Tretroller im Tiefflug

22.4.2014, 11:00 Uhr
Tretroller im Tiefflug

© Sandra Stöckl

Zugegeben, auf den ersten Blick sehen die Stunt-Scooters, auch Freestyle-Scooters genannt, für den Laien aus wie ganz normale Kinder-Roller. Doch die buntlackierten und handlichen Fahrzeuge haben es in sich — das kann man derzeit täglich am Skatepark Schießanger beobachten. So auch am langen Osterwochenende: Ein Mädchen prescht damit so schnell sie kann über zahlreiche kleine Schanzen, ein Junge gleitet unterdessen mit dem Roller geschickt über ein Geländer.

Es herrscht wildes Durcheinander auf der Fahrbahn. Zumindest so lange, bis die US-Profis Cory Vanlew und Elliott Arnold auftauchen. Sie stecken momentan inmitten ihrer fast zweimonatigen Europa-Tour. Ähnlich wie Musiker tingeln sie von Stadt zu Stadt: Barcelona, Prag, Wien, Fürth und viele Orte mehr. Unter der Woche zeigen die Sportler Präsenz an verschiedenen Skateparks und geben Autogrammstunden, am Wochenende nehmen sie an Wettkämpfen teil.

Was sich nach viel Spaß anhört, ist für die jungen Männer harte Arbeit im wahrsten Sinn des Wortes, es ist nämlich ihr Job. Der 22-jährige Cory fährt schon seit zehn Jahren, fünf davon als Profi. „Er ist in der Szene super-angesehen und einer der stylischsten Fahrer überhaupt“, sagt Manager Marco Giehm (31), während sich die beiden Sportler warmfahren. Elliott hingegen sei ein richtiges Nachwuchstalent. Der 20-Jährige stand 2010 zum ersten Mal auf einem Scooter. Bereits zwei Jahre später begann der junge Amerikaner, die Fun-Sportart professionell zu betreiben.

In den USA sind die handlichen Roller schon längst populär bei den Kids. Bis dieser Trend nach Deutschland schwappte, dauerte es jedoch etwas. Erst seit etwa drei Jahren gehen die Scooters auch hierzulande in großen Mengen über die Ladentheken, erklärt Giehm, der auch einen Skateshop in der Region betreibt. Seitdem sind die kleinen Flitzer von der Straße und den Skateparks kaum wegzudenken.

Nichts geht ohne Sponsoren

Wie bei fast allen Sportarten blieb es nicht lange ausschließlich beim Vergnügen, rasch wurden Wettkämpfe organisiert. Um hier wirklich Erfolg zu haben, müssen die Teilnehmer etwa von Roller- oder Schuhherstellern gesponsert werden. Die haben ihr eigenes System: Neben den Profis, die davon leben können, sind da noch Amateure — sie bekommen die Reisen zu verschiedenen Wettkämpfen bezahlt — und sogenannte Flow Rider, die die nötigte Ausrüstung erhalten.

Einer von ihnen ist Ben (14). Der ehrgeizige Nachwuchssportler ist an Wochenenden sowie in den Ferien in der Kleeblattstadt zu Besuch und verbringt dann viel Zeit im Skatepark, um seinen Fahrstil zu verbessern. Über die im vergangenen Jahr eröffnete Anlage freute sich der Schüler, der sonst in München wohnt, natürlich riesig. „Die ist so gut ausgestattet, eine der besten, die ich je gefahren bin.“

Auch die Profis staunen nicht schlecht über das, was Fürth zu bieten hat. „Der Park bietet viele Möglichkeiten, und man kann kreativ werden“, findet Giehm. Nachdem sich die Fahrer aufgewärmt haben, legen sie richtig los; springen hoch und drehen sich in der Luft, schlittern über Mauern... und fallen auch mal hin. Der Sport „ist einfach zu lernen, aber schwer zu meistern“, weiß Ben.

Cory und Elliott haben fast die ganze Fahrbahn für sich. Die meisten Hobbyfahrer beobachten die beiden lieber respektvoll aus der Ferne — man kann ja was lernen. Auch Ben guckt sich gerne ein paar Tricks von seinen Vorbildern ab, schließlich seien das „zwei Ikonen“.

Elliott und Cory werden demnächst noch einmal ihre Tricks im Skatepark Schießanger zeigen. Kurzfristiger Termin auf der Facebookseite von AOscooter.

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