Siemens streicht etliche Stellen: 450 Jobs in Fürth betroffen

11.5.2017, 11:20 Uhr
Siemens streicht etliche Stellen: 450 Jobs in Fürth betroffen

© Ralf Rödel

Ziel sei es, den Umbau sozialverträglich zu gestalten und möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukomme, erklärte der Konzern. Besonders betroffen sind die interne Unternehmens-IT, wo alleine 1350 Stellen betroffen sind, sowie die digitale Fabrik und die Zugsparte, aber auch die Ausbildung des Konzerns.

Zur Umsetzung der geplanten Maßnahmen sollen zeitnah Beratungen mit den zuständigen Arbeitnehmervertretern aufgenommen werden. Weitere rund 1000 Arbeitsplätze sollen, wie es heißt, zu externen Dienstleistern in Deutschland übertragen oder innerhalb des Konzerns verlagert werden. Im gleichen Zeitraum sei aber geplant, rund 9000 Mitarbeiter alleine in Deutschland neu einzustellen. Dabei wird angestrebt, möglichst viele der betroffenen Mitarbeiter für offene Stellen zu requalifizieren.

Siemens überprüft unter anderem die geographische Aufstellung der Unternehmens-IT und will die Digitalisierung der eigenen Unternehmensprozesse vorantreiben. Darüber hinaus ist in der Division Digital Factory (DF) eine Zentralisierung der Lager geplant. So sollen die bestehenden Lager im Großraum Nürnberg, Fürth, Erlangen und Amberg in einem komplett neuen Logistikzentrum in der Region Amberg zusammengefasst und dort von einem externen Dienstleister betrieben werden. "Die Zusammenlegung für Digital Factory ist eine wichtige Verbesserung für unsere Kunden", sagte der Chef der Division, Jan Mrosik.

Keine grundsätzlichen Sorgen um den Standort Fürth

Weiterhin sind am Standort Fürth Kapazitätsanpassungen geplant. Das Geschäft im dortigen Werk ist unter anderem auf Grund einer dauerhaften Investitionszurückhaltung der Kunden seit Jahren rückläufig. In Summe sollen durch alle Maßnahmen bei Digital Factory in Deutschland etwa 600 Arbeitsplätze wegfallen, weitere rund 250 übertragen werden. Nach Auskunft aus dem Fürther Rathaus fallen die Jobs in der Kleeblattstadt verteilt über drei Jahre weg.

Siemens ist seit 1954 in Fürth ansässig. Der Standort in der Breslauer Straße/Siemensstraße gehört im Wesentlichen zum Geschäftsfeld der Division Digital Factory. Der Konzern beschäftigt im Fürther Westen aktuell mehr als 2500 Mitarbeiter, die vor allem Schaltschränke und Steuerungssysteme für die Automatisierungstechnik herstellen. Die Produkte werden weltweit an Unternehmen unterschiedlicher Branchen wie Automobil, Chemie, Nahrung und Genuss oder Energie geliefert.

Erst vor drei Jahren hatte das Unternehmen in Fürth eine 10.000 Quadratmeter große neue Produktionshalle eingeweiht. Die Investition in das Geschäftsgebiet "Control Components und Systems Engineering" ließ sich der Konzern 14 Millionen Euro kosten.

Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung hat denn auch keine grundsätzlichen Sorgen um den Standort. Siemens habe in den vergangenen fünf bis sechs Jahren mehrere hundert Arbeitsplätze in Fürth geschaffen, jetzt drehe sich das Rad leider wieder rückwärts. "Erfreulich ist das nicht", sagte Jung auf Anfrage der Fürther Nachrichten, betonte jedoch, dass der Kahlschlag keinesfalls mit der Quelle-Insolvenz im Jahr 2009 zu vergleichen sei.

Nach seinen Worten zeige die Nachricht aber auch, dass es trotz der generell positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt – in den vergangenen drei Jahren seien im Stadtgebiet rund 6000 neue Stellen entstanden – auch immer wieder Rückschläge geben wird. Jung: "Ich bin trotz allem zuversichtlich, dass ein Konzern wie Siemens Geschäftsfelder findet, um auch den Standort Fürth wieder auszubauen."

Probleme in verschiedenen Sparten

Mit den Maßnahmen, die sowohl einen Stellenabbau als auch die Ver- und Auslagerung von Jobs umfassen, reagiert das Unternehmen auf Probleme in einzelnen Geschäftsbereichen wie der Zugsparte. In anderen Sparten soll die Fertigung optimiert beziehungsweise der Wandel in Richtung digitales Unternehmen vorangebracht werden.

Zudem sollen die Ausbildungskompetenzen gebündelt werden, um den Anforderungen der künftigen Arbeitswelt weiterhin gewachsen zu sein. Daher ist geplant, die Zahl der Ausbildungsstandorte bis 2021 sukzessive anzupassen, sie sind bisher auf 33 Standorte verteilt. Stellenweise wird es hier aber auch um eine Übertragung zu anderen Ausbildungsdienstleistern gehen. So wird beispielsweise mit den Siemens Healthineers derzeit ein Konzept erarbeitet, dort eigenständig auszubilden. "Die Qualifizierung der Mitarbeiter ist ein Schlüsselthema für Siemens. Hier geht Qualität vor Quantität. Deswegen müssen wir die Ausbildung stärker auf unsere konkreten Anforderungen ausrichten", sagte Siemens-Personalvorstand Janina Kugel.

Der Artikel wurde um 11.24 Uhr aktualisiert.

 

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