Synagoge erstrahlt nach Brand in neuem Glanz

19.9.2011, 13:00 Uhr
Synagoge erstrahlt nach Brand in neuem Glanz

© Mark Johnston

Mit Schrecken erinnert sich die israelitische Kultusgemeinde an den September 2010: Ausgerechnet am höchsten jüdischen Feiertag, dem Yom Kippur, brach in der Synagoge in der Hallemannstraße ein Feuer aus. Verursacht von einer der Kerzen, die aus Anlass des Festes über Nacht angezündet blieben.

Als der Brand am Morgen entdeckt wurde, stand die Holzvertäfelung im Eingangsbereich in Flammen, die Wände waren stark verrußt, die Glasscheiben geborsten. Für die Gemeinde war das Unglück ein Schock, auch wenn Brandstiftung schnell ausgeschlossen werden konnte.

Ein Jahr danach hat der Schrecken ein unerwartet gutes Ende genommen: Wer die Türen zur Synagoge öffnet, blickt in einen freundlichen, hellen Raum, in dem vieles anders ist als vor dem Brand. Verschwunden sind etwa die Holzverkleidungen an den Wänden, die in den 60er Jahren angebracht worden waren. Und wer den Blick heute nach oben richtet, kann alte Reliefs bewundern, die zuvor unter einer abgesenkten Decke versteckt waren. Restauriert wurden auch zuvor verborgene Malereien, die ein Spezialunternehmen aus München freigelegt hat. Der Raum besticht nun mit einer schlichten Schönheit, ganz ähnlich wie die Aussegnungshalle auf dem Neuen Israelitischen Friedhof.

In Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege habe man versucht, den Innenraum so herzurichten, wie er früher einmal ausgesehen haben könnte, sagt Michael Hase, der sich als Schadensregulierer der Allianz-Versicherung um den Fall kümmerte. Das Gebäude sei komplett entkernt und saniert worden.

„Manchmal steht man nach einem Schaden schöner da als zuvor“, sagte Oberbürgermeister Thomas Jung bei der Wiedereinweihungsfeier, zu der die Kultusgemeinde Vertreter der Politik und der Kirchen eingeladen hatte sowie Menschen, die geholfen haben, aus der Brandruine ein Schmuckstück zu machen. Auch der evangelische Dekan Jörg Sichelstiel sprach davon, dass „aus einem Unglück ein Segen erwachsen“ sei.

Dankbar zeigte sich die Kultusgemeinde gestern besonders für die großzügige Hilfe der Allianz. Tatsächlich ist die Summe, die die Versicherung bezahlte, um ein Vielfaches größer als zuerst angenommen. Unmittelbar nach dem Brand hatte die Feuerwehr von einem geschätzten Sachschaden in Höhe von 10000 bis 15000 Euro gesprochen. Laut Hase hat die Wiederherstellung aber zwischen 500000 und 600000 Euro verschlungen. Geld, das gut angelegt sei, da die Synagoge eine der ältesten sei, die Deutschland nach 1945 geblieben sind.

Unheimlich viel gelernt habe er in den vergangenen Monaten über die jüdische Religion, erzählt Hase. So musste beispielsweise erst geklärt werden, ob die orthodoxe Gemeinde damit einverstanden sei, dass die Handwerker ohne Kippa und mit Schuhen arbeiteten. Und eine eigene Stromleitung wurde gezogen, damit das Ewige Licht auch während der Sanierung weiterbrennen konnte.

Rabbiner David Geballe, der den mit seiner Familie nach Israel ausgewanderten Rabbiner Shlomo Wurmser abgelöst hat, schwärmt von seinem neuen Arbeitsplatz. Die Synagoge in Fürth gehöre nun zu den schönsten in Bayern. Nur die Gotteshäuser in München und Würzburg könnten mithalten. Geballe ist in Hamburg geboren und unter anderem über Stationen in New York und Jerusalem nach Franken gekommen. Fürth sei jedem, der sich mit der jüdischen Geschichte befasse, ein Begriff, sagt er, hier habe sich doch eine der bedeutendsten Talmudschulen der Welt befunden. In dieser Stadt gebe es viel für ihn zu entdecken.

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