Stadt Langenzenn kriegt die Kurve nicht

5.12.2017, 21:00 Uhr
Stadt Langenzenn kriegt die Kurve nicht

© Foto: Reinhard Grasser

"Das ist der reine Hohn", zürnt Robert Lettenmeier und deutet auf die kleine Brücke vor ihm. Er betreibt seine Kfz-Werkstatt in der alten Hagenmühle; sie liegt gleich hinter dem Brückenbauwerk über die Erlach. Rechts ab führt ein extra ausgemarkerter Grünweg für die Bauern nach Westen, wo ihre landwirtschaftlichen Flächen bearbeitet werden müssen.

Stadt Langenzenn kriegt die Kurve nicht

© Grasser

Dorthin gelangen die Pächter seit 14 Jahren aber nur mit großen Schwierigkeiten: Sie müssen, mit ihren Traktoren mit Ladewagen-Anhänger oder einem 18 Meter langen Mähwerk hintendran, mehrmals rangieren, zurückstauchen und ihre schweren Geräte schließlich rückwärts in den Weg hinein bugsieren. "Man kommt hier nicht ums Eck. Und es gibt keine andere Zufahrt zu den bewirtschafteten Flächen", zetert Lettenmeier, dessen Bruder betroffen ist.

"So wird’s gemacht"

Nach ersten Protesten der Bauern kam es zu einem Ortstermin, bei dem Stadtbaumeister Anton Meier den Brüdern Lettenmeier wohl den guten Rat gab, doch eine private Mauer an der Hagenmühle zurückzusetzen, dann komme man schon durch die Engstelle durch. Damit konnten die Betroffenen freilich wenig anfangen.

Fakt ist: Beim Neubau der Brücke im Jahr 2003 durch die Stadt Langenzenn war das neue Bauwerk größer geworden als das ursprüngliche. "Dies ging zu Lasten der Kurvenradien", bestätigt Richard Brand, der geschäftsleitende Beamte im Langenzenner Rathaus, auf Anfrage der Fürther Nachrichten. "Ob es sich dabei um eine Fehlpanung handelt, wurde nicht näher untersucht."

Zeugen erinnern sich allerdings an eine Äußerung des Capos der Baufirma, der an der neuen Brücke tätig war. "So geht das doch nicht", soll er geurteilt haben, "aber man hat uns befohlen: So wird’s gemacht!" Immerhin nahm ein Gutachter die Brücke unter die Lupe und schlug auf dem Bauwerk ein Loch bis auf die Armierung, um sie zu untersuchen. Dieses Bild bietet sich dem Betrachter noch heute; der Stahl rostet vor sich hin.

In mehreren Kirchfembacher Bürgerversammlungen brachten Landwirte und auch der Kirchfembacher Reinhard Grasser, der frühere Bauhofleiter der Stadt Langenzenn, den Mängelbau zur Sprache: "Doch wir wurden immer wieder vertröstet, weil ein gerichtliches Verfahren anhängig sei." 2012 hoffte Bürgermeister Jürgen Habel auf einen Vergleich. Zuletzt hieß es, es müsse noch ein Gutachten abgewartet werden. Jährlich sei in den Bürgerversammlungen beantragt worden, dem Missstand abzuhelfen, erzählt Grasser. "Aber wir haben nie etwas erfahren. Wir wissen nicht, ob die Angelegenheit dem Stadtrat überhaupt vorgetragen wurde."

"Richtig ist, dass es beim Bau der Brücke am Hagenmühlweg zu Planungs- und Baumängeln gekommen ist", berichtet Geschäftsleiter Brand aus dem Rathaus. "Nach gegensätzlichen gutachterlichen Beurteilungen" einigten sich die Beteiligten — das Planungsbüro Schwarzott & Baier, die Baufirma und die Stadt — im Jahr 2011 auf einen Vergleich, um einen kosten- und zeitintensiven Prozess in der Hauptsache zu vermeiden. In diesem Vergleich verpflichtete sich die bauausführende Firma zu Nachbesserungen. Leider seien diese bis heute trotz Zusagen und wiederholter Aufforderungen nicht erfolgt, so Brand.

Aktuell werde versucht, die Baufirma mit anwaltschaftlicher Hilfe doch noch zur Mängelbeseitigung zu bewegen. "Sollte dies in absehbarer Zeit nicht zu einem Ergebnis führen", sagt Brand, werde die Stadt die vom Gutachter vor Jahren geschlagenen Öffnungen auf eigene Veranlassung zumindest provisorisch wieder verschließen.

Als besonderes Kuriosum empfinden die Landwirte an der Hagenmühl-Brücke einen Eckstein am Ausläufer des Bauwerks. Dieser relativ kleine Granitbordstein an der Brückenkappe ist nach den ersten Beschwerden damals abgeschrägt worden, in Abstimmung mit der Stadt. Um die Kurve kommen die Fuhrwerke deshalb natürlich längst nicht. Nach einer Anfrage der FN teilt das Rathaus nun mit: "Die Stadt ist jederzeit bereit, Lösungen mit den betroffenen Landwirten zu suchen und vorzunehmen, sofern diese an der Stelle möglich sind."

Wenn der Abend dämmert, sieht man dort auch nicht mehr sehr gut. Bei der teuren Sanierung des benachbarten Hagenmühlweges vor etwa drei Jahren waren zwar auch Straßenlampen gesetzt worden, aber nicht bis zum Endstück des Weges und zur Brücke. "Der Ausbauplan sah keine weitere Straßenlampe vor. Auf Wunsch prüfen wir gerne, ob noch eine Nachrüstung erfolgen kann", verspricht die Stadt jetzt.

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