Tauziehen um Bäume am Brünnleinsweg

26.6.2013, 13:00 Uhr
Tauziehen um Bäume am Brünnleinsweg

© Hans-Joachim Winckler

Zu sehen sind eine Wand aus Holzlatten, auf der sich Moos und Kletterpflanzen breitmachen, und dahinter, zwischen Bäumen, Buschwerk und jeder Menge Brennnesseln, ein quietschblauer Container mit großer Informationstafel. „Wohnen in Bestlage“ steht in fetten Lettern darauf und weiter verkündet die Nürnberger Schultheiß Projektentwicklung GmbH, was genau hier bald zu haben sein soll: Reihenhäuser, Doppelhaushälften und „exklusive“ Wohnungen. Doch wann? Und wie viele?

Dem Bauausschuss wurde kürzlich erstmals ein Plan präsentiert, der eine Bebauung des 6000 Quadratmeter großen Grundstücks vorsieht, auf dem einst die Villa der Fabrikantenfamilie Soldan stand. Demnach sollen dort 13 Reihenhäuser entstehen, sechs Doppelhaushälften und – im Eck zwischen Forsthausweg und der Lärmschutzwand an der Südwesttangente — zwei Mehrfamilienhäuser mit je sieben Etagenwohnungen, vier Stockwerke plus Penthouse. Der Ausschuss lehnte ab. Und das hatte auch mit dem Reichsbodenfeld zu tun.

„Erhebliche Brisanz“

Mit der dortigen Bebauung, argumentierte der SPD-Fraktionsvorsitzende Sepp Körbl, sei „dieses Gebiet schon gut bedient“. CSU-Fraktionschef Joachim Schmidt hatte „grundsätzlich nichts einzuwenden“, doch fühlte er sich überrumpelt. Der Grund: Die Bauverwaltung hatte die Ausschussmitglieder nicht vorab mit Unterlagen zum Projekt Brünnleinsweg versorgt. Anhand einer Planskizze aber sollte das Gremium nun entscheiden, ob das Areal so bebaut werden kann oder nicht.

Baureferent Joachim Krauße wies darauf hin, dass es sich grundsätzlich sowieso um Baugebiet handelt, dass die Firma Schultheiß aber wissen müsste, ob sie ihre Vorstellungen umsetzen kann. Hintergrund und daher auch die Eile: Ihr Vertrag mit den Vorbesitzern enthalte eine zeitlich befristete Rücktrittsklausel. Es handle sich um eine Tischvorlage „mit erheblicher Brisanz“, begründete Schmidt seine ablehnende Haltung. „Da brauche ich vorher Unterlagen.“ Und auch Körbl erklärte zum Nein seiner Fraktion, dass er sich im Gremium erstmals mit dem Thema konfrontiert sehe. Nachdenklich stimmten die Stadträte offensichtlich auch Protestbriefe von Anwohnern, die einen „Moloch mit dichter Wohnbebauung“ auf sich zukommen sehen und um den „erheblichen Baumbestand“ auf dem Grundstück fürchten.

„Ein Vogelpark“

Vorerst bleibt also unklar, wie es weitergeht auf dem Soldan-Grundstück. Höchst unwahrscheinlich freilich ist, dass dort alles bleibt, wie es ist. Auf FN-Nachfrage sagte Konrad Schultheiß, Geschäftsführer der gleichnamigen Bauträgerfirma, man werde der Stadt dieser Tage den nunmehr vierten und einmal mehr abgespeckten Bebauungsvorschlag seit dem vergangenen Herbst unterbreiten. „Zwei oder drei“ Reihenhäuser wolle man streichen und mehr Bäume erhalten.

In Zahlen: Sollten nach Plan Nummer zwei im Dezember noch 75 Bäume gefällt werden und nach Plan drei 63, so sieht Plan Nummer vier, der dem Bauausschuss am 17. Juli vorgelegt werden soll, vor, dass nurmehr 40 Bäume der Motorsäge zum Opfer fallen. Hinzu kommen 15 Neupflanzungen. Schultheiß betont in diesem Zusammenhang, dass auf dem Soldan-Grundstück keine schützenswerten Eichen versammelt seien, sondern vor allem „Bäume, die ich als Unkraut bezeichne“. Und ein wenig bitter meint er: „Zwischen Forsthausstraße und Lärmschutzwand entsteht jetzt ein Vogelpark.“

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