Stress für Wald und Besitzer

3.3.2019, 09:00 Uhr
Stress für Wald und Besitzer

© Foto: Petra Fiedler

"Ich habe mit vielleicht 40 Teilnehmern gerechnet." Revierförster Raymund Filmer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürth zeigt sich überwältigt, denn weit über 100 Waldbesitzer sind zu den 16. Langenzenner Waldgesprächen gekommen, um das Warum und Wie der zukünftigen Waldwirtschaft zu diskutieren.

Raymund Filmer beginnt mit einer Übersichtskarte und zeigt, was sich alles im Landkreis tut. Schnell wird klar, dass Borkenkäfer und Trockenheit enorme Schäden angerichtet haben und es weiter tun werden: "Gerade an den Südrändern unserer Wälder sehen wir enorme Veränderungen."

Pflanzen des Nordens

Der Revierförster weiß, warum das so ist: "Unsere Wälder setzen sich mehrheitlich aus Kiefern zusammen, nur sind sie Pflanzen des Nordens. Mit Trockenheit können sie gut umgehen, nicht aber mit dieser Hitze." Die Folgen sind auch für den Laien gut erkennbar. Immer mehr Kronen der hochstämmigen Bäume werden braun und das bedeutet: Der Baum ist dem Tod geweiht.

Für den Waldbesitzer sind das enorme Schäden. Denn das Holz abgestorbener Bäume eignet sich nur mehr zum Verheizen, nicht aber zur Verarbeitung. Entsprechend geringer ist der finanzielle Ertrag. Den aber brauchen die Waldbesitzer. Denn bevor ein Baum gefällt wird und Geld bringt, stecken oft über Generationen Arbeit und Investition in den Baumreihen.

Wälder müssen gepflegt und nachgepflanzt werden. Oft braucht es Zäune, in deren Schutz die Jungbäume heranwachsen können. Jahrzehnte später sind Wege nötig, damit die eingeschlagenen Stämme geborgen und dann vom Lagerplatz weiterverkauft werden können.

Vorsicht bei Baumauswahl

Raymund Filmer übt sich nur ganz vorsichtig in Prognosen: "Ich denke nicht, dass unsere Kieferbestände in den nächsten zwanzig Jahren komplett verschwunden sind." Da sei er optimistisch. Dennoch stimmt der Förster die Waldbesitzer auf die Zukunft ein, motiviert vor allem zur Bestandspflege – das Waldklima muss stimmen, damit sich Jungbäume entwickeln können – und rückt auch jene Bäume in den Fokus, die in Zukunft mit den extremen Wetterphänomenen besser zurechtkommen sollten.

Über eine Stunde erleben die Teilnehmer, wie wichtig die Fakten der Forstwissenschaft sind. Filmer spricht über Naturverjüngung und gezielte Nachpflanzungen, beschreibt Eigenschaften von Bäumen. Die einen hätten regelrechten Pioniergeist und siedeln sich schnell an, liefern aber keine nachhaltigen Erträge, schildert er das Verhalten. Dazu zählt er Weiden, Birken oder Ebereschen. Aber in ihrem Schatten kann man die wertvollen Jungpflanzen von Eiche, Weißtanne, Rotbuche oder Edelkastanie wachsen lassen. Filmer betont, der Zukunftswald sei ein anpassungsfähiger Mischwald: "Die Zeit der Monokulturen ist vorbei."

Wald sei, so der Revierförster, auch von öffentlichem Interesse: als Erholungsraum und grüne Lunge. Durchaus wird in der anschließenden Diskussion deutlich, dass Waldbesitzer auf Unterstützung angewiesen sind. Natürlich gibt es Förderprogramme bei der Pflanzung oder der Pflege naturverjüngter Bestände. Dennoch braucht es einen spitzen Rechenstift, wenn im Wald Investition und Ertrag im richtigen Verhältnis stehen müssen.

Gerhard Tiefel, Landwirt und Waldbesitzer, ist sowohl im Landkreis Fürth als auch Neustadt/Aisch daheim. An diesem Abend gibt er detailliert Einblick in seine Waldwirtschaft. Den Berechnungen folgen die Zuhörer mit Interesse.

"Lohnt es sich überhaupt noch, zu pflanzen?" will ein Waldbesitzer mit Hinblick auf die Klimaveränderung wissen. "Unbedingt", meint Raymund Filmer. Nur müsse man dieser großen Herausforderung in kleinen Schritten begegnen.

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