fürth aus dem sogenannten Mittelbereich Fürth herausgelöst werden, wodurch die Ansiedlung von Ärzten im Landkreis leichter werden könnte. „Im März wird es wieder Ausschreibungen für offene Stellen geben“, erklärte Moritz. Da kann sich Seukendorf bewerben. Allerdings gilt die Gemeinde als gut versorgt, da es in Cadolzburg, Burgfarrnbach, Veitsbronn und Langenzenn Mediziner gibt.

Harry Scheuenstuhl berichtete von seinen Erfahrungen aus seiner Zeit als Bürgermeister von Wilhermsdorf. „Wir hatten vor einigen Jahren das Problem, das sich jetzt hier auch zeigt“, erinnerte sich Scheuenstuhl. Ärzte hatten dort angekündigt, ihre Praxen aufzugeben. Wenn in diesem Fall die Gemeinde das Praxisgebäude aufkaufe, könne das ein Anreiz sein, sich dort niederzulassen, meinte er. Wenn die Räumlichkeiten vorhanden seien, sei schon ein großer Schritt getan, fasste Scheuenstuhl zusammen.

Lieber als Angestellte

Sebastian Zucker betonte: „Die Planungssicherheit ist für Mediziner sehr wichtig.“ Wer keine belastbaren Pläne für die nächsten Jahre machen könne, schrecke vor einer Niederlassung zurück. Er gab aber auch zu bedenken, dass sich Ärzte generell lieber anstellen lassen, als selbst eine Niederlassung zu beantragen.

In den Plänen für das neue Seniorenzentrum in Seukendorf ist keine Praxis integriert. Im Zuge der Kernortentwicklung könnte die Gemeinde jedoch ein leerstehendes Gebäude aufkaufen und zu einer Praxis ausbauen. Hier hat auch Sebastian Rocholl (SPD), der durch die Veranstaltung führte, die Bürger aufgerufen, den Gemeinderat zu unterstützen. „Wenn Sie ein leerstehendes Gebäude oder eine Wohnung, oder ein unbebautes Grundstück haben, melden Sie sich bei den Gemeinderatsmitgliedern“, bat Rocholl. Hans-Dieter Moritz konnte den Seukendorfern und Hiltmannsdorfern nur raten, sich zu beeilen. „Im März wird es wieder offene Stellen geben, um die Sie sich als Gemeinde bewerben können“, erklärte Moritz. „Wenn Sie einen Arzt im Ort wollen, fangen Sie jetzt an, um die Mediziner zu werben."

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