Streit um die Bäder

12.6.2010, 00:00 Uhr
Streit um die Bäder

© Thomas Scherer

Für Eberhard Ruchte ist die Sache klar: Mit dem Fürthermare lässt sich Geld machen, deswegen konzentriert sich der Betreiber auf sein Thermalbad und spart an den defizitären Bestandsbädern, wo es nur geht. »Das Erlanger Hallenbad beispielsweise«, sagt der begeisterte Schwimmer, »hat etliche Stunden mehr geöffnet als das Fürther.« Tatsächlich öffnet die Schwimmhalle am Scherbsgraben an drei von fünf Werktagen erst um 14 Uhr ihre Pforten. In Erlangen herrscht täglich ab 6.30 Uhr Betrieb.

Von Seiten der Stadt heißt es, dass die Vormittage für den Schulsport reserviert sind. Doch nach Ruchtes Erfahrungen nutzen die Schulen das Angebot nur ungenügend. »Das Bad ist vormittags oft leer«, klagt er. Da müsse es doch problemlos möglich sein, »sportlichen Schwimmern dauerhaft wenigstens eine Bahn zur Verfügung zu stellen«.

Die Stadt räumt ein, dass Ruchtes Vorwürfe nicht aus der Luft gegriffen sind. Man habe eine Statistik angefertigt - und siehe da: Zu Gunsten der Schulen bleibt das Bad zwar 60 Stunden pro Woche gesperrt, tatsächlich nutzen diese aber nur zwei Drittel der bereitgestellten Kapazitäten. »Das ist ein Riesenärger«, sagt Rathauschef Thomas Jung. Zumal gleich vier Schulen das Bad zwar offiziell belegten, es aber kein einziges Mal besuchten. Dass einzelne Stunden – etwa wegen Erkrankung eines Lehrers – ausfallen, sei ja noch verständlich. Aber in dieser Größenordnung könne der Leerstand nicht akzeptiert werden.

Jung verspricht, bei jeder Schule den tatsächlichen Bedarf abzufragen, um der Öffentlichkeit ab September »10 bis 20 zusätzliche Stunden« zur Verfügung zu stellen. Allerdings müsse man darüber mit der Regierung von Mittelfranken verhandeln.

Denn: Die 60 Wochenstunden sind laut Jung vertraglich festgelegt worden. Nur unter dieser Voraussetzung habe sein Amtsvorgänger Wilhelm Wenning Zuschüsse für die Sanierung des Fürther Hallenbads erhalten. Jungs Fazit: Wegen der Schulsport-Vollsperrung könne man dem privaten Betreiber der Bäder keinen Vorwurf machen.

Zu kaltes Wasser

Eberhard Ruchte fährt jedoch weitere Geschütze auf: Bei der Eröffnung des Sommerbads wurde das Schwimmerbecken gerade mal auf 19 Grad geheizt, während andere Bäder – etwa in Zirndorf – den Gästen wesentlich wärmeres Wasser bieten. Zudem klagen FN-Leser in Briefen an die Redaktion, dass das Bad zu spät in der Saison öffnet und zu früh schließt.

Horst Kiesel, Geschäftsführer der Vitaplan, wehrt sich gegen die Vorwürfe und betont: »Wir erfüllen unseren Vertrag mit der Stadt.« Darin sei auch das Stundenkontingent für Schulen und Vereine geregelt. Dass das Sommerbad Mitte Mai eröffnet, sei ebenfalls Teil des Vertrags.

»Wir können auch früher, aber das müssten wir der Stadt in Rechnung stellen.« Zudem sei dies wirtschaftlich ein »Wahnsinn«, findet Kiesel. Er habe sich Anfang Mai im Nürnberger Westbad umgesehen. »Da waren eine Handvoll Leute.« Auch bezüglich der Wassertemperatur kontert Kiesel: Wenn die Sonne nicht scheint und die Edelstahlbecken erwärmt, könne die Heizung maximal 21 Grad schaffen, auch wenn – wie geschehen – »Tag und Nacht durchgeheizt wird«.

"Ökonomische Vernunft"

Wolfgang Greul, beim städtischen Energieversorger infra für die Bäder zuständig, springt Kiesel zur Seite. Er fordert, »ökonomische Vernunft« walten zu lassen. Wenn es sich Nürnberg leisten möchte, seine Bäder Ende April zu öffnen, bitte. Auch Zirndorf zahle einen hohen Preis, um sein Bad zu subventionieren.

»Es wird vergessen, dass Bäder eine freiwillige Leistung sind«, sagt Greul, »und wir müssen uns fragen, was wir uns leisten können.« Für Greul steht angesichts eines Millionenlochs in der Stadtkasse fest: Wäre die infra noch der Betreiber, wäre das Freibad auch nicht früher geöffnet worden.

Heiß diskutiert wird die Finanzierung der Fürther Bäder in öffentlich-privater Partnerschaft. Lesen Sie dazu eine Sonderseite in der Printausgabe der Fürther Nachrichten vom Samstag.