Sonne im Haus

27.8.2010, 08:00 Uhr
Sonne im Haus

© Wraneschitz

„Ist das nicht ein tolles Geburtstagsgeschenk, das ich meiner Frau gemacht habe?“, meint Peter Vogt und grinst dabei über beide Ohren: Passend zum Ehrentag seiner Gattin Petra wurde per Mobilkran der 27000 Liter fassende Energiespeicher ins erste „Energetikhaus 100“ Bayerns gehoben. Der Tank reicht vom Erdgeschoss bis in den ersten Stock, steht also künftig mitten im Wohnhaus.

Die Aktion geriet zum Familienfest für die Vogts, zumal Sohn Jannick dank der Schulferien auch dabei sein konnte. Ganz genau schaute er hin, wie das sächsische Bauhandwerkerteam um Bauleiter Peter Rohrbach den tonnenschweren, etwa sechs Meter langen Stahltank zentimetergenau auf der Bodenplatte des Neubaus platzierte. Am heutigen Freitag steht übrigens bereits das nächste Fest bei den Vogts an: Da wird schon Richtfest für das 140-Quadratmeter-Wohnhaus gefeiert.

Doch einziehen wird die Familie wohl erst im Dezember. Bis dahin sind noch 72 Quadratmeter Sonnenkollektoren in die 70 Grad steile Südseite des Daches einzubauen, um das Wasser im Riesentank zu erwärmen. Fast hätte es wegen dieser dunklen Fläche Probleme mit der Baugenehmigung gegeben: Doch die Nachbarn gaben den Vogts „grünes Licht“ für das Baukonzept aus Sachsen.

16 „Energetik-100“-Häuser hat die Chemnitzer FASA AG bereits errichtet — das in Puschendorf ist laut Projektmanager Dietmar Vogel „das erste in Bayern“. Mehr als 95 Prozent der Heizenergie werden die Sonnenkollektoren bereitstellen, den Rest liefere ein Kaminofen, erläutert er das Konzept aus „konsequenter Solararchitektur und aktiver Sonnenwärme“.

Aus Ziegelstein gebaut

Anders als beispielsweise das oft genannte „Passivhaus“ sind „Energetik-100“-Häuser konventionelle Ziegelhäuser mit 36 Zentimeter dicken Außenwänden, ohne luftdichte Isolierung drumherum. Weshalb das Puschendorfer Gebäude auch nur nach den KfW-70-Förderkriterien eingestuft ist. „KfW 55 ist aber möglich“, erklärt Vogel.

Der Baustil ähnelt dem Konzept „Sonnenhaus“ des gleichnamigen Instituts in Straubing: Eines davon steht bereits seit 2009 in Puschendorf (die FN berichteten). „Unsere solare Deckungsrate ist höher“, erläutert Dietmar Vogel den wesentlichen Unterschied. Doch da selbst der Speicher, um den das Haus quasi herumgebaut wird, oft vom gleichen Schweizer Hersteller stammt, „laufen inzwischen Gespräche zwischen uns und dem Sonnenhaus-Institut“, erläutert der FASA-Ingenieur.

Petra und Armin Vogt haben sich an einem Musterhaus in Chemnitz über die Idee des Solarspeichers mit Wohnräumen drumherum informiert. Sie sind vom Konzept überzeugt und haben „keine Angst, im Winter zu frieren“. Matthias Hüttmann, freiberuflicher Solarberater aus Puschendorf, „hat uns letztes Jahr das Prinzip erklärt: So haben wir Vertrauen gewonnen“, lobt Armin Vogt den damaligen Leiter des solid-Beratungszentrums Fürth.

Vor dem Wärmepuffer hatte der Kran übrigens ein kleineres Stahlgehäuse vom Sattelschlepper gehoben: „Beim Energetikhaus ist schon das Ausgleichsgefäß mit 1000 Litern größer als die Solarspeicher in normalen Gebäuden“, stellte Hüttmann sein Fachwissen gleich vor Ort wieder unter Beweis. Aber selbst er als Solarfachmann war sichtlich beeindruckt.