Stahlkoloss im Schwebezustand

25.4.2012, 11:00 Uhr
Stahlkoloss im Schwebezustand

© Dittmar

Der Zeitplan ist verdammt eng. Nur vom 9. April bis 2. Mai wurde die Schifffahrt auf der künstlichen Wasserstraße zwischen Bamberg und Kehlheim unterbrochen. In dieser Zeit muss nicht nur die Rednitztalbrücke versteift und mit neuen Lagern versehen sein, sondern auch die Zenntalbrücke am Fuß des Atzenhofer Solarbergs einen neuen Korrosionsschutz an den 1100 Quadratmetern ihrer Seitenwände verpasst bekommen haben. Kein Wunder, dass sich die Fachkräfte auf den Großbaustellen kaum Ruhe gönnen.

Stahlkoloss im Schwebezustand

Um sämtliche Arbeiten in der relativ kurzen Zeitspanne erledigen zu können, war eine langwierige Vorbereitung nötig. Ein Jahr hat die Planung im Wasser- und Schifffahrtsamt Nürnberg gedauert. Ende vergangenen Jahres wurde bereits der Fuß- und Radweg unter der Rednitztalbrücke unterbrochen, um darüber eine Arbeitsplattform zu errichten. Der 51 Meter lange Brückenabschnitt über dem Fluss musste versteift werden. Das wird mit vier 51 Meter langen, 3,25 Meter breiten und ein Meter hohen Stahlkästen an der Brückenunterseite erreicht. Jeder dieser Kästen wiegt 86 Tonnen. Die 4800 Tonnen schwere Brücke selbst kann das Zehnfache ihres Eigengewichts tragen.

Stahlkoloss im Schwebezustand

Bis zu 60 Arbeiter sind in der heißen Phase auf der Brückenbaustelle am Werk. Nach einem minutiösen Regieplan, über dessen Einhaltung Projektleiterin Pia August wacht, werden kleine hydraulische Pressen aktiviert, Stahlteile in Position gebracht, Schrauben angezogen und Keile zurechtgeschliffen.

Schweißgeräte knattern, Motoren heulen auf und Hammerschläge erklingen. Das ist der Heavy Metal-Sound der Großbaustelle. Die ersten 40 Lager an vier von insgesamt sieben Säulenreihen sind bereits ausgewechselt. Es handelt sich um nur wenige Zentimeter dicke, quadratische Stahlplatten mit patentierter Gleitschicht, die zwischen Säulen und Brückenstandbeinen geschoben werden. Das Aprilwetter kann den Arbeitern nichts anhaben, die größtenteils an der geschützten Unterseite der Brücke beschäftigt sind. Hermann Eberhard, zuständig für die Bauaufsicht, erinnert sich, dass selbst strenger Frost mit bis zu 20 Grad unter Null die Arbeiten nicht aufhalten konnte.

Weiter im Norden, an der viel kürzeren Zenntalbrücke, sind die Lager bereits vor zwei Jahren ausgewechselt worden. Bei der abschließenden Inspektion wurde festgestellt, dass der Korrosionsschutz weitgehend verbraucht ist. Der wird nun im Zuge der Schifffahrtssperre für die turnusmäßigen Instandsetzungsarbeiten am Kanal erneuert. Die Zeit reicht diesmal freilich nur für die Seitenwände. Der Bodenschutz muss noch warten.

Damit die Witterung den Arbeitern keinen Strich durch die Rechnung machen kann, ist der Brückentrog hermetisch abgedeckt worden. Mit Sandstrahlgeräten sind die Wände von den Resten des alten Anstrichs befreit worden, bevor der neue Korrosionsschutz aufgetragen werden kann. Bisher läuft auf den Fürther Großbaustellen alles wie am Schnürchen. Zu schaffen machen Pia August eigentlich nur die Schaulustigen, die immer wieder in den abgesperrten Bereich spazieren. Ausgerechnet am Tag der Arbeit werden die Brücken wieder geflutet. Dann ist die Attraktion vorbei.

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