Spannender Brückenschlag

8.1.2018, 18:00 Uhr
Spannender Brückenschlag

© Foto: Veranstalter

Zusätzlich zu den Instrumenten bedarf es dazu aber auch ideenreicher Musiker, die sowohl über eine solide Ausbildung in klassischer Musik wie in Jazz verfügen. Alexander von Hagke (Klarinette und Flöte), Julia Bassler (Violine), Vlado Grizelj (Gitarre) und Cellist Eugen Bazijan haben an renommierten Musikinstituten dieses parallele Studium absolviert. Das Ergebnis kann sich hören lassen.

Dass sich das Programm bei einem solchen Konzert vom üblichen Schema in der Sparte Silvester- und Neujahrsmusik unterscheidet, liegt auf der Hand. Und so eröffnen die vier Musiker den Abend mit "Mille regretz" von Josquin de Prez, dem franko-flämischen Komponisten und Sänger aus der Renaissance, der schon zu Lebzeiten ein Star war.

Bereits hier geht die auch für den traditionellen Konzertbesucher weit entfernte Klangwelt sehr schnell in rhythmisch unterlegte Improvisationen über, um dann ins Original zurückzukehren und in hauchzartem Piano zu verklingen.

Beschwingter Charakter

Breiten Raum im Musikspektrum des Abends nehmen Werke von Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart ein. Bei den Sätzen Rondeau, Menuett und Badinerie aus der 2. Orchestersuite von Bach handelt es sich um höfisch-galante, beschwingte Tänze, die in der Interpretation von "Passo Avanti" in ihrem Grundcharakter mehr oder minder immer präsent sind. Vom Pizzicato der Gitarre, der Violine und des Cellos werden sie aber in jazzige Gefilde gebeamt. Die Badinerie wartet zudem mit erfrischenden Flöten- und Violinsoli und improvisierte Variationen auf.

Die Musette aus dem Klavierbüchlein für Anna Magdalena Bach wird von Klarinette und Gitarre fernab vom Original verjazzt, ehe die Kehrtwende zurück zum Original folgt. Ganz unvermittelt geht es dann in die Welt der Oper.

Der Ausflug beginnt mit einer berühmten Arie von Georg Friedrich Händel in Form einer Sarabande und führt nach einer raffinierten Überleitung direkt zum Gefangenenchor aus Verdis Oper "Nabucco". An das Orchestervorspiel schließt sich der Gesang als Jazznummer im Walzertakt und mit Pianoschluss an.

Das Publikum einbezogen

In den populären Kanon des Nürnbergers Johann Pachelbel wird auch das Fürther Publikum als zweistimmiger Chor mit einbezogen – was auch gut klappt. Pachelbel hätte garantiert seine helle Freude an den ausladende Variationen gehabt, zu denen der Cellist sein Instrument mit ausdrucksstarker Mimik sogar als Gitarre zu spielen versucht .

In das Programm eingefügt sind zwei Kompositionen des Bandleaders Alexander von Hagke, "Summer in Skane": eine melodisch verträumte Landschaftsbeschreibung, und "Vom Suchen und Finden": Momente des Innehaltens mit einem ineinander fließenden Melodiegeflecht moderner Klangart.

Technisch perfekt

Mit einem Augenzwinkern werden nach der Pause Stücke von Mozart kredenzt – dabei aber technisch perfekt interpretiert. Zu den künstlerischen Freiheiten, die sich das Quartett bei der Figaro-Ouvertüre herausnimmt, hätte Mozart die Ohren gespitzt. In der d-Moll Fantasie beeindruckt die Bassklarinette, ehe die fetzige Weiterführung an einen argentinischen Tango erinnert. In dem Türkischen Marsch aus der A-Dur Klaviersonate brilliert schließlich die energiegeladene Jazzgeigerin.

Schließlich geht es doch noch ins Jahr 1858 nach Wien: zum Neujahrskonzert mit der Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauß. Die wird freilich in jazzigen Improvisationen mit einem sehr verschmitzen Lächeln präsentiert. Und als Rausschmeißer folgt der abgenudelte Radetzkymarsch. Aber nicht pur, sondern als spritziger Radetzkysamba-Cocktail. Mit ihrem Neujahrskonzert der anderen Art sind die vier musikalischen Grenzgänger zur Steilform aufgelaufen und haben die Zuhörer hellauf begeistert.

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