Tafel-Jubiläum gibt Denkanstöße

18.3.2011, 22:00 Uhr
Tafel-Jubiläum gibt Denkanstöße

© Thomas Scherer

Auch Oberbürgermeister Thomas Jung, Schirmherr der Veranstaltung, sah keinen Grund zum Jubel, sondern betonte: „Die existentielle Not ist für viele Menschen bittere Realität.“ Er lobte den persönlichen Einsatz der vielen Helferinnen und Helfer, die weder Almosen verteilten, noch die Menschen als Bittsteller behandelten, sondern deren Würde sicherstellten.

In Anerkennung dieser Verdienste überreichte er Traudel Cieplik stellvertretend für das ganze Team der Fürther Tafel den Ehrenbrief der Stadt. Landrat Matthias Dießl lobte das Engagement der Tafel, die Mangel und Überfluss zusammenbringe. Vom Bundesverband der Deutschen Tafel in Berlin war Hans Mengeringhaus gekommen, der im Jubiläum eher einen Tag des Gedenkens sah, an dem die wichtige Entscheidung zum Hilfsprojekt getroffen worden sei. Der Berliner unterstrich, dass es für die Tafeln nur ein einziges Kriterium für die Unterstützung gebe, nämlich die Bedürftigkeit — ganz ohne über die Menschen zu urteilen, die die Tafeln aufsuchen. Viele könnten nur noch bei der Nahrung sparen und müssten mit vier Euro siebzig für drei tägliche Mahlzeiten auskommen.

Den dringenden Bedarf untermauerte Mengeringhaus anhand von Zahlen: In Deutschland gibt es insgesamt 886 Tafeln mit über 1200 Ausgabestellen. Dort verteilen 37000 Ehrenamtliche tonnenweise gespendete Lebensmittel. Als besonders schlimm wertete der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Tafel die Tatsache, dass von den Kunden ein Drittel Kinder und Jugendliche sind. Um die Hilfsbereitschaft der Ehrenamtlichen zu würdigen, überreichte auch Mengeringhaus eine Urkunde an Cieplik. 

Rückblick auf zehn Jahre Tafel

Die Vorsitzende der Fürther Tafel erinnerte in einem Rückblick an die Eröffnung des Tafelladens am 26. April 2001 in der Hirschenstraße 41. Schon im ersten Jahr kamen drei weitere Ausgabestellen hinzu, aktuell sind es zehn, darunter auch einige im Landkreis. Insgesamt beziehen 6000 Menschen dort Lebensmittel, gespendet von 130 Lieferanten. Traudel Cieplik lobte den Einsatz der 400 Ehrenamtlichen, die zusammen an die 35000 Arbeitsstunden leisten, und dankte besonders den Sponsoren und „Rittern“ der Tafel für die Unterstützung. Abschließend appellierte sie an die Politik, die eine Lösung finden müsse, denn die Tafel „darf nicht zur Normalität werden“.

Nach dem Auftakt durch die Fürther Streichhölzer unter Leitung von Bernd Müller unterhielten im kulturellen Teil des Abends die Stadelner Gospelsingers und die integrative Band „Vollgas“, beide unter Leitung von Uschi Dittus, sowie der Mundartautor Fritz Stiegler das 500 Gäste zählende Publikum. Die Künstler hatten auf Honorar verzichtet und die Sponsoren ermöglichten den Abend, ohne dass Spendengeld der Tafel verwendet werden musste.