Spieler werden zu „Anlagevermögen“

21.5.2003, 00:00 Uhr
Spieler werden zu „Anlagevermögen“

© Günter B. Kögler

Und weil Brand spürte, das den meisten der Anwesenden im Saal der „Kartoffel“ bereits der Kopf rauchte, versuchte er, die Ausgliederung der Fußballabteilung in eine GmbH & Co. KGaA auf die denkbar einfachste Formel zu bringen: „Wenn was passiert, trifft’s den Verein nicht.“

Die Verantwortlichen der SpVgg hatten nach einer Unternehmensform gesucht, die der Profi-Abteilung einen größeren Handlungsspielraum einräumt, ohne im Krisenfall den ganzen Klub in den Abgrund zu reißen. Wie bei Borussia Dortmund fiel die Wahl auf eine „Kommanditgesellschaft auf Aktien“, deren Anteilsscheine es nirgendwo zu kaufen gibt. Einzige Aktionäre sind die Greuther Fürth Fußball GmbH und die SpVgg Greuther Fürth e.V. Der Kniff besteht darin: Geht in der GmbH & Co. KGaA, also im Fußballbetrieb, etwas schief, steht dafür die mit einem vergleichsweise geringen Stammkapital ausgestattete Fußball-GmbH gerade, nicht die SpVgg Greuther Fürth e.V., bei der sämtliche Immobilien verbleiben.

Laut Aufsichtsratsmitglied Peter Köhr, der die Aufgabe hatte, der Versammlung das komplizierte Konstrukt zu erläutern, ist der Ausschluss der Haftung für den Verein nur einer von mehreren Vorteilen der Neuregelung. Der vielleicht zweitwichtigste: Bei Bedarf kann die GmbH & Co. KGaA „Kapital bilden“, sprich Teile des Unternehmens veräußern. Bayern München beispielsweise hat sich auf diese Weise Adidas mit ins Boot geholt.

Dafür, dass der Verein bei all dem nicht die Kontrolle verliert, sorgt folgender Umstand: Das Geschäftsgebaren der GmbH & Co. KGaA wird ausschließlich von der Fußball-GmbH bestimmt. Diese wiederum gehört zu 100 Prozent dem Verein, der am Montag einen Wirtschaftsbeirat gewählt hat. Dessen Mitglieder sind Bernd Lindner, Karl Knöfel, Günther Leupold, OB Thomas Jung und Ex-OB Wilhelm Wenning.

Miete fällt an

In der Praxis wird die neue Fußball-Firma sämtliche Mannschaften der SpVgg ab der U 14 aufwärts betreuen. Ergo gelten nicht nur Mirko Reichel, Sven Neuhaus, Zoran Mamic und alle anderen Profis, sondern auch die Schüler- und Jugendspieler künftig als „bewegliches Anlagevermögen“. Und da sie offiziell nicht mehr zum Verein gehören, müssen die Fußballer künftig Miete zahlen, wenn sie auf dessen Plätzen trainieren.

Die Grundausstattung des Unternehmens beträgt rund 700 000 Euro. Um rechnerisch auf das von der Deutschen Fußball-Liga geforderte Barkapital von 2,5 Millionen Euro zu kommen, besteht darüber hinaus für den Verein eine „Einlageverpflichtung“ von knapp 1,8 Millionen, die derzeit nicht eingefordert wird. Ob das jemals der Fall sein wird, muss der GmbH-Geschäftsführer Hack mit dem Vereinspräsidenten Hack ausmachen. KURT HEIDINGSFELDER