„Stubiga“ in Aktion

27.9.2016, 11:00 Uhr
„Stubiga“ in Aktion

© Archivfoto: Gisela Leinberger

Als Musikerinnen haben die Well-Schwestern mit ihren Brüdern von der Biermöslblasn längst gleichgezogen: Mit Harfe, Gitarre, Hackbrett, Saxofon, Tuba, Posaune, Knopfakkordeon und auch als Gesangsterzett liefern sie eine brillante Show ab. Zu ihrem Instrumentarium gesellt sich die Nonnentrompete, ein einsaitiges Streichinstrument mit Trompetentrichter, das angeblich erfunden wurde, um das Verbot des Instrumente-Blasens bei Ordensfrauen zu umgehen.

Anlässlich ihres 30-jährigen Bühnenjubiläums haben die Wellküren „Stubiga“ gegründet, eine Stubenmusik, die sich gegen die Umtriebe von Pegida und Konsorten richtet. Ihr Jubiläum teilen sie in die drei Dekaden 10 Jahre Helene Fischer, 20 Jahre Andrea Berg, 30 Jahre Wellküren ein. Geboten wird ein Musikspektrum, dessen Klänge in Zeiten von Techno und Rap wahrlich ein Balsam für die Ohren sind. Dazu gehört auch Countrymusik mit Ukulelen und einer tollen englischsprachigen Nummer. Als Maultrommlerinnen ohne Instrument wissen die Schwestern ebenso zu begeistern wie als klangschönes A-cappella-Terzett mit dem Volkslied „Der Mond ist aufgegangen“. Dabei können sich die Wellküren einen ironischen Seitenhieb auf die Männerwelt nicht verkneifen.

Gezielte Spitzen

Auch als Kabarettistinnen geizen die Well-Schwestern nicht mit gezielten Spitzen. Allerdings fallen die nicht ganz so scharf aus wie bei ihren Brüdern. Doch alle bekommen ihr Fett weg: der ehemalige Limburger Bischof Tebartz van Elst mit seiner freistehenden Badewanne, gegen den Ludwig II. als Bauherr ein Anfänger ist, Markus Söder, der als Franke, noch dazu evangelischer, Bayerns Ministerpräsident werden will – laut Wellküren ein Sakrileg ohnegleichen – Horst Seehofer, der in Bayern brüllt wie ein Löwe, in Berlin aber nur leise miaut, Frauke Petry, die nicht nur Haare auf den Zähnen hat, sondern verschiedenste Frisuren.

Ordentlich ausgeteilt

Im abschließenden „Stubnmusical“ erzählten die Wellküren von Bayern, ihrem geliebten Heimatland, wie es war, wie es ist und wie es sein soll. Und da teilten sie noch einmal aus in Richtung des „Monarchen Horst I.“ mit seinem „bayerischen Dschihad“ oder von Christine Haderthauer mit ihren Spielzeugautos. Das alles wird unterlegt mit chaotischen Klängen.

Und dann ist da auch noch die Männerwelt, wobei sich die im Publikum vorhandenen Männer gegen die weibliche Dominanz auf der Bühne natürlich nicht wehren können. Es geht um unanständige Wünsche des Seppl, die vom Urologen diagnostizierte hormonelle Demenz, die Sinnfrage: „wozu braucht man Männer eigentlich?“, um den Ranzen, den man wegoperieren müsste, um das Schnarchen im Ehebett, wovon „er“ natürlich nichts mitbekommt, um den Mann, der „nix redt“, weil er eine dominante Mutter hatte, um die Globuli speziell für Männer, um die Marathonga-Bar im Hofbräukeller, wo Überlebende auf Hinterbliebene treffen. Makaber schließlich das als Ländler getarnte Lied „Ich tat es nur aus Liebe (für ihn)“, scheinheilig das weibliche Eingeständnis „Ich bin ein guter Verlierer (inklusive Unschuld) und das schon ziemlich rührselige „I kann net bügeln, ...“.

Es folgten: begeisterter Beifall, Zugaberufe, die auch erfüllt wurden, Blumen und ein Gruppenbild auf der Bühne mit Bürgermeister, Kulturmanager und einem Zuschauer aus der ersten Reihe, der „immer so frech lachte“.

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