Steinheils Geistesblitz

4.12.2010, 12:29 Uhr
Steinheils Geistesblitz

© Thomas Scherer

„Die Entdeckung Steinheils hat die damals noch junge Telegrafie weit vorangebracht und war auch für die drahtlose Telegrafie von Bedeutung. Dann war es nur noch ein kleiner Schritt zum Rundfunk“, so Museumsleiter Gerd Walther bei der Eröffnung. Oberbürgermeister Thomas Jung zeigte sich stolz, dass sich nicht nur die Eisenbahn, sondern auch Rundfunk und Telegrafiewesen in ganz Deutschland „von Fürth aus verbreiteten“.

Das Bild ist bekannt: Telegrafenmasten säumten von jeher die Eisenbahnlinien. In logischer Folge unternahm der Physiker Steinheil 1838 Versuche, die Schienen als Leiter zu verwenden. Das funktionierte aber nicht. Dafür entdeckte er die Möglichkeit der Rückleitung der Telegrafieströme durch die Erde. Damit war oberirdisch nur noch ein Draht erforderlich, was die Kosten auf die Hälfte reduzierte.

„Enorme Vortheile“

Sämtliche Städte nicht nur mittels Schienen, sondern auch jeweils zwei Leitungsdrähten aus Kupfer zu verbinden, hätte angesichts der Rohstoffpreise viel Geld verschlungen. Die Benutzung der Erdleitung ermöglichte es, „doppelt so große Abstände zu telegraphieren. Mit diesen enormen Vortheilen verbindet sie noch den eben so wichtigen, daß sie durchaus nichts kostet.“ Das teilte Steinheil am 22. Juli 1838 dem Königlichen Generalkonservatorium in München mit.

Auf diese Quelle stießen Gerd Walther, Mitarbeiterin Karin Falkenberg und das Museumsteam bei der Recherche für die Sonderausstellung „Sei auf Draht...!“ im Jubiläumsjahr der Bahn. Darin ging es um die Entwicklung der Nachrichtenübermittlung. Zwischen optischer Telegrafenlinie und Morseapparat eingebettet ist nun auch der Bereich über die Entdeckung der Erdrückleitung an der Ludwigseisenbahn im Jahr 1838.

Herzstück der Ausstellung ist ein hölzerner Nachbau des Adlers im Maßstab 1:2, den der Stadtverband der Fürther Kleingärtner zum diesjährigen Erntedankfestzug angefertigt hat. Drumherum informieren großformatige Banner über die verschiedenen Entwicklungen vom Zeigertelegraf zum Fernschreiber, von der Bildtelegrafie bis hin zur drahtlosen Telegrafie. Die Fürther Künstlerin Eva Hermann hat eine Büste von Karl August von Steinheil geschaffen. Vitrinen sind mit technischen Apparaten bestückt. Und sogar im Kinderspielzeug haben sich die technischen Entwicklungen von damals niedergeschlagen: ein Telegraf für Kinder von Geobra im Miniformat.

Wer noch mehr über die Bedeutung der Erdleitung in Gegenwart und Zukunft erfahren möchte, hat am 4. März 2011 um 19 Uhr im Rundfunkmuseum bei einem Vortrag von Prof. Georg Fischer vom Lehrstuhl für Technische Elektronik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Gelegenheit dazu.

Rundfunkmuseum der Stadt Fürth (Kurgartenstraße 37), samstags und sonntags 10-17 Uhr, dienstags bis freitags 12-17 Uhr, Feiertage 10-17 Uhr, 1. Donnerstag im Monat 12-22 Uhr. An diesem Sonntag, Weihnachten, Silvester und Neujahr geschlossen.