Snooker: Die Kugeln rollen in der Fürther Stadthalle

22.8.2014, 12:06 Uhr
Snooker: Die Kugeln rollen in der Fürther Stadthalle

© Foto: Horst Linke

Jürgen Kesseler ist seit Jahren beim PHC-Turnier als Turnierleiter für die Zeitpläne verantwortlich. Doch diesmal ließ ihm die WSA-Vorgabe, dass alle Qualifikationsspiele der Amateure, die zuletzt teilweise im Nürnberger Billardzentrum Ballroom stattgefunden haben, in der Stadthalle auszutragen, keine andere Wahl, als relativ kurzfristig 20 Partien auf Mittwochabend vorzuverlegen.

Die Betroffenen, teils per Telefon oder E-Mails von Kesseler informiert, reagierten unterschiedlich auf die Vorverlegung. Einig waren sich alle drei der von den FN Befragten, dass für sie weder die Kosten – allein 120 Euro sind als Startgebühr zu berappen – noch die zeitigere Anreise eine Rolle gespielt haben. Einhellige Antwort: „Wir wären ohnehin am Mittwoch angereist, da haben wir uns eben ein paar Stunden früher ins Auto gesetzt.“

Staatsmeister mit Matura

Schon zum vierten Mal ist Andreas Plöner in Fürth dabei. Für den 21-jährigen Innsbrucker fast vor der Haustüre. Als Beruf nennt der zweimalige Staatsmeister Österreichs „Snookerspieler“, denn er will Profi werden – und da wird jede Gelegenheit genutzt, um sich mit möglichst starken Gegnern zu messen.

Für alle sechs Turniere der European Tour hat er mit Unterstützung eines Sponsors gemeldet, der Auftakt in Riga verlief vielversprechend und macht mit der Qualifikation fürs Hauptfeld und dem Aus erst unter den letzten 64 gegen einen Weltklassespieler wie Barry Hawkins deutlich, dass Ploner zu jener immer größer werdenden Gruppe Amateure zählt, die – wie speziell die Spieler von der britischen Insel – schon fast auf Profiniveau trainieren.

„Ich will versuchen, in Fürth daran anzuknüpfen“, sagt er, und da kommen ihm die besseren Tische und die Atmosphäre in der Stadthalle sehr gelegen. Und wenn’s nicht klappt mit einem Platz bei den Profis, dann gibt es für den Abiturienten einen Notfallplan: Studieren eben, aber Hobby bleibt Snooker auf jeden Fall.

„Das Flair ist viel besser, die Tische ohnehin“, sieht Fabian Tost den Wechsel in die Stadthalle positiv, von dem er per Telefon von Kesseler auf Mallorca erfahren hat. Der 23-jährige Bielefelder, der in der 2. Bundesliga spielt und sich am Donnerstag gegen den routinierten Belgier Hans Blanckaert mit einem respektablen 1:4 aus dem Turnier verabschiedete, glaubt nicht an „irgendwelche Probleme“ und kann sich gut vorstellen, „dass es bei dieser Lösung bleibt.“ Er jedenfalls will seinem zweiten Start einen dritten in Fürth folgen lassen. Die Zeit bis zur Heimreise am Sonntag ist ohnehin ausgefüllt: Denn er wird nicht nur den Stars der Szene zuschauen, sondern er hat – das vorzeitige Ausscheiden einkalkuliert – ab heute noch für ein Turnier der German Snooker Tour im Nürnberger Ballroom gemeldet; reine Hobbyspieler und schlechtere Tische inbegriffen.

Differenziert beurteilt Nicole Breitenstein, eine von kaum mehr als einer Handvoll mitspielender Frauen, die Entwicklung der PHC. Seit neun Jahren ist die Karlsruherin Dauergast. Sie war noch in den Anfängen dabei, als das sportliche Miteinander in Gruppenspielen tatsächlich stattfand. Das war eigentlich die Fürther Grundidee und wurde später von der WSA aufgegriffen, um sich neue Märkte auf dem europäischen Festland zu erschließen.

"WSA will nur Profis"

Inzwischen gelingt es fast nur noch Pseudo-Amateuren, in die Phalanx der Profis einzudringen. Ihr Eindruck, und zwar unabhängig von dem kurzfristigen neuen Termin: „Die echten Amateure werden nur noch in Kauf genommen, irgendwie will man uns eigentlich gar nicht, denn die WSA ist doch ein Profiverband.“

Dennoch will sie Fürth so lange wie möglich die Treue halten, schon wegen der vielen schönen Erinnerungen. Aber mehr und mehr vermisst sie bei aller Begeisterung für die sportliche Qualität des Gebotenen das Miteinander, die frühere fast familiäre Atmosphäre – der Preis für Professionalität, hätte sie sich in den Anfangsjahren doch nicht träumen lassen, dass sich in Fürth die gesamte Weltelite ein Stelldichein geben würde.

Immerhin: „Ein Gutes hatte der Start am Mittwoch. Da habe ich nämlich am Donnerstag endlich mal Zeit, mit meinem zukünftigen Mann Nürnberg bei einem ausgedehnten Bummel kennenzulernen.“ Die beiden haben sich natürlich beim Snooker kennengelernt und sind auch in der ersten Runde ausgeschieden.

Zeit, das Können der Profis zu bewundern, bleibt dann immer noch genügend bis zur Heimfahrt am Sonntag. Und die Entwicklung lässt sich ohnehin nicht aufhalten, denn, so Thomas Cesal als Gastgeber und Ausrichter mit einem Schulterzucken: „die Entscheidungen fällt ausschließlich die WSA“.

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