Steiner Kulturhaus legt los

16.7.2017, 16:00 Uhr
Steiner Kulturhaus legt los

© Foto: Leberzammer

Schon beim Betreten des alten Bauernhauses sind die Spuren des Brands vom Oktober 2015 kaum zu übersehen. Die Treppe ins erste Obergeschoss ist zwar trittsicher, aber deutlich verkohlt. Die Feuerschäden wurden mit Absicht nicht beseitigt. "Jetzt kann sie wunderbar die Geschichte dieses Hauses erzählen", sagt der verantwortliche Architekt Hermann Keim.

Dass mit dem Bezirk "ein denkmalaffiner Mieter" eingezogen ist, sei ein Glücksfall. Nicht nur, weil neben der Mahagoni-Treppe aus dem 20. Jahrhundert ("Die Bauern legten bereits damals Wert auf Qualität") auch eine alte Rauchküche mit ehedem offenem Feuer und die gute Stube mit malerisch hochwertigem Putz vom Ende des 19. Jahrhunderts restauriert werden konnten.

Dank der Archivrecherche von Bezirksmitarbeitern wurde darüber hinaus einiges Neues aus der Geschichte der Immobile ans Licht gebracht. Etwa, dass das Anwesen um 1300 erstmals erwähnt und im Dreißigjährigen Krieg vermutlich zerstört wurde. Seine heutige Form erhielt es vor etwa 200 Jahren.

In den kommenden 25 Jahren soll die bewegte Historie nun etwas weniger dramatisch werden. So lange läuft nämlich erst einmal der Mietvertrag zwischen der Stadt Stein als Eigentümerin und dem Bezirk Mittelfranken.

Der hat damit gleich für mehrere Institutionen ein neues Domizil gefunden: Die Trachtenforschungs- und –beratungsstelle zieht mit Büro, Bibliothek und Textildepot ein, ebenso der Popularmusikberater, das Büro des Musikfestivals "Fränkischer Sommer" und eine Außenstelle der Bezirksheimatpflege.

"Ein kleines überörtliches Kulturzentrum" sei hier im Entstehen, erklärte Bezirkstagspräsident Richard Bartsch bei der Einweihung. Außer den Büroräumen bietet das Gebäude mit seinen 410 Quadratmetern Nutzfläche noch Möglichkeiten für Workshops, Seminare und Ausstellungen. Landrat Matthias Dießl würdigte das "beherzte Zupacken" von Seiten der Stadt Stein: "Wo andere zaudern, haben Bürgermeister und Stadtrat keine Bedenken vorgeschoben." Mit dem Kulturhaus erhält der Landkreis seine erste Einrichtung des Bezirks.

Steins Bürgermeister Kurt Krömer erinnerte daran, dass nicht wenigen "das Herz in die Hose gerutscht ist", als sie vor knapp zwei Jahren vor der Brandruine standen. Zum Glück hätten sich die Schäden als nicht zu gravierend erwiesen. Selbst der Kostenrahmen von 1,45 Millionen Euro konnte eingehalten werden. Dies sei beispielsweise dem Umstand gedankt, dass der Dachstuhl neu errichtet statt aufwändig restauriert wurde. Dafür geriet es anderer Stelle etwas teurer, etwa bei dem durch Löschwasser beschädigten Giebel.

Am Ende hat die Stadt 1,2 Millionen Euro selbst investiert. 165000 Euro kamen als Leader-Fördergelder über den Landkreis, und weitere 100 000 Euro erwartet Krömer aus dem Entschädigungsfonds.

Keine Kommentare