SGD-Macher Minge: "Ich sehe bei uns und Fürth Parallelen"

21.4.2017, 11:21 Uhr
Ralf Minge ist Sportdirektor bei Dynamo Dresden. Uns stand er für ein Interview zur Verfügung.

© Sportfoto Zink / WoZi Ralf Minge ist Sportdirektor bei Dynamo Dresden. Uns stand er für ein Interview zur Verfügung.

Herr Minge, wie ist die Stimmung in Dresden? Enttäuscht, dass es nun wohl doch nichts wird mit dem Aufstieg?

Ralf Minge: Oben anzugreifen war ja nie unsere erste These. Die Erwartungshaltung war dementsprechend moderat. Wir können mit dem bisherigen Saisonverlauf sehr zufrieden sein.

Interessant, spannend und ansprechend

Was erwarten Sie für ein Spiel im Ronhof? Immerhin empfängt der Tabellensechste den Fünften?

Minge: Es wird ein interessantes, weil ansprechendes und spannendes Spiel. Ich sehe bei uns und Fürth Parallelen in der Spielkultur. Außerdem steht für uns jede Menge auf dem Spiel, wir wollen die bisherige Saison mit einer guten Leistung bestätigen.

In Fürth hat Präsident Helmut Hack laut die Verteilung der Fernsehgelder vorgerechnet, die jede bessere Platzierung ausmacht. Platz sechs ist das Ziel. Um was geht es für Dynamo noch?

Minge: Wir rechnen halt in Dresden leise nach (lacht). Auch wir sind uns dieser Tatsache natürlich bewusst. Fürth ist uns bei den Einnahmen einen Schritt voraus wegen der langen Ligazugehörigkeit plus das Erstligajahr - insofern hat Herr Hack Recht.

Gibt es weitere Parallelen zwischen den beiden Vereinen? Etwa beim Scouting von Spielern?

Minge: Da ist das Beuteschema sicher in einigen Fällen identisch, aber nicht nur zwischen Dresden und Fürth. Alle Vereine sind mit ihren Scouts auf den meisten Plätzen vertreten. Immer mehr Vereine besinnen sich notgedrungen auf die eigene Jugendarbeit.

Auch Dynamo?

Minge: Unsere Nachwuchsarbeit hat in Dresden eine sehr lange und erfolgreiche Tradition. Früher hat Dynamo Dresden zu DDR-Zeiten als Bezirksauswahlmannschaft international gespielt. Danach gab es einen Bruch. Seit drei, vier Jahren aber investieren wir wieder infrastrukturell und personell in die Nachwuchsförderung. Wir haben ein Konzept entwickelt und umgesetzt, welches funktioniert. Das Ergebnis sind Spieler wie Marvin Stefaniak und Niklas Hauptmann in der ersten Mannschaft. Und mit Markus Schubert stellen wir momentan den U19-Nationaltorwart.

Bei Marcel Franke, dem wohl nächsten wertvollen Transfer in Fürth, ist Ihnen aber ein Talent aus der eigenen Kaderschmiede durchgerutscht.

Minge: Ich habe seine Entwicklung natürlich verfolgt, so einen hätten wir heute auch gerne in unseren Reihen. Marcel hat über seine Zeit in Halle eine sehr gute Entwicklung genommen, die uns nicht verborgen geblieben ist.

Schon mal überlegt, ihn "nach Hause" zu holen?

Minge: Wir beteiligen uns generell nicht an Transferspekulationen, daher möchte ich das auch nicht in der Öffentlichkeit kommentieren.

Leipzig macht "nichts Verbotenes"

Stinkt es Ihnen als Traditionsverein im Osten eigentlich, dass RB Leipzig immer mehr Aufmerksamkeit bekommt?

Minge: Erstmal machen die nichts Verbotenes. Die handelnden Personen haben einen Plan und unfassbare wirtschaftliche Möglichkeiten. Dazu sind sie in Leipzig auf ein Vakuum getroffen, weil sich Lok und Sachsen Leipzig selbst ins Abseits gestellt haben. RB und wir gehen aber völlig unterschiedliche Wege. Wir sind stolz auf unsere Entwicklung und konzentrieren uns auch zukünftig auf unseren eigenen Weg.

"Wir sind stolz auf unsere Anhänger"

Eine große Stärke von Dynamo ist die riesige Zahl an Unterstützern bei Auswärtsspielen. Andererseits war es aber auch immer wieder eine Belastung. Ist man in Sachen Problem-Fans weitergekommen?

Minge: Grundsätzlich sind wir stolz auf unsere Anhänger. Wir sind auf einem guten Weg in der Zusammenarbeit mit der aktiven Fanszene und im ständigen Austausch. Wir nehmen sie als ganz wichtigen Bestandteil des Vereins wahr, denn sie hat ihn vor Jahren, als es ihm schlecht ging, am Leben gehalten. Es ist unsere Aufgabe, die wenigen Randerscheinungen, die es noch gibt, in den Griff zu kriegen.

 

 

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