"Größte Aufführungsserie für Theatergastspiele" in Fürth

2.9.2015, 06:00 Uhr

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Fängt beides zufällig mit t an: Tänzer und Tourist. Mitglieder jener Compagnien, die die Tanztheater-Mieter beglücken dürfen, kommen in den Genuss, die unendlichen Schönheiten Fürths eine knappe Woche lang ergründen zu dürfen.

Aus vier Mieten, was bis dato ebenfalls schon üppig war, machte Intendant Werner Müller mit Beginn der Saison 2014/15 fünf, sprich: Mindestens fünf Tage lang weilt nun ein Ensemble in der Stadt, und natürlich nicht ohne Stolz sagt Müller, dass dies „die größte Aufführungsserie für Theatergastspiele im deutschsprachigen Raum“ sei. Das Fünf-Tage-Paket bewährte sich außerdem vom Start weg — fünf Mieten mit aktuell insgesamt 2500 Mietern machen das Tanztheater-Angebot zum XL-Brummer und identitätsstiftenden Aushängeschild des Fürther Hauses. „Schöne Sache“, so Müller, „macht aber viel Arbeit.“ Und den Hoteliers mächtig Freude.

Die erste Fürther Kissenschlacht 15/16 schlägt die Sydney Dance Company, auf dem fünften Kontinent das führende Ensemble für zeitgenössischen Tanz. Seit 2009 ist der Spanier Rafael Bonachela künstlerischer Leiter der für ihre Komplexität und Harmonie gerühmten Company. Bonachela, der auch schon Bühnenshows für Tina Turner und Kylie Minogue kreierte, zielt auf die Fusion von Hoch- und Popkultur. In Fürth zu sehen sind die preisgekrönte Choreografie „2 One Another“ sowie als Europäische Erstaufführung, ebenfalls von Bonachela, „Variations 10“ zu Musik Benjamin Brittens (18.-22. November).

Längst steht Nederlands Dans Theater II im Rang eines Fürther Lieblingsgastes. Mit jährlich zwei Programmen sind die 16 jungen Tänzerinnen und Tänzer aus Den Haag — zuletzt im Stadttheater 2013 — weltweit unterwegs. Viel Witz, viel Erinnerungsarbeit und viele satirische Momente, dazu Musik unter anderem von Van Morrison und mexikanischen Mambo-Fachleuten wie etwa Perez Prado bringen die Niederländer in ihren drei Arbeiten „I New Then“ (2012), „Sara“ (2013) und „Sad Case“ (1988) mit (27.-31. Januar).

Mit einem dreiteiligen, aber durchgehenden Stück, der Produktion „Wild Grass“, gibt sich das Beijing Dance Theater auf seiner Deutschlandtour im März 2016 die Ehre. 2008 gegründet, handelt es sich hier um die erste zeitgenössische Tanzcompagnie Chinas. Sie vereinigt die drei Tanzveteranen Yuanyuan Wang (Choreografin und künstlerische Direktorin), Han Jiang (Lichtdesign) und Tan Shaoyuan (Bühnendesign) und umfasst bis zu 18 Tänzerinnen und Tänzer, die alle eine Ausbildung im klassischen Ballett haben. Das große Repertoire der Compagnie verbindet traditionelle Elemente der chinesischen Kultur und des chinesischen Tanzes mit klassischem Ballett und modernem Tanz. „Wild Grass“ beruht auf einer Sammlung essayartiger Prosagedichte des von Mao verehrten Schriftstellers Lu Xun. Auf einen ruhigen, traumverlorenen ersten Teil der Choreografie Wangs folgt ein virtuos-dynamischer; den Abschluss bildet „Dance of Extremity“, ein Tanz vom „äußersten Ende“ und aus der „unendlichen Wildnis“ (16.-20. März).

Wenn sich Tanz mit zirzensischer Bühnenakrobatik paart, schlägt die Stunde des Diavolo Dance Theatre aus Los Angeles. Zuletzt 2013 in Fürth zu Gast, zeigen die Amerikaner — hochriskante Bewegungsabläufe im blinden Vertrauen auf die Kolleginnen und Kollegen sind ihre Spezialität — diesmal zwei Europäische Erstaufführungen. „Passenger“ und „Cubicle“ hat Jacques Heim choreografiert, der die Company 1992 gründete und Enkel des Designers und Bikini-Erfinders gleichen Namens ist. Tanzfreak Heim erhielt bereits Einladungen vom Cirque du Soleil und von den Taurus World Stunt Awards — was im Hinblick auf die Fürther Abende einige staunenswerte Verbiegungen erwarten lässt (21.-25. Juni).

Die Tanztheater-Miete kostet zwischen 88 und 148 Euro. Abo-Neueinschreibungen nimmt das Stadttheater Fürth (Königstraße 116) bis 2. Oktober entgegen. Infos und Bestellzettel befinden sich im Spielplanheft zur Saison 2015/16.

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