Snooker: Kirims Traum dauerte nur 45 Minuten

28.8.2011, 12:30 Uhr
Snooker: Kirims Traum dauerte nur 45 Minuten

© André De Geare

Was größer war, die Begeisterung oder die Nervosität, wusste Ali Kirim selber nicht. Eine Stunde vor „der Erfüllung eines Traums“ war nur wichtig, dass es tatsächlich zu dem Duell kommt. Ein kampfloser Einzug in Runde zwei einschließlich Preisgeld wäre für den 46-jährigen Weidener mit türkischen Wurzeln eine „große Enttäuschung“ gewesen. „Ich brenne schon seit Tagen darauf, gegen ihn zu spielen.“

In der Nacht zuvor hatte er nur wenige Stunden geschlafen, was an der Qualifikation lag und ein bisschen an O’Sullivan. Denn das entscheidende Duell gegen Jörg Vorkot, ebenfalls deutscher Zweitliga-Spieler, dauerte nach einem 0:2-Rückstand viereinhalb Stunden bis 1.30 Uhr nachts. „Da war der Gegner vor Augen und der Gedanke im Kopf, dass es beim nächsten Fehler vorbei sein kann mit O’Sullivan“, berichtet Kirim vom doppelten Druck. Am Ende stand es 4:3, der Traum wurde doch noch Realität.

Freitagmittag dann kamen sie pünktlich an den „Fernsehtisch“, denn Eurosport übertrug das letzte Drittel des Duells live: Hier der Weltklasse-Profi mit Millionen-Einnahmen an Preisgeld, begrüßt mit lautem Beifall und Rufen des für einen Freitag erfreulich großen Publikums. Dort der Hobbyspieler Kirim, beruflich Fernfahrer („Da wäre Briefmarkensammeln vernünftiger“), aber nicht weniger vom Snooker-Virus infiziert als sein Gegenüber.

Die spielerischen Unterschiede waren schnell erkennbar, ein locker aufspielender O’Sullivan machte in rund 45 Minuten kurzen Prozess mit 4:0 — ein Händedruck, das war’s. Und auf dem Weg zurück in den Spielerbereich sogar Zeit für einige Autogramme an die Fans; für einen wie O’Sullivan fast schon so etwas wie ein Gefühlsausbruch.

Kirim war der eigene Auftritt zu kurz, die Gegenwehr trotz (oder wegen?) der großen Motivation zu gering, die eigene Leistung „schon etwas peinlich, denn ich kann es eigentlich besser“. Aber O’Sullivan machte nur ganz wenige Fehler, und die konnte der Fürther nicht nutzen.



Zudem hatte er zweimal beim Lochen etwas Pech, „und das ist gegen einen Gegner dieser Qualität nicht zu kompensieren“. Sprach’s, wischte sich den Schweiß von der Stirn — die Hitze, nicht die Angst — und fasste die Lehrstunde mit einem strahlenden Lächeln zusammen: „Jeder will gegen ihn spielen, ich hab’s getan. Ein geiles Gefühl, ein Erlebnis wie ein Traum.“ Es gibt auch Niederlagen, die glücklich machen.

Nicht glücklich, aber zufrieden war immerhin Stefan Joachim, der mit einem unerwarteten, aber souveränen 4:0 über Andrew Parker (England) den Grundstein für den Einzug eines zweiten Fürthers in die Hauptrunde legte. Dort war, „obwohl ich gut gespielt, keine groben Fehler gemacht und durchaus etliche Male gut gelocht habe“, ebenfalls mit 0:4 Endstation.

Immerhin gegen den erfahrenen Joe Perry, 25. der Weltrangliste. Da waren die höher eingeschätzten Vereinskollegen Chris McBreen (Neuseeland) und Patrick Einsle, die schon zweimal auf dem Sprung in den Profi-Kreis standen, bereits in der Qualifikation hängengeblieben ebenso wie Julian Gärtner, Soner Sari, Robert Sax, Thomas Cesal, Robert Wacker und Bernd Friedrich. Beweis dafür, dass leichte Gegner schon in der Qualifikation bei der PHC eher die Ausnahme sind.

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