Fernseh-Auftritt

St. Michael im ZDF: Gottesdienst berührt die Zuschauer

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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24.7.2017, 14:00 Uhr
Nicht nur die Scheinerwerfer über den Köpfen machten den Gottesdienst in St. Michael am Sonntag mit Pfarrerin Schardien zu etwas Besonderem.

© Horst Linke Nicht nur die Scheinerwerfer über den Köpfen machten den Gottesdienst in St. Michael am Sonntag mit Pfarrerin Schardien zu etwas Besonderem.

"Guten Morgen! Und herzlich willkommen in einer Engelskirche: St. Michael in der Fürther Altstadt". Wer das Drehbuch kannte, wusste, dass Pfarrerin Stefanie Schardien den Gottesdienst exakt mit diesen Worten beginnen würde.

Zuvor aber stand noch ein kleines Training an. Bewusst waren die Kirchenbesucher mit einem Puffer einbestellt worden: 30 Minuten waren Zeit, um sie fit für diesen Gottesdienst zu machen. Humorvoll gab dabei Pfarrerin Elke Rudloff, die als ZDF-Senderbeauftragte der evangelischen Kirche die einjährigen Vorbereitungen für den Live-Gottesdienst koordiniert hatte, einige wichtige TV-Regeln weiter.

Zum Beispiel: Wer schon immer mal in eine Fernsehkamera winken wollte, sollte das genau jetzt tun – bevor die Übertragung beginnt. Später nämlich sollte man die Kameras am besten gar nicht beachten. Mit Ausnahme von Pfarrerin Schardien: Die müsse manchmal direkt zu den Fernsehzuschauern sprechen, erklärte Rudloff, "das ist nicht als kalte Schulter für Sie gemeint". Auch die geplanten Lieder wurden probeweise angestimmt – verbunden mit der Bitte, dass möglichst viele auch später mitsingen.

Alle Mühen und Vorbereitungen wurden schließlich belohnt. St. Michael erlebte einen rundum gelungenen, besonderen Gottesdienst: Die Stadtkantorei sorgte dafür, dass der Gesang wunderbar klang, Mitglieder der Gemeinde erzählten von Engel-Erfahrungen – aber auch von Zweifeln, und Pfarrerin Schardien zeigte, wie man einen Gottesdienst macht, der nah am Leben ist und alten wie jungen Menschen etwas zu sagen hat.

Sind Engel so etwas wie Superhelden? Oder nur esoterischer Quatsch? Sie selbst, gestand Schardien, bringe der Glaube an Schutzengel theologisch "ziemlich an meine Schmerzgrenze". Denn: Wo sind die Engel in Syrien?, fragte sie. Warum bringen sie keine Care-Pakete nach Afrika? Wann tritt ein Engel dazwischen, wenn ein Kind missbraucht wird? Und wo war der Engel, als in Fürth kürzlich ein Kind beim Spielen im Fluss ertrank?

"Herz und Bauch sagen immer wieder ja"

Und trotzdem. Die Sehnsucht nach guten Kräften, das Staunen und die Dankbarkeit, wenn jemand beschützt wurde, sind genauso da wie die Zweifel. "Der Kopf sagt nein, Herz und Bauch sagen immer wieder ja."

Wie sehr der Gottesdienst bewegte, merkte die Gemeinde hinterher: Bis 19 Uhr konnten Fernsehzuschauer in St. Michael anrufen und bei Gemeindemitgliedern Kritik, Lob, Gedanken loswerden – und bis 19 Uhr klingelte das Telefon. Sie habe ihre zweistündige Schicht durchtelefoniert, erzählt eine Helferin. "Und die Rückmeldungen waren so was von positiv, das hätte ich nicht gedacht!" Viel Lob gab es für die Predigt, das selbstgeschriebene Glaubensbekenntnis, die lebendige Gemeinde. "Das war wie ein warmer Regen", sagt auch Schardien, die die letzte Stunde des Telefondiensts übernahm. Manche wollten die Texte haben, andere erzählten eigene Engelsgeschichten. "Wir haben offenbar einen Nerv getroffen."

Den Gottesdienst kann man hier in der ZDF-Mediathek ansehen.

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