Stress hinter Gittern wegen Vogelgrippe

12.1.2017, 21:00 Uhr
Stress hinter Gittern wegen Vogelgrippe

© Foto: Thomas Scherer

Vogelfrei sollten sie leben können, die Hühner auf dem Hof der Milchbauernfamilie Kleinlein an der Leichendorfer Straße. Zu diesem Zweck wurde vor fünf Jahren ein Hühnermobil angeschafft, um das sich Landwirtschaftshelfer Maximilian Engewald kümmert. Der Wohnwagen für Geflügel kann auf umzäunten Grünland beliebig verschoben werden, seine Belegschaft nach Lust und Laune ein- und ausgehen.

Weil sich das Quartier auf Rädern bewährte, legte man sich gleich noch ein zweites zu. Obwohl es mit Sitzstangen, Tränken, Mistbändern und Nestern recht komfortabel eingerichtet ist, hielten sich die Hühner doch meist lieber im Freien auf. Die von den Veterinärämtern zum Schutz vor einer Grippeepidemie verfügte Stallpflicht irritierte zunächst vor allem die an den Freilauf gewöhnten älteren Tiere.

„Die drängten sich verunsichert an den geschlossenen Freilaufklappen“, berichtet Engewald. Insgesamt wurde die Herde viel unruhiger. Bedenken hatte der Hühnerhalter anfangs, dass die Tiere im Wagen übereinander herfallen. Doch das große Hauen ist bislang ausgeblieben. Zu verdanken ist es unter anderem dem Umstand, dass die für rund 400 Tiere ausgelegten Mobile nur mit jeweils 225 Hühnern bestückt sind. So bleibt ihnen mehr Bewegungsfreiraum.

Ganz ohne Tricks kann der Frieden im Gefängnis dennoch nicht gewährleistet werden. „Die sind wie kleine Kinder, man muss sie immer beschäftigen“, sagt Engewald liebevoll über seine Schützlinge. Drei bis vier Mal am Tag – mehr als gewöhnlich – schaut er bei ihnen vorbei. Meist nutzt er die Gelegenheit, wenn er seinen Hund ausführt. Und immer hat er leckere Überraschungen dabei: Mal sind es Krautköpfe, mal Karotten oder Rote Beete. Auch über Maissilage und Kisten voller Stroh und Heu, das mit Weizenkörnern gemischt ist, freuen sich die unterbeschäftigten Hühner.

Einzelhaft für Rabauken

Dass sich genervte ältere Tiere gelegentlich an die Federn gehen, kann der Hühnermann dennoch nicht vermeiden. Immerhin hält er für besonders rabiate Kandidaten Hasenställe bereit. Hier können Rabauken gewissermaßen in Einzelhaft genommen werden, damit sie ihren Artgenossen keinen weiteren Schaden zufügen. Auf die Legeleistung hat die ungewohnte Stallhaltung übrigens keinen negativen Einfluss. Nach einem anfänglich leichten Rückgang sind die Nester jetzt wieder wie in guten Zeiten gefüllt. Auch die Verunsicherung der Kunden vor Weihnachten – aus Sorge vor der Vogelgrippe wurden weniger Eier gekauft – ist vorbei. „Für Menschen ist das Grippevirus H5N8 anders als vor Jahren der Erreger H5N1 völlig ungefährlich“, sagt Engewald. Fleisch und Eier könnten bedenkenlos verzehrt werden.

Unaufgeregt nimmt der Oberasbacher die derzeitige Zwangslage, weil er die Hühnerhaltung als ein Hobby ansieht, das ein schönes Taschengeld bringe, mehr aber nicht. Um von den Einnahmen leben zu können, müsste Engewald nach eigenen Worten mehrere tausend Hühner halten. Das wiederum wäre nur mit Abstrichen an der Lebensqualität der Tiere möglich. Auch im Preiskampf an der Eierfront will er nicht mitmischen, weil er die dazu nötigen Abstriche an der Qualität des Hühnerfutters ablehnt.

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