Staatsstraßen-Ausbau bei Ammerndorf bleibt umstritten

8.2.2018, 21:00 Uhr
Staatsstraßen-Ausbau bei Ammerndorf bleibt umstritten

© Foto: Hans Winckler

Christoph Eichler vom Staatlichen Bauamt Nürnberg macht seinen Job bereits ein paar Jahre. Als Abteilungsleiter betreut er mit seinen Mitarbeitern unter anderem die Staats- und Kreisstraßen im Landkreis Fürth. Wenn seine Behörde Routen ausbaut oder Geh- und Radwege realisiert, gehören Widerstände zum täglichen Brot: Naturschützer, die gegen die fortschreitende Versiegelung der Landschaft protestieren, Imker, die um ihre ohnehin raren Bienenweiden fürchten, oder aber Landwirte, die keinen Streifen ihres Ackers für die jeweiligen Projekte hergeben wollen.

Auch in Sachen Staatsstraße 2409 gründete sich in Steinbach eine Bürgerinitiative, die den Ausbau ablehnte. Doch dann kam etwas dazu, das die Behördenvertreter verblüffte – und zwar beim Besuch einer Sitzung des Cadolzburger Marktgemeinderats im Frühjahr 2017: Die Mehrheit der Kommunalpolitiker lehnte den geplanten Ausbau seinerzeit nämlich nicht nur rundweg ab, sondern verweigerte darüber hinaus den Verkauf der dafür benötigten kommunalen Flächen.

Verwunderung in der Behörde

Warum der Gemeinderat nicht wolle, dass das Staatliche Bauamt hier investiert, hatte der stellvertretende Behördenleiter Klaus Schwab gefragt und seiner Verwunderung über das Nein Ausdruck verliehen. Denn derartige Einwände kämen bei Kommunen "praktisch nie" vor.

Doch die Cadolzburger, ohnehin gebeutelt von der heftigen Diskussion um die Umgehung, die in dem gerade einmal ein knappes Jahr zurückliegenden Bürgerentscheid abgelehnt worden war, ließen sich nicht überzeugen. Der Ausbau werde die Raserei fördern und mehr Verkehr anziehen, der wiederum die Marktgemeinde belaste – das waren die Hauptargumente. Und so stand plötzlich das Thema Enteignung im Raum, ein Verfahren, das das Landratsamt hätte übernehmen müssen.

Unangenehm für alle Beteiligten: Landrat Matthias Dießl schaltete sich ein — die Mehrheit im Gremium mit Bürgermeister Bernd Obst an der Spitze schwenkte schließlich um. Begründung: Am Ende habe die Gemeinde keine Chance, sich durchzusetzen.

Genauso dachten wohl auch die betroffenen Privatleute, die sich ebenfalls gezwungen sahen, klein beizugeben. Bei vier Grundstückseignern läuft derzeit über das Landratsamt ein so genanntes Verfahren zur "vorläufigen Besitzeinweisung". Dieses Prozedere steht vor einem möglichen, aber äußerst komplizierten Enteignungsverfahren.

Der Vorteil: Es ist im Vergleich dazu schneller abzuwickeln, erreicht aber erst einmal den gleichen Zweck. Dabei werden die Eigentumsrechte der für den Umbau benötigten Flächen auf den Freistaat Bayern übertragen. Das bedeutet: Die Betroffenen bleiben bis zu einem notariellen Verkaufsvertrag zwar formal Eigentümer ihrer Grundstücke, haben darauf ber keinen Zugriff mehr. Das Straßenprojekt kann beginnen.

Die Rodungen sind nun der erste Schritt, die eigentlichen Umbauarbeiten sind ab August terminiert. Rund drei Monate sind veranschlagt. Der erste, rund 480 Meter lange Abschnitt beginnt an der Kurve mit dem Abzweig nach Steinbach. Er endet ein Stück hinter dem "Lindenhof", und zwar dort, wo ein weiteres Sträßchen von der ST 2409 nach Steinbach führt.

Mehr Zeit nimmt Teil zwei ab April 2019 in Anspruch – von der Steinbacher Kurve bis zum Ortseingang von Ammerndorf. Hier kommt es zu den massivsten Eingriffen in die Landschaft: Die Straße wird nach Westen in den bisherigen Wald verschoben und tiefer gelegt. Ein im Vergleich zum momentanen Zustand sehr viel sanfter geschwungener Kurvenradius soll für mehr Sicherheit sorgen. Gleiches gilt nach Ansicht des Staatlichen Bauamtes für den Zubringer aus Steinbach. Er stößt dann erheblich weiter Richtung Ammerndorf rechtwinklig auf die Staatsstraße. Das sorgt für bessere Blickwinkel. Im gesamten Verlauf der 1,9 Kilometer langen Ausbaustrecke wird die Straße auf 6,50 Meter verbreitert. Die Kurvenradien werden aufgeweitet. Der teilweise abrupte Wechsel gerader und sich schlängelnder Abschnitte soll verschwinden. Deswegen wird die Fahrbahn im Vergleich zur Bestandstrasse an bestimmten Stellen zwischen fünf und sechs Metern entsprechend verschoben.

Und, ganz wichtig: An drei Stellen wird es so genannte "Aufstellflächen" für Linksabbieger geben. Das meint keine eigene Abbiegespur, allerdings wird die Straße an diesen Punkten so verbreitert, dass drei Auto gefahrlos aneinander vorbeikommen.

Richtung Ammerndorf ist das an den beiden Abzweigungen nach Steinbach der Fall. Wer nach Cadolzburg unterwegs ist und zum Bauernladen am "Lindenhof" abbiegen will, für den soll das auf diese Weise ebenfalls gefahrlos möglich sein. Kostenpunkt des gesamten Projekts nach derzeitiger Schätzung: knapp unter drei Millionen Euro. Ob es dabei bleibt, wird sich zeigen, wenn die Ergebnisse der Ausschreibungen vorliegen.

Aber erhöht die neue Straße nicht doch den Reiz, schneller zu fahren, macht das die ohnehin unfallträchtige Route nicht noch gefährlicher? Christoph Eichler bemüht Statistiken, die dagegen sprächen: "Auf ausgebauten Straßen gibt es deutlich weniger Unfälle." Nicht nur die Steinbacher werden gespannt darauf schauen, ob sich das so bewahrheitet.

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