Tausendsassa Regenwurm

10.3.2019, 09:00 Uhr
Tausendsassa Regenwurm

© Foto: Petra Fiedler

Mit dem Spaten in der Hand stapfen Peter Köninger, Landwirt und Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, und sein Sohn Steffen aufs Feld. Zwar sind die Saatreihen des Winterweizens gut zu erkennen, aber das Frühjahrswachstum hat noch nicht eingesetzt. Für die Feldbegeher der Regionalinitiative — allen voran Landrat Matthias Dießl — ist der Zeitpunkt perfekt. Wer seinen Blick über die Oberfläche gleiten lässt, macht massenhaft winzige Löcher in der Krume aus. Mit ein bisschen Glück lässt sich erkennen, dass da jemand kleine Pflanzenteile in die millimetergroße Öffnung gezogen haben muss.

Peter und Steffen Köninger — als Landwirtschaftsmeister und Agraringenieur Vollprofis in Sachen Landbau und Viehwirtschaft — erklären ihre Produktionsweise mit einem beachtlichen Hintergrundwissen. Geht es doch an diesem zugigen Tag um Milliarden von Bodenlebewesen, die die Fruchtbarkeit der Äcker, aber auch den Schutz der Umwelt, garantieren. Dass beides zusammenhängt, daran besteht für beide kein Zweifel.

Wichtigster Helfer des Landwirts

Steffen Köninger, der Jungbauer, nimmt ein Stück des fruchtbaren Bodens auf den Spaten und weist auf einen der wertvollen Bewohner hin: ein Regenwurm windet sich im lockeren Erdreich. Der stumme, blinde und taube Gärtner ist für die vielen Löcher auf dem Acker verantwortlich und einer der wichtigsten Helfer des Landwirts. Trägt er doch maßgeblich dazu bei, dass der Boden gut belüftet ist, sich schnell erwärmt, dass er das Wasser einerseits gut speichern oder doch auch schnell abführen kann.

Ein Tausendsassa, der allerdings gepflegt werden will. Steffen Köninger beschreibt konservierende Bodenbearbeitung, den Unterschied von grob-, mittel- und feinporiger Bodenstruktur und demonstriert mit jedem Schritt auf seinem Acker, dass dieses agrarwissenschaftliche Hintergrundwissen die Basis für die optimalen Wachstumsbedingungen von Mais, Weizen und Co. ist.

Selbst Laien können diese Optimierung erspüren. Bei jedem Schritt federt der Boden mit. Dass dies nicht von ungefähr kommt, können die Köningers beschreiben. Neben der schonenden Bodenbearbeitung spielt der Anbau von Zwischenfrüchten eine große Rolle.

Zwischenfrüchte sind wichtig

Peter Köninger ist nicht nur Landwirt, sondern auch ein politischer Mensch. Und diese Kombination treibt ihn auch beim Feldbesuch der Regionalinitiative an: "Wir können die Artenvielfalt nicht nur mit einzelnen Blühstreifen retten", ist er überzeugt. Die Ökologie müsse auf der Fläche stimmen, meint er und verweist auf die bunten, blumen- und blütenreichen Zwischenfrüchte, die vor und nach der Ernte inzwischen weite Landstriche färben. Das Volksbegehren "Rettet die Bienen" im Hinterkopf sagt er, dass es nicht mehr ausreiche, gute und preisgünstige Produkte auf den Markt zu bringen. "Wir Bauern müssen mehr erklären, wie Landwirtschaft heute funktioniert."

"Der Zwischenfruchtanbau, die Mulchsaaten, die Punktlandung beim Ausfahren der Rindergülle, all die zum Handwerkszeug der modernen Agrarwirtschaft gehörenden Methoden füttern nicht nur Bienen, Schwebfliegen, Hummel und Schmetterlinge, sondern ernähren auf einem Hektar rund zehn Tonnen Bodenlebewesen."

Sie ermöglichen Wachstum, wenn es längst heiß und trocken geworden ist. Sie schaffen die durchlässige Bodenstruktur, die Starkregen auffängt und damit Mutterboden an Ort und Stelle hält und die Gewässer vor Bodeneintrag schützt. Für Peter Köninger ist der gesunde Boden die Basis allen Lebens.

Ihn aufzubauen und zu erhalten ist die Aufgabe von Landwirten, die genau wissen, was sie auf ihren Flächen tun. Peter Köninger meint exakt das, wenn er mit der Vorstellung aufräumt, wonach ein Bauernhof eine Art Streichelzoo für romantisierende Städter sein sollte. Für ihn steht fest: "Landwirtschaft und Naturschutz müssen gemeinsam funktionieren."

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