Sommer in Fürth: Ein Rauschen fast wie am Meer

27.8.2016, 11:00 Uhr
Sommer in Fürth: Ein Rauschen fast wie am Meer

© Horst Linke

Wir beginnen oben, auf dem Dach der Stadt, im vierten Stock der Neuen Mitte. Die Terrasse vom „Terrazza“ hat sich Ilse Ringer ausgesucht, um ihren Geburtstag mit ihrer Freundin Gabi Hacker nachzufeiern. Eine Brise streichelt die silbernen Blätter der Olivenbäume, die in Pflanztöpfen ruhen. Eine Etagère mit Pfirsichen, Melonen, Johannisbeeren, Bananen und anderen Appetitlichkeiten steht auf dem Tisch der Frauen, die seit „mindestens 30, nein 35 Jahren“ Freundinnen sind. Wohin zuerst blicken? Auf die Farbenpracht der Früchte? Über die Dächer der Stadt? In die strahlenden Gesichter der beiden Damen? „Hier oben lässt sich’s aushalten“, versichert Ilse Ringer. „Man fühlt sich wunderbar.“

105 Stufen weiter unten, über die Straße, am Fontänenbrunnen der Adenaueranlage sitzt Robert Reinel im Schatten auf der Parkbank, den Blick versunken in die weiße Gischt, die steil hinauf in den blauen Himmel schießt. Was dem 74-jährigen Ur-Fürther da durch den Kopf geht? Reinel lacht. „Na, ich denk mir, wie schön, dass ich noch einigermaßen gesund bin und das hier genießen kann.“

Im Rauschen der Fontänen geht der Krach des Straßenverkehrs mal ganz unter, dann dringt ein Hupen wieder heraus. Sein Platz am Wasser mitten in Fürth hört und fühlt sich für Robert Reinel vielleicht auch deshalb ein bisschen so an wie jene Stellen am Meer, die er vor vielen Jahren mit seiner damals noch lebenden Frau besucht hat, auf Bali, Sri Lanka. . .

Wir schlendern unter hohen Baumkronen, auf einem Teppich aus Licht und Schatten, quer durch die Grünanlage, vorbei an einem Pärchen, das Schulter an Schulter im Gras sitzt, die Rücken an einen Baumstamm gelehnt, Augen geschlossen. Siesta, einfach so.

Drüben auf der Kleinen Freiheit tobt Besuch aus Nürnberg durch den Paradiesbrunnen. Rosi Stanic (41) wollte mit ihren Kindern eigentlich in Fürth ein paar Kleidungsstücke kaufen. Doch sie hatte ihr Auto kaum eingeparkt, da war für Natalie (10) und Dominik (5) schon klar: Erst mal ist eine Erfrischung fällig. Nun stehen zwei Paar Flip-Flops herrenlos in der Sonne, während ihre jungen Besitzer zwischen Schnecken-, Schlangen- und Drachenfiguren mal durchs Wasser waten und mal durchs Wasser springen, dass es nur so spritzt.

Rosi Stanic betrachtet das Treiben gelassen und verrät mit Blick zum Eiskiosk, ein wenig Abkühlung von innen soll’s vor dem Shoppen auch noch geben. Für sie steht jetzt schon fest: „Ein Einkaufstag in Fürth fühlt sich an wie ein Urlaubstag.“

Jenseits der Nürnberger Straße, im Stadtpark, pusten Rasensprenger Wasserwolken über Wiesen und Blattwerk, sodass Grashalme glitzern und Efeu schimmert. Ein stilles Schauspiel, verglichen mit dem Geschnatter am Bachlauf beim Spielplatz. Nicole Gilles (39) zum Beispiel hat sich nach einem späten Frühstück mit ihren Kindern Henri (4), Luke (5), Julius (8) und Carlo (12) hierher aufgemacht. Und was tut der Nachwuchs im knöchelhohen Bach? Dämme bauen, wie alle hier. Alle zwei, drei Meter werkelt ein Trupp.

Eben stakst wieder ein Knirps barfuß in Badehose heran, wichtige Miene, die Hände gekrallt in frisch gerupfte Grasbüschel. Sorgsam flickt er letzte Löcher im Bollwerk. Ein kleiner Teich bildet sich. Wozu der gut ist? Julius zuckt mit den Schultern: „So halt.“ Seine Mutter schmunzelt. Sie schaut gern zu bei diesem Matschen und Hantieren mit Eimern, Bechern, bloßen Händen, weil die Kinder zusammen helfen, um so einen Damm dicht zu kriegen. Und vielleicht auch, weil sie spürt, dass Kinder solche Ferientage wohl nie vergessen.

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