Streit ums Grün: BN greift Fürther SPD-Chef an

28.7.2015, 06:00 Uhr
Streit ums Grün: BN greift Fürther SPD-Chef an

Einen Antrag seiner Partei, den Zustand von Willy-Brandt-Anlage und Adenaueranlage vor und nach der kommenden Fürther Kirchweih zu dokumentieren und etwaige Schäden durch Schaustellerfahrzeuge festzuhalten, garnierte Körbl unlängst mit dem sarkastischen Zusatz: „Damit wir endlich wissen, wie viele Dutzend Grashalme den schrecklichen Schaustellertod sterben.“ Und schon Ende April hatte der 53-Jährige im Stadtrat gepoltert: Eine Kirchweih in dieser Form und mit über einer Million Besucher koste halt „nicht nur Geld und Aufwand, sondern auch den einen oder anderen Grashalm das Leben“.

Körbl, der als schausteller- und gastronomiefreundlich gilt, haben derlei Töne bereits Kritik einer Anwohnerinitiative eingebracht, jetzt setzt der Vorsitzende des Fürther Bundes Naturschutz, Reinhard Scheuerlein, nach. „Schwer erträgliche Polemik zur Verharmlosung der Beeinträchtigungen des Fürther Innenstadtgrüns“, wirft er dem führenden SPD-Kopf und engen Vertrauten von Oberbürgermeister Thomas Jung vor. „Diese Äußerungen liefern keinerlei brauchbaren Beitrag zu einer längst überfälligen Debatte um Übernutzung und Substanzverlust in Fürther Grünanlagen“, findet Scheuerlein.

Dabei, so der BN-Vorsitzende, habe das kommunale Grünflächenamt in seinem Bericht doch ausdrücklich festgestellt, dass kostspielige Ausbesserungsarbeiten anfallen, viele der entstandenen Schäden sogar irreparabel seien. Dies, so die Naturschützer, führe über die Jahre „zu einer Abwärtsspirale bei den betroffenen Grünanlagen, wie man sie an der Willy-Brandt-Anlage bereits überdeutlich beobachten kann“.

Es gebe zudem schwerwiegende Schäden, die nicht sofort deutlich sichtbar sind – etwa wegen der Bodenverdichtung durch das Befahren, die das Wurzelwerk angreift und langfristig zum Absterben der Bäume führt, so der BN. „Nach vielen Jahren immer weiter zunehmenden Wachstums bei Anzahl und Größe innerstädtischer Veranstaltungen“ sei es nun erforderlich, „dass die Stadt deren Flächenhunger wirksam zügelt“, sagt Scheuerlein.

Massive Belastung

Es zeichnet sich indes ab, dass die Forderungen der Naturschützer bei der Stadtspitze zumindest teilweise auf fruchtbaren Boden fallen. So hat Baureferent Joachim Krauße mehrfach keinerlei Zweifel daran gelassen, dass seiner Meinung nach Fahrzeuge aus den Grünanlagen entlang der Hornschuchpromenade und der Königswarterstraße verbannt werden müssen, wolle man die gewünschte dauerhafte Aufwertung der ehemaligen Eisenbahntrasse erreichen. Damit nicht genug: Krauße monierte unlängst auch die massive Belastung durch Radfahrer und Fußgänger, die nicht auf den Wegen bleiben sowie durch fußballspielende Kinder.

Selbst Rathauschef Thomas Jung erteilte dieser Tage auf FN-Anfrage der Nutzung von Grünzonen durch Schausteller für die Zukunft eine klare Absage – und ging damit in dieser Frage auf Distanz zu seinem Parteifreund Sepp Körbl: Man dürfe wertvolles Stadtgrün nicht „als Abstellfläche“ missbrauchen, so Jung.

Allerdings verwahrt sich der OB auch gegen „fundamentalistische Forderungen, die Menschen zu verscheuchen“, für die das Grün doch da sei. Absperrungen oder „Schilder wie ,Rasen betreten verboten‘ wird es mit mir nicht geben“, beharrt der OB.

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