Tempo 30: Verkehrslösung verlangt viel Geduld

3.2.2019, 10:00 Uhr
Tempo 30: Verkehrslösung verlangt viel Geduld

© Foto: Horst Linke

Für Bürger ist es oft unverständlich, wieso ihre Gemeinde über eine Straße, die mitten durch ihre Kommune verläuft, nicht die Entscheidungsgewalt hat. Schließlich weiß man vor Ort doch genau, was am besten ist.

Doch im Fall der Cadolzburger Hindenburgstraße handelt es sich um eine Staatsstraße. Hier entscheidet das Staatliche Bauamt in Abstimmung mit der Verkehrsbehörde des Landratsamtes, was geschieht. Staatsstraßen, so die Begründung, seien von überörtlicher Bedeutung und müssten auch Fernverkehr aufnehmen.

"Uns hat man immer gesagt, Tempo 30 geht auf keinen Fall", erinnert sich Bürgermeister Obst. Denn an Staatsstraßen ist das nur möglich, wenn sie offiziell als Unfallschwerpunkt eingestuft sind oder an ihr beispielsweise Seniorenheime oder Schulen liegen. All dies ist in Cadolzburg nicht der Fall.

Zu aller Überraschung klappte es plötzlich doch mit der Geschwindigkeitsreduktion. Wenn auch nur auf einem kleinen Teilabschnitt zwischen Rathaus und Steinbacher Straße. "Es ist immer wieder betont worden, dass es nur ein Modellversuch ist", erinnert sich Obst. Keinesfalls solle man sich Hoffnungen auf ein dauerhaftes Tempolimit machen, hieß es noch zum Auftakt im November. "Wir wurden auf den Modellversuch eingeschworen", sagt er.

Bis Ende 2019 wird dieser Versuch noch andauern. Überprüft werden soll damit, ob langsameres Autofahren mehr Radfahrer auf die Straße lockt, also das Sicherheitsgefühl erhöht.

Frühestens in drei, vier Jahren

Schon nach zwei Monaten wird der Modellversuch von den beiden Vereinen "Zukunft Cadolzburg" und "Lebenswertes Cadolzburg" begrüßt (wir berichteten). Beide Zusammenschlüsse sind aus dem Bürgerbegehren rund um die Umgehung entstanden und setzen sich nun für eine optimale Verkehrslösung in ihrer Gemeinde ein. Tempo 30 auf der gesamten Ortsdurchfahrt ist eine Forderung von beiden.

Forderung hin oder her: "Vor Abschluss und Auswertung des Modells kommen wir nicht weiter." Das entnimmt Bürgermeister Obst dem Schreiben aus dem Innenministerium. Doch in vielen sehr vorsichtigen Formulierungen lässt Innenminister Joachim Herrmann durchblicken, dass es vielleicht in Zukunft eine Geschwindigkeitsreduzierung auf der Ortsdurchfahrt geben könnte. "Es ist ein leichter Lichtpunkt am Ende des Tunnels", drückt sich Obst sehr zurückhaltend aus.

Wenn es denn kommen sollte, dann aber frühestens in drei bis vier Jahren. Dann nämlich will das Staatliche Bauamt die komplette Staatsstraße sanieren. Zuständig ist sie aber nur für die Fahrbahn.

Bis 2020 hat die staatliche Behörde daher die Gemeinde aufgefordert, ihre Pläne für Gehwege, Querungen und Beleuchtung vorzulegen. Dafür werden 2019 Planungsmittel im Haushalt stehen, sagt der Bürgermeister zu. Auch gemeinsam mit den Vertretern der beiden Bürgervereine will man sich an die Arbeit machen.

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