Sportpark Ronhof steht im Zeichen der Wissenschaft

20.7.2018, 13:56 Uhr
Sportpark Ronhof steht im Zeichen der Wissenschaft

© Hans-Joachim Winckler

Mats Hummels steht im Stadion und macht ein Selfie mit Fans auf der Tribüne. Auf der Fotoplattform Instagram hat der Bayernprofi eines mit dem WM-Pokal hochgeladen. Darunter schreibt er, er wolle ihn festhalten, solange es geht. Ein Bild zeigt Hummels beim Tennisturnier in Wimbledon. Auf einem anderen wirbt er fürs neue Buch seiner Frau. Fußballer spielen längst nicht mehr nur Fußball. Sie vermarkten sich und zahlreiche Produkte auf allen Kanälen.

Thomas Haupt hat das "Social Media Marketing" im Fußballgeschäft untersucht. Auch in seiner Abschlusstabelle der Bundesliga-Saison steht der FC Bayern ganz oben. Gefolgt von Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach. Der Club und Fürth waren da noch zweitklassig. "Die Sozialen Medien sind inzwischen unfassbar wichtig für die Vereine", sagt Haupt. "Sie können dort selbst ein Bild von sich erschaffen und sich vermarkten."

So viele Anmeldungen wie noch nie 

Haupt ist Professor für Sportmarketing an der privaten Hochschule für Angewandtes Management in Ismaning und einer von 25 Referenten beim Wissenschaftstag der Metropolregion heute in Fürth. Zum zwölften Mal lädt die Europäische Metropolregion Nürnberg Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ein – jedes Jahr an einem anderen Hochschulstandort. Heuer zum ersten Mal in Fürth, auf der neuen Haupttribüne im Sportpark Ronhof. Noch nie gab es dafür so viele Voranmeldungen.

Sportpark Ronhof steht im Zeichen der Wissenschaft

© Hans-Joachim Winckler

Mit mehr als 1000 Teilnehmern ist der Wissenschaftstag inzwischen die größte Veranstaltung der Metropolregion, in der sich 23 Landkreise und elf kreisfreie Städte in Nordbayern und Südthüringen organisiert haben. Passend zum diesjährigen Motto "Wissenschaft im Doppelpass" geht es in Vorträgen und Podiumsdiskussionen um Sport, Fair Play in der Wirtschaft, neue Materialien und Gesundheit. "Mich interessieren die ethischen Herausforderungen, die sich im klinischen Alltag stellen", sagt Jan Schildmann, Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der Universität Halle- Wittenberg.

Der Internist und Medizinethiker spricht in Fürth zum Thema "Wie gesund muss ein Mensch in einer modernen Gesellschaft sein?" Schildmann untersucht das Verhältnis zwischen Ärzten und Patienten im digitalen Zeitalter. "Schwierig wird es, wenn sich Patienten bei zweifelhaften Quellen informieren", sagt Schildmann. "Die riesige Datenflut, die wir heute haben, stellt beide Seiten vor große Herausforderungen." Zum Recht auf Teilhabe und Mitsprache gehöre heute auch das Recht auf Nichtwissen, das der Arzt im Zweifelsfall respektieren müsse.

Hightech oder Palliativmedizin? 

Informationen über das Erbgut der Menschen ermöglichen zielgerichtetere Therapien als früher. "Eine Erkrankung hat aber immer mehrere Ursachen, so dass wir aus den Daten nur Wahrscheinlichkeiten ableiten können", sagt Schildmann. "Daten erheben ist einfach, aber sie im Sinne des Patientenwohls sinnvoll zu beurteilen viel schwieriger." Dabei geht es auch um die Frage, wofür im Gesundheitswesen Geld investiert wird. "Ist es uns wichtiger, mehr Hightech-Medizin zu haben oder etwa die Palliativmedizin zu fördern, die mehr Personal kostet?", fragt Schildmann. "Dafür ist so ein Wissenschaftstag gut, um solche, gesamtgesellschaftlich relevanten Fragen zu diskutieren."

Verschiedene Disziplinen, Städte und Landkreise, Teilnehmer aus Wissenschaft und Wirtschaft sollen sich auf der Konferenz austauschen. Sportmanager Thomas Haupt und sein Team beraten mit den Ergebnissen ihrer Studien Fußballvereine und Spieler. Sie entwickeln Handlungsempfehlungen und Richtlinien. "Das Sportliche sollte natürlich nie unter den Sozialen Medien leiden – da muss man gerade bei jungen Spielern aufpassen", sagt der Professor. Werbung dürfe für die Profis nicht wichtiger werden als ihr eigentlicher Job. „Niemand sollte zehn Minuten vor dem Anpfiff noch mit dem Handy in der Kabine sitzen." 

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