Stadtplan zeigt die Bombentreffer

14.2.2014, 11:00 Uhr
Stadtplan zeigt die Bombentreffer

© Linke

Martin Schramm hört es immer wieder. Bei nahezu jeder Führung durch das Stadtmuseum wisse jemand beizutragen, dass Fürth im Zweiten Weltkrieg nicht beschädigt worden sei – weil hier so viele Juden gelebt hatten oder weil die Stadt als Kriegsziel nicht wichtig genug war, lautet die Begründung. „Das aber“, so sagt es Museumsleiter Schramm, „muss man schon etwas differenzierter betrachten.“

Also hat er einen Teppich erstellen lassen, der einen Stadtplan aus der unmittelbaren Nachkriegszeit zeigt. Farblich gekennzeichnet wurden sämtliche Gebäude, die im Krieg Schäden davontrugen. Rot steht für eine totale Zerstörung, blau für schwere Treffer mit einer Schadensumme von 10000 bis 30000 Reichsmark, gelb für mittlere Schäden (1000 bis 10000 Reichsmark) und grün für leichte Schäden (100 bis 1000 Reichsmark). Der Teppich, das ist nicht zu übersehen, ist an einigen Stellen ziemlich bunt: in der Innen- und in der Südstadt zum Beispiel, aber auch auf der Hardhöhe.

490 Mal wurde in Fürth während des Zweiten Weltkriegs Luftalarm ausgelöst, sagt Schramm. 15 Mal nahmen alliierte Bomber die Stadt tatsächlich ins Visier. Bei einem der ersten schweren Angriffe im März traf es unter anderem die Hall- und Alexanderstraße, vor allem aber die Amalienstraße. Dort kamen 32 Menschen ums Leben.

Eine der folgenschwersten Attacken jährt sich kommende Woche zum 70. Mal. Am 20. Februar 1944 galt der Luftschlag dem Rüstungsbetrieb Bachmann & Blumenthal beim Flugfeld auf der Hardhöhe. Die Bomben beschädigten jedoch nicht nur das Werk schwer, sondern zerstörten unter anderem viele Häuser der benachbarten Hardsiedlung. Etliche Menschen kamen ums Leben. Schramm zufolge starben zwischen 1943 und 1945 fast 500 Fürther bei Luftangriffen, der letzte erfolgte wenige Wochen vor Kriegsende im April 1945.

Akribisch geführte Listen

„Fürth wurde also sehr wohl getroffen“, sagt Schramm, schränkt aber ein: „Natürlich lange nicht so schwer wie Nürnberg.“ Anders als in der großen Nachbarstadt gab es beispielsweise viel weniger komplett ausgebombte Gebäude. Viele leichte und mittlere Schäden wie abgedeckte Dächer oder zersplitterte Fensterscheiben wurden umgehend behoben, die Häuser blieben also bewohnbar.

Dass man dies heute nachvollziehen kann, hat einen Grund. Laut Schramm erfassten in den 40er Jahren Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Schäden nach jedem Luftangriff akribisch. Diese Listen holte der Museumsleiter aus dem Archiv und übergab sie Hermann Huber vom Stadtplanungsamt. Auf Schramms Wunsch erstellte Huber den farbigen Stadtplan, der nun auf einen Industrieteppich gedruckt worden ist. Die Herstellungskosten bezahlte die frühere Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm. „Mit guter Zusammenarbeit kann man eben viel erreichen“, freut sich der Museumsleiter.

Eigentlich hatte Schramm vor, den Teppich im Museum auszulegen, doch ein Mitarbeiter hat Bedenken angemeldet: Er fürchtet, das Ausstellungsstück könne durch die Schuhe der Besucher Schaden nehmen. Vielleicht wird der Teppich also noch zum Wandteppich.

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