Stadt Fürth will Vereinen mehr Geld zuschießen

20.11.2015, 06:00 Uhr
Stadt Fürth will Vereinen mehr Geld zuschießen

© Archivfoto: Winckler

Christian Sandig zeichnet ein düsteres Bild vom Zustand des Fürther Sports. „Viele Vereine kämpfen, um den Tagesbetrieb finanzieren zu können, aber sie sind aktuell nicht in der Lage zu investieren“, sagt der Funktionär des TV Fürth 1860 und zugleich Vorsitzender des Sportausschusses in der Kleeblattstadt. Mit den Mitgliedsbeiträgen allein sei es beinahe unmöglich, Sportplätze und -hallen in Schuss zu halten oder gar neue zu errichten.

Zwar ist es nach wie vor sehr günstig, eine städtische Halle zu mieten. Beispiel: Für eine komplette Jugendgruppe, die eine Stunde Sport treibt, zahlt ein Verein lediglich 1,25 Euro ans Rathaus. Aber alle Vereine, die eigene Anlagen besitzen, müssen darunter leiden, dass die Kosten für Energie und den Bauunterhalt in den vergangenen Jahren exorbitant gestiegen sind.

Bei der Stadt Fürth, die bekanntlich finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist, zeigt man sich einsichtig: „Die Vereine brauchen unsere Unterstützung, um ihre Aufgaben auch in Zukunft erfüllen zu können“, sagt Markus Braun. Zahllose Ehrenamtliche, so der Bürgermeister und Sportreferent, würden in den Klubs „Herausragendes“ leisten – auch in Sachen Integrationsarbeit.

Im Dialog mit den Vereinen, wie Braun sagt, hat die Stadt daher ein Konzept erstellt, um die Sportförderung zu reformieren – zum ersten Mal seit 2002. Der Bürgermeister nennt drei Ziele: Erstens sollte damit kein Verein schlechter fahren, viele aber besser. Zweitens wollte man besonders alle stärken, die eigene Sportstätten betreiben, und drittens soll die Antragstellung vereinfacht, also entbürokratisiert werden. Bislang schüttet die Stadt auf verschiedenen Wegen rund 235.000 Euro an die Vereine aus. Künftig sollen weitere 125.000 Euro fließen.

5 Euro für jeden Jugendlichen

Die Details des Förderpakets kennt Wolfgang Wörner vom Sportservice im Rathaus. Ihm zufolge erhalten die Vereine für jedes erwachsene Mitglied zwar nur noch einen statt 1,10 Euro. Dafür steigt der Zuschuss bei den Jugendlichen von 4,10 auf 5 Euro. So will man ausgleichen, dass die Vereine mit ihrer Jugendarbeit meist deutlich weniger Einnahmen erzielen.

Laut Wörner wird zudem die „Übungsleiterförderung“ entfallen, die beiden Seiten extrem viel Verwaltungsarbeit bereitet habe. Ersetzt wird sie von einer städtischen Pauschale, die automatisch jeder Verein bekommt, der erfolgreich die staatliche Vereinspauschale beantragt hat. Dadurch werden 20 000 Euro mehr als bisher an Fürther Klubs fließen. Sogar 73.000 Euro sind es bei der neuen „Förderung des Unterhalts der vereinseigenen Sportstätten“. In deren Genuss kommen vor allem Vereine mit eigenen Spielfeldern, Laufbahnen oder Turnhallen. Zu guter Letzt füllt die Stadt Fürth den Zuschusstopf für Baumaßnahmen auf. Statt 25.000 Euro stehen künftig pro Jahr insgesamt 50.000 Euro zur Verfügung. Der Stadtrat muss die neuen Förderrichtlinien in den Haushaltsberatungen für 2016 noch beschließen.

Die Vereine, verspricht Christian Sandig, werden diese öffentlichen Gelder „sinnvoll anlegen“. Die neue Sportförderung der Stadt sei für sie ein „wichtiger Schritt“, sie habe aber durchaus noch „Potenzial nach oben“. Will heißen: Andere Städte, von der Größe her vergleichbar mit Fürth, unterstützten ihre Vereine mit noch mehr Geld.

Der TV Fürth 1860 – mit 5000 Mitgliedern der größte Verein der Stadt und im Besitz zahlreicher Sportstätten – kann sich künftig über ein jährliches Plus von zirka 50.000 Euro aus dem Rathaus freuen. Viel Geld, könnte man meinen – das mitunter aber schnell verrinnt. „Wir haben gegenwärtig einen Wasserrohrbruch auf dem Gelände“, sagt Christian Sandig. „Es kostet allein 5000 Euro, den Schaden bloß zu begutachten.“

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