Sportzentrum: Dach-Drama endet, doch der Hallenbau dauert

23.5.2016, 06:00 Uhr
Sportzentrum: Dach-Drama endet, doch der Hallenbau dauert

© Foto: Händel

Martin Müller ist quasi ein Mann der ersten Stunde. 1999 trat er seine Stelle als Architekt bei der Gebäudewirtschaft der Stadt Fürth an, ab Anfang der 2000er betreute er ein Projekt der besonderen Art: den geplanten Bau einer opulenten Dreifachturnhalle. Dass es ihn die nächsten 15 Jahre beschäftigen würde – nie hätte sich Müller das träumen lassen.

Wenn der 49-Jährige heute inmitten des Hallenrohbaus an der Kapellenstraße steht, dann ist ihm von der nervenzehrenden Hängepartie allerdings kaum etwas anzumerken. Müller hat sich sein freundliches Wesen und seine Zuversicht offenbar nicht nehmen lassen. Und für Zuversicht scheint nun auch in Sachen Hallenbau endlich die Zeit gekommen: Seit dem Mittwoch wird die zweite, die innen liegende Membran des markanten, lichtdurchlässigen Dachschirms montiert.

Die erste, die Außenhaut, überspannt das Gebäude bereits seit Ende 2014, als Betrachter durfte man deshalb mit Fug und Recht annehmen: Bald steht der Komplex für Sportler und Schulen zur Verfügung.

Doch es kam anders, ganz anders, es wurde ziemlich peinlich. In zwei Brandschutztests an der Technischen Universität München fiel die Konstruktion durch. Trotz mehrfacher intensiver Mahnung der Stadt hatte Architekt Swen Brodkorb, der bereits 2001 den ausgelobten Wettbewerb gewonnen hatte, keinen Plan B in der Schublade. Verzweifelt wurde gehirnt, massive Verzögerungen und nervöse Zuckungen im Rathaus waren die Folge.

Müller hat alle Akte des Dramas mit durchlitten, und er wirbt um ein wenig Verständnis für den externen Kollegen Brodkorb. Damals, als die Pläne für seine Zeltdach-Konstruktion erstmals spruchreif waren, sei noch ein anderes, in Sachen Brandschutz unverdächtiges Material vorgesehen gewesen. Dann aber wurde das Projekt von der zunehmend klammen Stadt Fürth aus Kostengründen immer wieder verschoben, immer weiter abgespeckt „bis aufs Skelett“ (Baureferent Krauße).

Fatale Konsequenz: Inzwischen ist das ursprüngliche Material nicht mehr zu haben. Auf das jetzt verfügbare Polyestergewebe indes, beschichtet mit PVC und „ein hochspezielles Technikprodukt“, so Müller, durfte die Dämmschicht zwischen den beiden Membranen nicht mehr direkt aufgelegt werden.

Die Lösung für das Problem, sie ist nun gefunden: Ein Netz hält einige Zentimeter Abstand zur unteren Plane, darauf wird die Dämmschicht gelagert. Auch eine zunächst noch beanstandete hauchdünne Folie, die sie vor Feuchtigkeit und Schmutz schützen soll, ist laut Brandschutz akzeptabel. Der Sachverständige gab schließlich grünes Licht, der Stoßseufzer der Erleichterung war weithin zu vernehmen – das Werk kann vollendet werden. Läuft alles glatt, dürften die ungarischen Spezialisten für Membran-Konstruktionen das Dach binnen der nächsten Wochen fertigstellen, heißt es.

Danach erst, wenn man vor den Unbilden des Wetters sicher ist, kann der Innenausbau beginnen. Maler, Trockenbauer, Schreiner, Bodenleger, Heizungs- und Sanitärfirmen müssen anrücken. Die schiere Aufzählung lässt ahnen: Das kann noch einmal dauern.

„Eine Perle“

Martin Müller ist das bewusst, und deshalb glaubt er bei allem Tempo, auf das man mehr denn je drücken werde: Es ist wohl bis zum September, wenn das neue Schuljahr beginnt, nicht zu schaffen. Im Rathaus und in den Schulen, die dringend auf die Halle als Entlastung für den Sportunterricht warten, wird man es mit Schaudern vernehmen. Bei Müller überwiegt dennoch die Erleichterung – darüber, dass man nun die tückischste Hürde genommen hat.

Obwohl vom einst viel umfänglicheren Brodkorb-Konzept mit angrenzendem Parkhaus, mit Gastronomie, Fitnessräumen und Büros nach all den Streichungen nur noch die blanke Halle übriggeblieben ist, spricht Müller von einer „Perle“. Und mittlerweile nicken auch manche seiner Kollegen anerkennend mit dem Kopf, die lange gefrotzelt haben, das hier werde „doch nie fertig!“

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