Siegelsdorfer Kärwa in der Schmalspur-Variante

13.8.2017, 09:00 Uhr
Siegelsdorfer Kärwa in der Schmalspur-Variante

© Foto: Peter Kunz

Der Bürgermeister macht aus seinem Herzen keine Mördergrube: "Das war sehr enttäuschend", sagt Marco Kistner. Damit überhaupt eine Attraktion für Kinder auf dem Festplatz steht, wurde als Notlösung auf die Schnelle die immerhin kostenlose Hüpfburg organisiert und dann von FSJlern der Gemeinde und der Kärwajugend beaufsichtigt.

Wie konnte das passieren? "Man hätte das sicher früher regeln können", gibt Kistner zu, die Absprache mit dem Schausteller war eigentlich bereits im November fix. Nur kam der unterschriebene Vertrag nie ins Veitsbronner Rathaus zurück, dafür die sehr späte Absage. Wäre zu fragen, ob die Gemeinde da geschlafen hat? Kistner stellt sich vor seine Verwaltung: "Die Unterlagen kommen oft erst kurz vorher, außerdem hatten wir ja schon letztes Jahr die telefonische Zusage bekommen und uns darauf verlassen."

Das Schaustellerunternehmen hatte sich immerhin aktiv um die Siegelsdorfer Kärwa beworben – und das zu vorteilhaften Konditionen: Eine Standgebühr wäre nicht fällig gewesen, und die Firma hätte außerdem einen Platz auf der deutlich größeren Veitsbronner Kirchweih bekommen. "Es ist seit Jahren schwierig, Schausteller zu finden. Wir wollten bewusst honorieren, dass sie auch die Siegelsdorfer Kärwa beschicken", sagt der Bürgermeister. Der Standplatz in Veitsbronn ist für den betreffenden Betrieb nach dieser Aktion allerdings auch passé. Rund um den eigentlich sehr schönen, von Bäumen beschatteten Festplatz fällt das Fazit zur Kärwa somit sehr durchwachsen aus.

"Wir können uns nicht beklagen, dadurch kamen wohl mehr Kunden zu uns. Aber für die Kinder ist das total blöd", sagt Jörg Lehnberger, der mit Frau Manuela in der Awo-Losbude steht. Auch die Festwirtin des kleinen Zelts will sich nicht beschweren, ebenso sind die Wirtin von "Edel's Bohufsgärtla" und die Süßwarenbude Protze nicht unzufrieden. Von Besuchern überrannt wurde die Kärwa allerdings auch in den vergangenen Jahren nicht, da sind sich alle einig. Außerdem verläuft sich das Publikum an mindestens fünf verschiedenen Orten rund um den Bahnhof, wo man während der Kärwa sein Bier trinken kann – meistens deutlich billiger als im Festzelt. "Dafür sind's zu wenig Leute", sagt Kevin Hübner zum Überangebot an konkurrierenden Optionen.

Gehen die Siegelsdorfer etwa nicht mehr auf ihre eigene Kärwa, stirbt die einen langsamen Tod? Das hofft keiner, aber es wird sich wohl etwas ändern müssen, vielleicht auch radikal. Was aber nicht passieren wird, stellt der Bürgermeister klar: "Wir werden bestimmt keine Antrittsprämien für Schausteller zahlen."

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