Trockenes Fürth: Wann wird’s mal wieder richtig regnen?

22.10.2018, 06:00 Uhr
Trockenes Fürth: Wann wird’s mal wieder richtig regnen?

© Hans Winckler

Der Deutsche Wetterdienst ist nicht für seine Liebe zu alten Schlagern bekannt. Jetzt sahen sich die Experten allerdings zum Umdichten eines Rudi-Carrell-Gassenhauers genötigt und wunderten sich: "Wann wird’s mal wieder richtig regnen?" Außergewöhnliche Trockenheit prägt seit Monaten das Bild. Die Dürre hat Konsequenzen.

"Wir müssen davon ausgehen, dass 2018 ein Rekordjahr wird", sagt Stefan Dunger, Betriebswart des Wasserverbands Knoblauchsland. Es ist eine Höchstleistung, nach der freilich niemand gestrebt hat: "Natürlich wurde mehr Wasser verbraucht", macht Dunger klar. Wie viel genau, werde sich am Jahresende herausstellen, wenn die Aufzeichnungen einen Vergleich mit den Vorjahren erlauben. Die sandigen Böden im Knoblauchsland seien zwar hervorragend für den Gemüseanbau geeignet. Aber: "Sie bedürfen einer zusätzlichen Beregnung."

Der 1960 gegründete Verband macht das möglich. Im Fürther Wiesengrund an der Kapellenruh wird aus Brunnen, die zwischen zehn und 50 Metern vom Gewässer entfernt sind, Uferfiltrat entnommen und weitergeleitet. Anders als zum Beispiel der erschreckend schmal gewordene Rhein lassen Rednitz und Pegnitz auch jetzt keine deutlichen Spuren von Austrocknung erkennen. "Das liegt am Überleitungssystem, das Wasser aus Altmühl und Donau hierher führt", erklärt Stefan Dunger.

Leere Behälter

Trockenes Fürth: Wann wird’s mal wieder richtig regnen?

© Hans Winckler

Michael Höfler, Gemüsebauer aus Sack, hat drei Hochbecken, die insgesamt 3600 Kubikmeter Wasser aufnehmen könnten. Ein Regen-Auffangsystem von der insgesamt rund 23 000 Quadratmeter großen Fläche der Glasdächer seiner Gewächshäuser soll die Behälter füllen. Mit der Hand zeigt er an der meterhohen Außenwand eines Beckens, wie niedrig der aktuelle Stand im Inneren ist – er muss sich tief bücken. Gerade mal ein Bodensatz von etwa 30 Zentimetern ist vorhanden. "Das bissl Wintervorrat, da hat es ja auch nicht viel Niederschlag gegeben, war schon Mitte Mai aufgebraucht", erinnert sich Höfler. Seitdem muss er beim Abwasserverband das unabdingbare Nass dazu kaufen. Keine Frage, das ist für ihn ein zusätzlicher hoher finanzieller Aufwand.

In seinen Gewächshäusern gedeihen Schlangengurken und Paprika. Der heiße Sommer mit zeitweise weit über 30 Grad Hitze ist auch eine Herausforderung für das Gemüse. "Aber die Kultur steht gut", sagt Michael Höfler und schaut auf die langen Reihen von hohen Pflanzen, an denen Paprika reifen. Mit einer gravierenden Wetteränderung rechnet er nicht: "Da kommt auch nächste Woche nichts Weltbewegendes." Was könnte helfen? "Ein richtiger Landregen. So wie wir den früher hatten." Nur dann könnte der trockene Boden das Wasser auch wirklich aufnehmen. "Bei so einem heftigen Sturzregen läuft 70 Prozent nämlich einfach ab."

Irgendwann muss sich das Wetter ja mal wieder ändern. Sabine Kirner macht das kleine Holzhaus auf ihrer Parzelle im Gartenbauverein Fürth am Espan auf jeden Fall schon einmal winterfest und streicht die Fenster. "Der Sommer war schon schön, aber er hatte auch Schattenseiten", sagt sie. "Wir haben gegossen ohne Ende, damit die Pflanzen überleben, aber nicht alle haben es geschafft." Dankbar ist sie für die Bäume auf dem Grundstück: "Ohne den Schatten hätten wir wohl keine Wiese mehr."

Traurig stimmt sie das Ausbleiben vieler vertrauter Besucher: "Ich komme gerne schon sehr früh hierhin, um die Tiere zu beobachten. Aber es gab diesmal viel weniger Vögel, Schmetterlinge oder überhaupt Insekten. Jetzt sind auch weniger Eichhörnchen da. Das hängt alles mit der Trockenheit zusammen."

"Massivste Probleme" mit sich gebracht zu haben, bescheinigt auch Stefan Mielchen dem regenlosen Sommer und Frühherbst. Der Vorsitzende des Fischereivereins Fürth erklärt: "Die Fische leiden durch die Sonneneinstrahlung und den niedrigen Wasserstand unter Sauerstoffmangel." An der Pegnitz unterhalb der Ludwigsbrücke sei die Wassertemperatur während der Hitzeperiode einmal auf 27 Grad angestiegen. Ein kritischer Wert: "Ab 28 Grad können zum Beispiel Bachforellen nicht überleben."

Der Verein ("Natur-, Tier- und Artenschutz hat für uns die größte Priorität") kümmert sich nicht nur um diverse Fließgewässer, sondern auch um eine ganze Reihe von Weihern, Teichen und Seen. "Teilweise fehlt dort mittlerweile bis zu einem Meter Wasser." Eine weitere Sorge bedrückt Mielchen allerdings an der Pegnitz: "Der Kanu-Tourismus ist in dieser Situation zu einem großen Problem geworden. Das beginnt damit, dass der Paddelschlag die Fischlaiche zerstört und die Kanuten durch die Laichgebiete trampeln, wenn sie an Ufer gehen."

Ein Blick in den strahlenden blauen Himmel über Fürth: "Ich würde mich über Regen freuen", sagt Mielchen. "Schönen, dauerhaften Regen." Die Aussichten dafür sind schlecht. Am Wochenende übernimmt ein neues Hoch namens Wolfgang.

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