Trommeln gegen Ungleichheit bei Mai-Demo in Fürth

1.5.2015, 15:02 Uhr
Trommeln gegen Ungleichheit bei Mai-Demo in Fürth

© Armin Leberzammer

Die Internationale kam vom Band, nicht aus den Kehlen des Proletariats und auch sonst hat sich vieles verändert seit die Gewerkschaften vor 125 Jahren zum ersten Mal den Protesttag veranstalteten. Gleich geblieben ist jedoch die Ungleichheit – das jedenfalls monierten praktisch alle Redner.

„Boxer bekommen 120 Millionen für einen Kampf, während andere ihre Miete nicht bezahlen können“, brachte es André Hermany, Fürths katholischer Dekan, bekannt zugespitzt auf den Punkt. Mehr noch als überzogene Sportlergagen regte er sich über Menschen auf, „die in Aufsichtsräten irgendeinen Scheiß machen und dann noch mit Millionen abgefunden werden.“

Oberbürgermeister Thomas Jung betonte, dass trotz guter Konjunktur immer noch viele auf Hartz IV angewiesen seien ohne die Aussicht auf reguläre Arbeit. „Diese Ungleichheit muss uns Gewerkschafter und Sozialdemokraten bewegen“, so Jung. Mit dem unlängst in Kraft getretenen Mindestlohn sei ein Schritt in die richtige Richtung getan: „Das ist eines der besten und wichtigsten Gesetze des vergangenen Jahrzehnts gewesen.“

Als Hauptrednerin war die Landesbezirksleiterin von ver.di Bayern, Luise Klemens, nach Fürth gekommen. Neben Themen wie dem Freihandelsabkommen TTIP und den Flüchtlingsdramen im Mittelmeer setzte sie sich mit der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt auseinander. „Nicht alles, was möglich ist, darf auch gemacht werden“, meinte sie beispielsweise im Hinblick auf die Überwachung von Arbeitnehmern beim Online-Riesen Amazon. Diese würden in ihren Schichten „total gehetzt und kommen täglich auf einen Laufweg von zehn Kilometern, doch bei fünf Minuten ‚Inaktivität‘ gibt es sofort eine Abmahnung.“

Ein Geschäftsgebaren, das an die Ausbeutung zu Beginn der Industrialisierung erinnere. Nicht besser trete "Uber", ein weiterer Aufsteiger des Internetzeitalters, auf. „Wir wollen kein Ebay für Arbeitsplätze“, fasste sie ihre Forderung nach fairen Arbeitsverhältnissen und gerechter Entlohnung zusammen. Die Bundesregierung wiederum mahnte sie von dem geplanten Gesetz zur Tarifeinheit Abstand zu nehmen, da dieses schlicht und einfach verfassungswidrig sei.

Empört zeigte sich Klemens über Forderungen der CSU, das Streikrecht in der Daseinsvorsorge und in kritischen Infrastrukturbereichen einzuschränken. „Hände weg vom Streikrecht“, lautete ihre klare Aufforderung und unterstrich die Widerstandsfähigkeit der Gewerkschaften in der Vergangenheit dank der vieles erreicht worden sei: „In 125 Jahren wurde uns noch nie etwas geschenkt.“

4 Kommentare