Stein: Kammermusical über Ottilie von Faber-Castell

23.11.2018, 16:00 Uhr
Stein: Kammermusical über Ottilie von Faber-Castell

© Foto: Uwe Niklas

"Für mich war Ottilie eine wilde, starke, sehr moderne Frau", sagt Rebecca Brinkmann, die die Hauptrolle spielt, das Libretto erstellte und viel recherchierte. Besonders überrascht hat sie, wie selbstbewusst und konsequent Ottilie war. Immerhin verließ sie ihren Ehemann, Graf Alexander zu Castell-Rüdenhausen, durch den der Doppelname Faber-Castell entstand, und lebte mit ihrer großen Liebe, Philipp von Brand zu Neidstein. Damals höchst ungewöhnlich. "Weil das Stück eine lange Zeitspanne umfasst, muss ich darauf achten, die junge Ottilie anders darzustellen als die reife", erklärt Brinkmann.

Fünf Kinder

Es beginnt mit der Heirat 1898, dann bekommt das Glamour-Paar Ottilie und Alexander fünf Kinder; sie bauen das Schloss in Stein, Ottilie wirkt tatkräftig mit, besonders bei der Inneneinrichtung. "Sehen sie hier den Ballsaal, hier wurde getanzt, und hier nebenan im Empfangsraum werden wir auftreten", freut sich Brinkmann. "Ja, dass wir hier in der historischen Kulisse am Originalschauplatz spielen können, ist ein Traum", schwärmt Luna Mittig von der Nürnberger Musical-Akademie Act Center, die das Ottilie-Projekt auf die Beine gestellt hat.

Derweil treffen die Musiker zur Probe ein. Schlagzeug, Klavier und Cello agieren live. Matthias Lange, der musikalische Leiter, bekannt durch die Cadolzburger Burgfestspiele, beschreibt den Ottilie-Sound so: "Ich habe mich von der Zeit inspirieren lassen, aber auch darauf geachtet, dass es ein Musical von und für heute wird." Das Ergebnis sind Jahrhundertwende-Walzer, Schreittänze wie die Quadrille, aber auch ein Tango und quirlige Intermezzi. Angesichts der kleinen Dreier-Combo könnte man von einem Kammer-Musical sprechen.

Enges Zeitfenster

"Ich hatte ein sehr enges Zeitfenster, es waren nur drei Monate von der Komposition bis zur Premiere", berichtet Lange. Trotzdem wurde alles fertig. Und das Live-Spiel hat für ihn einen Vorteil: "Dadurch bin ich flexibel, Änderungen sind noch bis zum letzten Moment möglich." Das wird Lange wohl auch brauchen, denn gerade wird das Stück von der Kurzversion mit 45 Minuten, die im Rahmen des "Steiner Winterzaubers" gezeigt wurde, auf die Komplettversion umgestellt. Die ist etwa doppelt so lang.

Natürlich ist auch Regisseur Philipp Bissinger-Strieffler voll im Einsatz. Hochkonzentriert gibt er letzte Anweisungen. "Ich habe eine Art Schlüsselloch-Perspektive gewählt, im Vordergrund sollen der tolle Spielort und die Musik stehen", erläutert er den Aufbau.

Um den roten Faden zu behalten, dient eine Person, auf die Rebecca Brinkmann bei ihren Nachforschungen stieß. Nämlich die alte Köchin und Kastellanin Klara Röder, die von 1923 bis 1990 tatsächlich auf dem Schloss arbeitete und die noble Familie gut kannte. Ihre Schilderungen gegenüber einem Reporter bilden den Rahmen der Geschichte.

Ottilie und Alexander leben sich auseinander, er muss in den Ersten Weltkrieg ziehen, sie wird zunehmend aus der Bleistift-Fabrik heraus gedrängt, lernt dann Philipp von Brand kennen. Im Schloss sieht man Ottilie jahrelang nicht mehr, doch nach dem Tod Alexanders nähert sie sich wieder ihrem Sohn Roland an, kommt öfter zu Besuch. Roland als Stammhalter versöhnt sich mit der Mutter, führt die Geschäfte weiter. Reichlich Stoff für ein Musical mit tollen Kostümen. Besonders Rebecca Brinkmann als Ottilie muss sich oft und rasch umziehen. "Dabei helfen mir Kollegen, die gerade nicht auf die Bühne müssen", verrät sie im Nebenraum, der dem Team für Technik, Requisite und Maske zugeteilt wurde. Ein großes, aufregendes Unternehmen.

"Die Generation Ottilie – Eine Musical-ische Biografie": Premiere Freitag, 19.30 Uhr, Schloss Faber-Castell. Weitere Termine: Samstag (19.30 Uhr) und Sonntag (17 Uhr), 1./2. Dezember (19.30 Uhr), 16. Dezember (17 Uhr), 11./18./19. Januar (19.30 Uhr). Restkarten an der Abendkasse.

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