Sicherheitsbericht: So kriminell ist Fürth wirklich

19.5.2018, 10:00 Uhr
Die Fürther Verbrechensstatistik zeigt: Es kommt öfter zu "Rohheitsdelikten", vor allem im häuslichen Bereich.

© Maurizio Gambarini, dpa Die Fürther Verbrechensstatistik zeigt: Es kommt öfter zu "Rohheitsdelikten", vor allem im häuslichen Bereich.

Ein weiteres Mal wurden in Fürth weniger Straftaten registriert als im Vorjahr – und das, obwohl immer mehr Menschen in der Stadt leben. Die Zahl der erfassten Fälle sank von 5950 im Jahr 2016 auf nun 5802. Zum Vergleich: Im ähnlich großen Würzburg waren es 9711.

Wer sind die Täter?

Der durchschnittliche Täter ist männlich, deutsch und längst erwachsen. Die Details: Von den 3317 ermittelten Tatverdächtigen sind 79,3 Prozent über 21 Jahre alt, auf die Gruppe der 18- bis 21-Jährigen entfallen 9,8 Prozent, der Rest sind Jugendliche (7,7) und Kinder (3,2). Männer (76 Prozent) werden weitaus häufiger straffällig als Frauen (24). Ausländer verübten 1277 Straftaten, das entspricht einem Anteil von 39,2 Prozent (Vorjahr: 40,2). Zieht man davon Delikte wie Verstöße gegen das Asylrecht ab, die ohnehin nicht von Deutschen begangen werden können, ergibt sich ein bereinigter Wert von 34,2 Prozent. Der Anteil der in Fürth lebenden Ausländer belief sich 2017 auf 19,6 Prozent. Allerdings: Beinahe jeder zweite Täter (44,3 Prozent) lebte überhaupt nicht in Fürth, kam also von außerhalb.

Mehr Gewalt

Bedenklich stimmt die Zunahme der "Rohheitsdelikte". Bei der einfachen Körperverletzung stieg der Wert um 14,2 Prozent, bei der gefährlichen sogar um 18,1. Laut Polizei geht es vor allem um häusliche Gewalt. Die Opfer, so die Vermutung, seien häufiger als früher bereit, die Täter anzuzeigen. "Straftaten gegen das Leben" wurden 2017 acht gezählt, drei Menschen starben. Zweimal handelte sich um fahrlässige Tötung, dazu zählt auch der Unfall in einem Baumarkt, wo herunterfallende Betonsteine einen Kunden erschlugen. Eine große Herausforderung sei der Kampf gegen die Rauschgiftkriminalität (plus 13,8 Prozent), vor allem sogenannte Kräutermischungen drängen auf den Markt. Die Zunahme der Delikte erkläre sich auch mit mehr Kontrollen, mit denen die Beamten verhindern wollen, dass sich in Fürth eine "Szene bildet und verfestigt".

Weniger Einbrüche

Als erfreulich wertet die Polizei den Rückgang bei den Fahrraddiebstählen um stolze 30 Prozent. Außerdem registrierte sie 18 Prozent weniger Wohnungseinbrüche, was auch daran liege, dass keine größere Serie registriert wurde. So oder so: Die Polizei kündigt an, weiterhin verstärkt gegen die Täter vorzugehen, denn: "Einbrüche", heißt es, "beeinflussen das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung in besonders hohem Maße."

19 Vergewaltigungen

Im Bereich der Sexualdelikte stieg die Zahl der Fälle um zwölf auf 63, was die Kripo nicht zuletzt auf das im November 2016 verschärfte Strafrecht zurückführt. Ein Klaps auf den Po galt beispielsweise früher "nur" als Beleidigung. 19 Vergewaltigungen mussten die Beamten registrieren, in 14 Fällen stammte der Täter aus dem persönlichen Umfeld des Opfers. Die Kripo überführte einen Mann, der über längere Zeit die Tochter seiner Lebensgefährtin missbrauchte und Bilder davon auf seinem PC hortete.

Friedliche Kärwa

Mit elf Straftaten bei über einer Million Besucher verlief die Kirchweih wieder äußerst friedlich. Aufsehen erregte ein Ochsengespann, das beim Festzug durchging, eine Frau wurde verletzt. Auch die Vorortkirchweihen stellen die Polizei nicht mehr vor größere Probleme. 2017 wurden an insgesamt 48 Veranstaltungstagen fünf Straftaten registriert, fünf Menschen wurden "in Gewahrsam" genommen, zwei Jugendliche und drei Erwachsene.

Kurios: Betrug im Reisebüro

Zu den nicht alltäglichen Fällen 2017 zählt dieser: Nachdem er ein Reisebüro in der Innenstadt übernommen hatte, leitete der neue Betreiber die Zahlungen seiner Kunden nicht an die Veranstalter weiter, sondern gab sie für sich aus. Die Veranstalter stornierten daraufhin die Reisen, die Kunden mussten zu Hause bleiben. Der Schaden beläuft sich auf rund 150.000 Euro. Der Betreiber ist namentlich bekannt, allerdings untergetaucht.

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