Sport geht immer - auch mit über 80

13.5.2017, 09:00 Uhr
Sport geht immer - auch mit über 80

© Foto: Ehm

In Seniorenheimen leben heutzutage fast nur schwerstpflegebedürftige Bewohner. Was bringt der Sport diesen Menschen?

Edda Wagner: In unseren Gruppen sind Senioren, die noch laufen können, aber oft in ihrem Bewegungsapparat stark eingeschränkt sind. Uns geht es darum, ihren körperlichen Zustand zumindest so lange wie möglich zu erhalten oder vielleicht sogar ein wenig zu verbessern.

Erich Flöttl: Kraft, Koordination, und Gleichgewicht werden gestärkt. Die Leute sollen in Bewegung bleiben, den sozialen Kontakt in der Gruppe haben und auch geistig gefordert werden. Es gibt Übungen, bei denen werden Bälle gefangen und man muss den Namen desjenigen rufen, der geworfen hat.

 

Bälle werfen und fangen, was ist sonst möglich?

Wagner: Wir arbeiten mit Tüchern, Igel-Bällen oder Kirschkernsäckchen, oder Thera-Band und nicht ganz gefüllten Wasserflaschen. Ich lege viel Wert auf den Aufbau der Muskulatur, speziell der Finger und des Beckenbodens. Da haben Senioren oft große Probleme.

 

Wie kam es denn zu der Idee, Sport in Seniorenheimen anzubieten?

Flöttl: Nachdem ich beim BLSV Beauftragter für den Seniorensport geworden bin, habe ich zunächst die Sportvereine im Landkreis kontaktiert, aber da war die Resonanz äußerst dürftig. Nachdem ein guter Freund von mir im Seniorenheim lebte, habe ich mir Gedanken zu dem Thema gemacht, mit Edda Wagner gesprochen und mir schließlich gedacht: Direkt in die Einrichtungen zu gehen, das wäre eine gute Sache.

 

Wie war da die Resonanz?

Flöttl: Anfangs schleppend. Aber seit wir auf Vermittlung des Landratsamtes als BLSV auf der Seniorenmesse des Landkreises vertreten sind, klappt das mit den Kontakten sehr gut. Wir sind in Stein, Cadolzburg, Puschendorf, Langenzenn und der Stadt Fürth vertreten. Zuletzt gab es Anfragen aus Zirndorf und Oberasbach. 2013 hatten wir 1821 Teilnehmer, im vergangenen Jahr waren es schon 4128 in allen sechs Heimen.

 

Welche Voraussetzungen müssen Heime für das BLSV-Angebot erfüllen?

Wagner: Voraussetzung ist ein Übungsraum. Das Pflegepersonal muss die Bewohner bringen und nach der einstündigen Übungseinheit wieder abholen. Außerdem muss für jeden ein Getränk bereitstehen. Wir kommen einmal in der Woche. Wir können 16 bis 18 Bewohner betreuen, wenn es mehr werden, teilen wir die Gruppe auf.

 

Gibt es genügend Übungsleiter?

Wagner: Momentan sind wir zu zehnt, acht Frauen, zwei Männer, wobei ich nur noch bei Krankheit oder Urlaub einspringe.

 

Wie werden die Übungsleiter bzw. das gesamte Projekt finanziert?

Flöttl: Alleine über Sponsoren. Darunter sind zum Beispiel die Landkreisstiftung, die uns erst jüngst wieder mit 1500 Euro unterstützt hat, die Städtereinigung Hofmann, die Evenord Bank, der Reitclub Seukendorf und der Juwelier Banki. Mir ist wichtig, dass die Übungsleiter wenigstens eine Kleinigkeit bekommen, wobei ich oft feststelle, dass sie ihr Geld gleich wieder in ihre Senioren investieren.

 

Braucht man als Übungsleiter für Senioren besonderes Fingerspitzengefühl?

Wagner: Man darf die Leute nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern. Wenn man Übungen steigert, dann nur angepasst. Mir sagen die Teilnehmer dann schon: Heute hast Du uns wieder gefordert.

 

Wie halten Sie sich eigentlich selbst fit?

Wagner: Durch meine Tätigkeit als Übungsleiterin für Seniorensport. Davon profitiere ich auch, ich muss aber, wie alle, dranbleiben.

Flöttl: Durch Bewegung: Ich bin jeden Tag eineinhalb Stunden mit meinem Hund unterwegs, außerdem gehe ich auch wandern.

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