Sorge um die Zukunft der Schwelbrennanlage

6.2.2009, 00:00 Uhr
Sorge um die Zukunft der Schwelbrennanlage

© Horst Linke

«Es ist unser Ziel, das Gelände aktiv und sinnvoll weiterzuentwickeln», ist alles, was Unternehmenssprecher Jörg Mader, zugleich CSU-Chef im oberbayerischen Ainring, auf Anfrage der Fürther Nachrichten erklären will. Ausschließen will er lediglich einen neuen Müll-Verschwelungsbetrieb. Doch der ist nach dem teilweisen Abbau der Technik des gescheiterten Siemens-Pilotprojekts ohnehin nicht mehr möglich.

Mader räumt ein, interessant sei das 21 000 Quadratmeter große Grundstück vor allem durch seine Lage am Main-Donau-Kanal. Außerdem ergebe sich eine interessante Verbindung mit der am Nürnberger Hafen beheimateten Max Aicher Recycling GmbH (MAR). Erst im Dezember ist dort die ab August aufgebaute neue Shredderanlage für fünf Millionen Euro angelaufen.

Nürnbergs Niederlage

Erfolglos hatte die Nachbarstadt versucht, den Neubau zu verhindern. Vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zog sie 2007 den Kürzeren. Nächtlicher Shredderbetrieb hatte Nachbarn in Pillenreuth auf die Barrikaden getrieben. Der 24-Stunden-Betrieb ist weiter zulässig, allerdings hat sich die Firma verpflichtet, nicht mehr als 170 000 Tonnen Altmetall pro Jahr zu zerkleinern.

Eine Horrorvorstellung wäre für Fürths Wirtschaftsreferent Horst Müller ein Shredderbetrieb in der früheren Schwelbrennanlage. «Nutzungen mit schädlichen Emissionen und Immissionen werden wir nicht zulassen», versichert Müller. Sauer ist er auf den neuen Eigentümer, weil dieser seit dem Erwerb am 13. April vergangenen Jahres noch kein Gespräch mit der Stadt über die Nutzungsmöglichkeiten gesucht hat. «Wir werden sicher in absehbarer Zeit in Kontakt mit den Entscheidungsträgern der Region treten», teilt Unternehmenssprecher Mader den FN mit.

Einen Abbruch der nach Pannen in der Startphase stillgelegten 125-Millionen-Euro–Anlage schließt Müller wegen der Massivität des Baukörpers aus: «Das haben wir bereits mit dem früheren Eigentümer Günther Karl durchgespielt.» Nicht sicher ist sich Müller, ob Bauunternehmer Karl Max Aicher über die Nutzungsvorstellungen der Kommune aufgeklärt hat.

Der Wirtschaftsreferent befürchtet hier Schlimmstes. Bereits mehrfach mussten laut Müller in der Vergangenheit notariell verbuchte Besitzerwechsel zurückentwickelt werden, weil sich die vorgesehene Nutzung nicht realisieren ließ. Ausgeschlossen ist für Müller ein Erwerb des Objekts durch die Stadt. Für 3,7 Millionen Euro hatte Karl 1999 das Areal von Siemens erworben. Die Anlage gab es quasi als Gratiszugabe. Allerdings mussten die Stadt 4,4 und der Landkreis 2,5 Millionen Euro Abstandszahlung an den Erbauer leisten.

Der Weiterverkauf ist dem Vernehmen nach für einen Preis knapp unterhalb der zweistelligen Millionenmarke über die Bühne gegangen. Mit Interesse blickt die Kommune der Entwicklung der Schwelbrennanlage schon deshalb entgegen, weil sie über das bis zur Rezatstraße (Kanalbrücke) reichende Nachbargrundstück verfügt: 30 000 Quadratmeter, die sich zur Gewerbeansiedlung anbieten – vorausgesetzt, die Nachbarschaft übt keinen störenden Einfluss aus.

Die Nutzung der Wasserstraße ist übrigens umständlich, weil die Güter zur Lände auf der anderen Kanalseite transportiert werden müssen. Dem Bau einer zweiten Anlegestelle auf der Westseite gibt Fürths Wirtschaftsreferent wegen der enormen Kosten keine Chance. Müller an die Adresse von Max Aicher: «Man muss mit uns reden.»