Spätsommers braucht die Biene Pflege

22.8.2016, 13:00 Uhr
Spätsommers braucht die Biene Pflege

© Foto: Petra Fiedler

Der Lehrbienenstand in Cadolzburg ist ein Ort geschäftigen Treibens. Dafür sorgen schon die Bewohnerinnen der Holzkästen, die Konrad Müller, langjähriger Vereinsvorsitzender der hiesigen Imker und Koordinator für Fortbildungen, pflegt. Die Arbeiterinnen sind beschäftigt. Unermüdlich fliegen sie die Stöcke an, voll bepackt mit Pollen.

„Das Bienenjahr geht von Juli bis Juni“, beschreibt Konrad Müller die Bedeutung der in diesen Tagen anstehenden Arbeiten. Jetzt stelle der Imker die Weichen für das nächste Jahr. Maßgeblich hänge die Honigernte davon ab, wie stark das Volk die kalte Jahreszeit übersteht. „Die zukünftigen Honigbienen haben gerade keine andere Aufgabe, als dick und vollgefuttert in den Winter zu kommen“, erläutert Müller.

Auch wer keine Bienenvölker besitzt, ist meist über die Medien darüber informiert, dass die Bienen akut gefährdet sind. Eine Hauptursache ist die vor fast 50 Jahren aus Asien in Europa eingeschleppte Varroamilbe. Die Parasiten schädigen vor allem die Brut. Ist sie mit Varroa befallen, dann schlüpfen kurzlebige und anfällige Bienen. Ist der Befall massiv, kann das ganze Volk eingehen.

Mit einem Puderzuckerstreuer macht Imkermeisterin Helga Groß Jagd auf die gefährliche Mitbewohnerin im Bienenstock. Der Trick: 50 Gramm Bienen werden abgesondert und mit Puderzucker bestreut. Der Imker wartet, bis der süße Staub gut verteilt ist, schüttelt die Tiere ab und sucht nach Milben.

Zum Nachzählen

„Ein leidiges Thema“, sagt Oliver Kukuk über die Varroa-Plage. Er hat erst ein Volk, steht am Anfang seiner Imkerlaufbahn und will über die Varroa-Behandlung alles wissen. Genauso wie der Seukendorfer Thomas Wedel. Er hat quasi eine Kostprobe mitgebracht. Abgefallener Puderzucker samt Milben auf einem ölgetränkten Haushaltstuch . „Zählen Sie doch gleich mal“, fordert Imkermeisterin Groß ihre Zuhörer auf und gibt Tipps, wie sich alte von jungen Milben unterscheiden lassen. Junge Milben sind heller und zeigen an, wie sich der Befall entwickeln wird.

Das große Interesse an der Varroa-Bekämpfung ist für Konrad Müller Indiz dafür, dass die Imker des Landkreises den Milbenbefall im Griff haben. „60 Prozent der Völker machen überhaupt kein Problem“, sagt Müller. „Es brennt meist bei älteren Imkern mit alten Kästen“. Die Ausstattung des Bienenheims entscheidet nach seiner Meinung über den Erfolg der Varroa-Behandlung: „In Kästen mit Holzboden kann ich keine vernünftige Bekämpfung starten.“ Und Müller zieht Vergleiche mit einem gründlichen Wohnungsputz: „So wie man dabei die Bettwäsche wechselt, so sollen Bienen die Waben erneuern.“

Vor dem Ausschwärmen

Helga Groß referiert indes über das Teilen der Bienenvölker. Nach dem Motto ‚Zwei auf einen Streich‘, beschreibt sie, wann der Imker ein neues Volk ablegen kann, bevor sich ein Teil als Schwarm aus dem Staub macht: „Wenn massenhaft Bienen außen hocken, dann haben die alten Tanten nichts zu tun“, erklärt die Imkerin launig.

Was zu tun ist, ist vom Profi schnell erklärt: „Nehmen Sie knapp drei Kilogramm Bienen und setzen Sie eine Königin dazu“. Der Umzug der Bienen könne auch gleich zur Varroa-Bekämpfung genutzt werden. Angesichts dieser Unterweisung entscheidet sich das Imkerpaar Michel aus Oberasbach spontan zu einem dringend notwendigen Schritt: „Auch wir müssen einen Ableger ziehen.“ Es säßen einfach zu viele Bienen vor dem Stock.

Die Oberasbacher schwärmen von der Qualität ihrer diesjährigen Tracht: „Unsere Völker fliegen Linden und Robinien an.“ Das mache ein unverwechselbares, feines Aroma. Ein großer Teil der 500 Imker, die im Landkreis in elf Vereinen organisiert sind, betreibt die Imkerei als Hobby. Sie hegen und pflegen im Durchschnitt sieben Völker.

„Da kann ich natürlich meine Bienen ganz intensiv betreuen“, macht Konrad Müller den Unterschied zum in den USA geläufigen Imker-Business deutlich, wo 1500 Völker auf einem Tieflader stünden.

Als sinnvolle Aufgabe, der man sich mit Beginn des Ruhestandes zuwenden kann, will so mancher Hobbyimker sein Tun verstanden wissen. Doch nicht nur Jungimker jenseits der 60 garantieren im Landkreis den Fortbestand des Zeidelwesens. An der Mittelschule Cadolzburgs ist Imkern seit rund vier Jahren Pflicht-Wahlfach. Müllers Beobachtung dabei: „Wenn die Kinder sich einmal dafür entschieden haben, dann bleiben sie auch dabei.“

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