Tierische Botschaften aus dem Jenseits

13.9.2017, 09:00 Uhr
Tierische Botschaften aus dem Jenseits

© Foto: Markus Kohler

Zum elementaren Handwerkszeug eines jeden Orakels gehört nebst den Warnungen vor entsetzlichen Katastrophen – die Vorhersage einer Lichtgestalt, die alles wieder ins Lot rückt. Die Astrologie arbeitet mit den Mitteln der Astronomie, Geometrie, höherer Mathematik und dem Berechnen von Planetenbahnen. Eine US-Amerikanerin hatte sich sogar der Mühe unterzogen, für jeden der 360 Grade des Tierkreises ein eigenes Horoskop – das Sabische Orakel – zu erstellen.

Auch Roland Epper gestaltet seit November 2016 nach dem Vorbild des Sabischen Orakels für jeden Tag ein Orakelbild. Freilich bezieht er seine Inspiration nicht aus den Planetenkonstellationen, sondern von Anweisungen aus dem Hundehimmel. Eppers Hundedame Babe Kleinerhund weilt bereits seit einigen Jahren in feinstofflichen Sphären, von wo aus sie ihr Herrchen mit Botschaften versorgt – sagt jedenfalls der 66-jährige Grafiker mit der Nonchalance des intuitiven Künstlers.

Wie sehen nun diese Bilder des Hund-o-rakels aus? Es sind einfache Zeichnungen, am Computer verfeinert. Zum Inventar gehören Menschen mit Rastafrisur, Hunde und Vögel mit einem Ausdruck von "erleuchteter Stupidität".

Rätselhaft

Die Bildarrangements sind so rätselhaft wie die Unterzeilen. Da finden sich Aussagen wie "Fallen Zweige aus dem Himmel, hat die Taube versagt", oder "Wer seinen Hund Moses nennt, darf sich nicht wundern, wenn der vom nächstbesten Hügel mit 'ner Tafel rüberkommt."

Aber wie das so ist: Steht der Mensch vor einem Rätsel, steht er vor einem Werk mit un- oder widersinnigem Inhalt, so versucht er, einen höheren Sinn ausfindig zu machen. Und wenn er keinen Sinn herausliest, dann trägt er eben einen Sinn hinein. Meist eine Sinnstiftung, die im Unterbewusstsein des Betrachters schlummert und nun zum Ausbruch kommt.

Macht sich also Roland Epper über die Orakel als solche lustig? Sicher. Freilich, auch seriöse Prognosen taugen nichts mehr. Es mangelt in Eppers Werken nicht an Anspielungen auf politische Verhältnisse und Tonangeber, die bis vor einem Jahr niemand auf der Rechnung hatte, die geradezu außerhalb des vernünftigen Vorstellungsvermögens lagen. Und die heute unser Leben bestimmen, ja gefährden.

ZBis 31. Oktober in der Koffergalerie, Lange Straße 81

Verwandte Themen


Keine Kommentare