Spiel, Satz und Sieg

6.5.2009, 00:00 Uhr

Grund für den ganzen Schlamassel ist Axels Zwillingsbruder Kay, ein Jurist, der für eine große Partei tätig war und Spendengelder auf schwarzen Konten bunkerte. Seither ist der Kerl untergetaucht, mit seinem geheimen Wissen über den Skandal. Doch weil wir mitten in einer Komödie von Frank Pinkus sind, taucht der verschollene Zwillingsbruder prompt wieder auf und stiftet Verwirrung. «Matchball» heißt das aktuelle Stück der «Bühne Erholung», der freien Fürther Theatertruppe, die auf unterhaltsame Kost spezialisiert ist.

Bei der Premiere in Tuchenbach ist der Saal gut gefüllt, die Gäste erwarten einen amüsanten Abend und werden nicht enttäuscht. Regisseur Klaus Hoffmann begeht nicht den Fehler, den Text mit seinen Witzen und Wortspielen für sich stehen zu lassen, sondern hat punktgenau und bündig inszeniert. Obwohl kaum etwas aus der Vorlage herausgekürzt wurde, kommt einem der lange Theaterabend kurz vor - und das ist wohl das Beste, was sich von einem Lustspiel sagen lässt. In keiner Szene gleitet die Truppe ins Klamottige ab, nie kommt eine albern überdrehte Stimmung auf. So kuriose Kapriolen die Handlung auch schlägt, die Darsteller nehmen ihre Aufgabe ernst und sind gerade deshalb ausgezeichnet.

Auf den Schultern von Thomas Kiergassner ruht dabei die Hauptverantwortung, denn er stellt in einer Doppelrolle Axel und Kay Fischer dar – aber nicht nur das, sondern auch eine ganze Reihe von Fantasiefiguren, die die beiden sich ausdenken, um nicht erkannt zu werden und den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Eine Traumrolle für einen Schauspieler mit Temperament und Wandlungsfähigkeit - und darüber verfügt Kiergassner reichlich. Jeder Gestalt verleiht er eine eigene, unverkennbare Note, jeder Gesichtsausdruck sitzt, ob als Sportler oder Anwalt, Türke oder Franzose.

So zieht der starke Hauptdarsteller die anderen mit. Gert Hessing als patenter Berliner Journalist Johann Krawulke, der trotz seiner Neigung zum Alkohol als Einziger den Überblick behält, liefert ebenfalls eine exzellente Vorstellung. Susanne Lauterbach als hartgesottene Sport-Managerin Anne Simon und Nina Krec als verwirrter Tennis-Champion Esther Bäcker sind immer für spritzige Einfälle und einen Lacher gut. Johannes Schoierer tobt wild als eifersüchtiger Bundesrichter über die Bühne, Gerlinde Peterek gibt cool die Familienministerin in Nöten und Gabi Binöder sanft die Nachwuchs-Journalistin. Ein vergnüglicher Abend nach Maß. Von Voll-Profis wie dem Ohnsorg-Theater hat man schon Schlechteres gesehen. ANNE PETERS

«Matchball» ist wieder zu sehen am 12. Mai im Stadttheater Fürth.