Teure Attraktivität in Obermichelbach

30.1.2015, 06:00 Uhr
Teure Attraktivität in Obermichelbach

© Foto: Michael Müller

„Der Gemeinderat kann mit seiner Arbeit zufrieden sein“, lautet das Fazit von Bürgermeister Herbert Jäger. Obermichelbach mit seinen Ortsteilen Untermichelbach und Rothenberg wächst beständig und kann inzwischen 3300 Einwohner verzeichnen. Die Geburtenrate ist zufriedenstellend, die Finanzen sind solide. Ist Wachstum nicht der Traum einer jeden Gemeinde?

„Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, gibt Jäger freimütig zu und beleuchtet beide Seiten der Medaille, denn „Wachstum ist auch mit neuen Herausforderungen verknüpft“. Als Bürgermeister freut sich Jäger darüber, dass Obermichelbach auch für junge Familien interessant ist: „Kaum wird ein Grundstück, ein Haus oder eine Wohnung frei, kommen Menschen von überall her, um bei uns zu wohnen.“

Durch die Besiedlung von Pfefferloh III und dem Neubaugebiet an der Veitsbronner Straße sowie die Aktivierung bebaubarer Flächen und brachliegender Grundstücke innerhalb des Orts sei die Gemeinde erneut gewachsen, berichtet Jäger, für den die Innenentwicklung seiner Gemeinde auch 2015 oberste Priorität hat. Mit neuen Wohngebieten kämen aber immer auch neue Auf- und Ausgaben, etwa für die Anpassung der Infrastruktur oder der Abwasseranlagen, auf die Gemeinde zu.

Zudem sei Zuzug mit mehr Kindern verbunden und so müsse man die Betreuungsangebote weiter ausbauen: „Wir haben neue Betreuungsplätze von der Kinderkrippe bis zum Hort geschaffen, doch jetzt sind alle Einrichtungen voll und wir müssten neu planen, ohne zu wissen, wie sich alles entwickelt.“

Der Gemeindechef rechnet mit weiteren 60 Neubürgern, wenn die barrierefreien Senioren-Wohneinheiten am Lindenweg fertiggestellt sind, die statt eines Seniorenheims, um das sich die Gemeinde jahrelang vergeblich bemühte, dort entstehen sollen: „Es ist zwar ein Teilerfolg, doch für mich ist es enttäuschend, dass kein Seniorenheim gebaut wird“, bedauert der Bürgermeister und erklärt, dass für den Bau einer solchen Einrichtung eine gesetzliche Marge von 5500 Einwohnern gilt. „Selbst wenn wir für weitere 200 Menschen etwa noch Pfefferloh IV als Baugebiet ausweisen würden, wäre diese Marge weder zu schaffen noch für die Gemeinde zu stemmen“, bleibt Jäger realistisch. Er hofft, dass sich ein Privatinvestor für den Bau einer kleineren Senioreneinrichtung finden lässt und verzeichnet es als Gewinn für die Gemeinde, dass sich nach langem Bemühen eine Apotheke niederlassen wird.

Wichtig sei ihm die Fertigstellung begonnener Projekte: „Die Aussegnungshalle wird fertig und wir bemühen uns, auch die Friedhofserweiterung abzuschließen.“ Straßen, Gehwege und Kanalisation sollen – wie in Rothenberg bereits begonnen – saniert werden. Der Gemeinderat wird sich 2015 mit der Nachverdichtung und der städtebaulichen Untersuchung sowie einer schnelleren Internetversorgung oder der Neuordnung der Energiekosten zu befassen haben.

Baustellen abarbeiten

In puncto Ortsentwicklung haben auch die Parteien ihre Vorstellungen. So wünscht sich Bernd Zimmermann als Fraktionsvorsitzender der CSU, dass „die bereits vorhandenen Baustellen erst einmal abgearbeitet werden, bevor man wieder neue Projekte in Angriff nimmt“. Die Gemeinde sollte mehr in den Kinder- und Jugendbereich investieren und den neuen Spielplatz an der Bürgerhalle endlich realisieren. Zimmermann möchte auch den Nightliner schnellstmöglich an Obermichelbach angebunden wissen, „auch wenn uns das ein paar zusätzliche Euro kostet“. Erklärtes Ziel der CSU-Fraktion sei der Bau eines Radwegs nach Niederndorf: „Die Bürger zeigen großes Interesse und deshalb sollte das Projekt bald in Angriff genommen werden.“

Indes hofft Ingrid Wendler-Aufrecht, Fraktionsvorsitzende der Grünen und zweite Bürgermeisterin, „dass sich die Kommune finanziell etwas erholt und zum Durchatmen keine neuen Vorhaben in Angriff nimmt“. Viele Projekte seien angestoßen worden, wie etwa die Erweiterung des Kindergartens oder der Bau der Aussegnungshalle, betont sie und setzt auf Verständnis in der Bürgerschaft, wenn der Gemeinderat beschließen sollte, keine weiteren Kredite aufzunehmen.

Auch der dritte Bürgermeister und SPD-Fraktionsvorsitzende Günther Lehner merkt an: „Wir müssen erst alle Baustellen fertig machen, bevor wir mit neuen beginnen.“ Wichtig sei der SPD die baldige Fertigstellung der Aussegnungshalle, der Friedhofs-Außenanlagen sowie auch die bessere Internet-Verbindung.

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