Sturmschäden: Nässe stoppt Aufräumarbeiten im Wald

12.2.2018, 11:00 Uhr
Sturmschäden: Nässe stoppt Aufräumarbeiten im Wald

© Foto: Petra Fiedler

Trotz unzähliger Arbeitsstunden: Schön sieht es in den Wäldern immer noch nicht aus. Denn die großen Maschinen, die die Forstbetriebsgemeinschaft Ansbach-Fürth (FBG) in den Wald schickt, haben im durchfeuchteten Boden unübersehbare Spuren hinterlassen. "Im Moment sind deshalb die Aufräumarbeiten zu fast 100 Prozent gestoppt", so Raymund Filmer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Er kennt alle Schäden in seinem Revier. Die Spuren des Sturms vom August, der vor allem den Fürther Westen schwer traf, sind immer noch nicht beseitigt. Und er kennt die Probleme, die der nasse Winter den Waldbesitzern beim Holzeinschlag macht. Wanderern verleidet der Matsch so manchen Spaziergang, Joggern und Radfahrern ihren Sport. Filmer berichtet, wie tief die Spuren von Harvester und Rückezug sind — und dass sich Wasser und Schlamm darin stauen. "Dabei sind die Waldbesitzer in einer richtigen Zwickmühle", sagt der Förster. Waldböden und Wege müssten zwar geschont werden — aber es gelte auch, ein wachsames Auge auf die Fichtenbestände zu haben.

Der Borkenkäfer lauert

"Ab März mit zunehmender Tageslichtlänge und Temperatur beginnt der Flug des Borkenkäfers", erklärt der Fachmann und ergänzt, dass kaum ein Waldschädling so gefürchtet wird, weil Käferholz von minderer Qualität ist und geringen Ertrag bringt. Zudem müssen befallene Bäume schnellstens aus den Beständen genommen werden. Dann könne auf Wege und Böden keine Rücksicht genommen werden.

Außerdem, so beschreibt es Filmer, sei Holz derzeit sehr gefragt. Pech für die Waldbesitzer, dass ihnen die Witterung nun beim Abtransport der Stämme den sprichwörtlichen Strich durch die Rechnung macht. Denn die Einkünfte aus dem Holzverkauf könnten wenigstens einen Teil des Sturmschadens und der hohen Kosten für die Aufräumarbeiten abfangen. So aber müssen die Bäume liegen bleiben.

Auch der Landwirt sagt: "Wir bräuchten ganz anderes Wetter." Nichts würden sich seine Kollegen mehr wünschen als Frost, sagt der Kreisobmann des Bauernverbands, Peter Köninger aus Kreben. "Temperaturen von minus zehn Grad und darunter, und das über mindestens zwei Wochen hinweg", dann ließen sich viele Probleme vermeiden.

Befürchtungen, dass die Waldbesitzer rücksichtslos ihre Wälder malträtieren, räumt der Landwirt aus: Gearbeitet werde derzeit "nur mit Säge und Seilwinde". An Letzterer werden die Stämme in die eigens angelegten Rückegassen gezogen und von dort aus verladen. "Rückegassen", sagt Köninger, seien auf Generationen darauf ausgelegt, die Bergung des Holzes sicherzustellen und den Waldboden in der Fläche zu schonen.

Auf ein ganz anderes Problem weist der Forstingenieur Alexander Rößler von der FBG hin, in der der allergrößte Teil der Fürther Waldbesitzer organisiert ist. Als Mitglieder können sie den Einsatz der schweren Maschinen anfordern. Rößler überwacht den Einsatz der Harvester und organisiert auch den Abtransport. Er räumt ein, dass die Waldwege im Landkreis besonders anfällig sind.

"Schlechte Substanz", meint Rößler, wenn er von Unterbau und Belag der Wege spricht. Erst im Frühjahr könne man über Reparaturen an den Wegen reden. Dann würden alle Beteiligten vor Ort zusammenkommen, um von Fall zu Fall über Sanierung, Kosten und mögliche Entschädigungen zu verhandeln. Bis dahin, so Rößler, hoffe man auf trockeneres Wetter.

Das Pferd ist kein Thema

Zu Alternativen bei den Waldarbeiten befragt, meint der Naturschützer vom Landratsamt: "Mit dem Pferd kann man solche Schadensmengen nicht mehr in den Griff bekommen." Pragmatismus ist laut Andreas Lessmann von der Unteren Naturschutzbehörde deshalb angebracht: "Das Pferd wäre für Waldböden und Wege das Beste, die Arbeit mit dem Harvester schont dafür Gesundheit und Leben der Waldarbeiter."

Die ehrenamtliche Naturschützerin sieht in den großen Schäden auch eine Chance, zumindest für die Natur, denn: "Sie macht daraus das Beste." Verjüngung der Bestände, Ansiedlung neuer oder seltener Arten – Sabine Lindner, Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz, hat immer wieder beobachtet, wie aus Zerstörung Neues erwachsen ist.

"Mich würden auch zusammengefahrene Waldwege nicht wirklich stören", meint sie. Die Fahrspuren, über längere Zeit mit Wasser gefüllt, könnten Kröten als Aufzuchtstätte nutzen: "Auch wenn es noch so wüst aussehen mag, überall kann neues Leben entstehen – solange der Mensch nicht in dieser vermeintlichen Wüste herumstiefelt."

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