Tarifreform setzt Fürth unter Zugzwang

25.4.2015, 11:00 Uhr
Tarifreform setzt Fürth unter Zugzwang

Was die Stadt Nürnberg und die VAG antreibt, ist schnell auf den Punkt gebracht: Die neuen Tarife sollen mehr Fahrgäste und mehr Einnahmen bringen. Schaffen wollen sie das, indem sie treue Kunden belohnen, die sich per Abo, MobiCard oder Job-Ticket länger binden. Gelegenheitsfahrer zahlen hingegen mehr.

Wie berichtet, hat der Nürnberger Stadtrat am Mittwoch bereits eine Preistabelle verabschiedet, die ab Januar 2016 für die Tarifstufe A gelten soll. Die Tarifstufe B, also Fahrten innerhalb von Fürth, blieben davon unberührt. Tarifstufe A beinhaltet aber nicht nur Fahrten innerhalb von Nürnberg, sondern auch zwischen Nürnberg und Stein sowie Nürnberg und Fürth.

Das heißt, jeder Fürther, der beispielsweise mit U-Bahn oder S-Bahn in die große Nachbarstadt fährt, zahlt die neuen Preise. Freuen könnte er sich über ein stark reduziertes Jahresabo, das 35 Euro im Monat kosten wird, wenn es nach 9 Uhr genutzt wird. Auch die Preise für die MobiCard sinken. Tagestickets, Streifenkarten und Einzelfahrten würden jedoch teurer. Das Einzelticket nach Nürnberg kostet dann 3 Euro statt 2,60 Euro. Ärgerlich für die Fürther, die erst vor kurzem drastische Preissteigerungen im eigenen Stadtgebiet hinnehmen mussten (wir berichten).

Es könnte aber auch ganz anders kommen: Um Einnahmeausfälle, die die Tarifreform mit sich bringt, auszugleichen, schlägt das der Reform zugrunde liegende Gutachten, vor, dass Fürth aus der Tarifstufe A ausscheidet. Diese wäre dann allein Fahrten innerhalb von Nürnberg vorbehalten. Für Fahrten zwischen Nürnberg und Fürth wäre eine neue Tarifstufe nötig – mit ganz anderen, sehr wahrscheinlich höheren Preisen.

Fürth muss zustimmen

Noch ist die Reform nicht durch, verschiedene Gremien im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) müssen zustimmen, etwa die Gesellschafterversammlung, in der die Verkehrssparte der infra Fürth Sitz und Stimme hat, sowie der Grundvertragsausschuss in dem der Fürther Oberbürgermeister sitzt. Wird die Kleeblattstadt die Pläne durchwinken? Rathauschef Thomas Jung zeigt sich noch zurückhaltend. Am 30. April werde er ein Gespräch mit seinem Nürnberger Kollegen Ulrich Maly haben. „Wir streben eine Regelung an – ohne Blockadehaltung“, sagt Jung. Der Nürnberger Grundgedanke, Vielfahrer zu entlasten, sei ihm sympathisch. Ebenso das Vorhaben der Nachbarn, zur Gegenfinanzierung die Parkgebühren in der Innenstadt zu erhöhen.

Stefanie Ammon, Finanzreferentin der Stadt Fürth, verfolgt die Debatte um die Tarifreform ebenfalls mit Spannung. „Das ist wirklich mal eine Abkehr von der bisherigen Struktur“, sagt sie über die Nürnberger Planspiele. Nun brauche es ein Gutachten, dass die Auswirkungen auf Fürth sowie auf Fürther Fahrgäste zeigt. „Dann werden wir sehen, ob wir das eine oder andere übernehmen wollen oder sogar müssen", sagt Ammon.

Reagiert Fürth nicht, könnte das nämlich für einige Tickets ungewohnte Folgen haben: Der Preis für die Jahreskarte etwa wäre dann im großen Nürnberg um einiges billiger als im kleineren Fürth.

 

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